Übersicht aller NTDs

Die WHO benennt zwanzig Krankheiten als Neglected Tropical Diseases (NTDs). Diese finden Sie hier, sortiert nach Erregern (Quelle: WHO / DNTDs (.pdf); Stand August 2017)

A - Bakterien und Pilze:

Buruli-Ulkus

Erreger: Mycobacterium ulcerans
Übertragung: Noch ungeklärt, vermutlich durch Kontakt mit Wasser sowie durch Mücken übertragen
Betroffene: Circa 5000–6000 berichtete Fälle jährlich aus 15 der 33 endemischen Länder (v.a. West-Afrika), meist Kinder unter 15 Jahren
Symptome/Verlauf: Schmerzfreie Hautgeschwüre vor allem an Armen und Beinen. Mögliche
Spätfolgen: Amputationen, Versteifung eines Gelenks, infolge der Verkürzung von Muskeln und Sehnen auf der Grundlage der Narbenbildung.

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Lepra

Erreger: Mycobacterium leprae
Übertragung: Durch Tröpfcheninfektion und Kontakt mit verletzter Haut
Betroffene: Circa 250.000 neu infizierte Menschen pro Jahr, vor allem in Indien und Brasilien
Symptome/Verlauf: Nervenschäden, chronische Behinderung durch Verstümmelungen, Blindheit, Tod durch Sekundärinfektionen.

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Myzetom, Chromoblastomykose und weitere (tiefe) Weichteilmykosen

Erreger: Bakterien und Pilze (bsp. Actinomyces israelii oder Nocardia brasiliensis)
Übertragung: Verschiedene Bakterien und Pilze, die durch kleinste Verletzungen (z.B. beim Barfussgehen) zu einer Infektion unter der Haut führen.
Betroffene: Vor allem in den Tropen und Subtropen des sogenannten „Mycetoma-Belt“ (bsp. Mexiko, Venezuela, Senegal, Sudan, Indien)
Symptome/Verlauf: Kleinknotige Geschwüre, Infektion von Haut, Weichteilen und Knochen, die das Gewebe zerstören; ggf Amputation nötig. Die Chromoblastomykose (nur durch Pilze hervorgerufen) verläuft meist nicht tödlich, Heilungen verlaufen jedoch langsam.

Trachom (ägyptische Körnerkrankheit)

Erreger: Chlamydia trachomatis
Übertragung: Direkter Kontakt über Schleimhäute oder indirekter Kontakt mit kontaminierten Gegenständen
Betroffene: Circa 21 Millionen Menschen sind infiziert, was bei 2,2 Millionen bereits zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens geführt hat. 1,2 Millionen sind bereits erblindet.
Weltweite Verteilung
Symptome/Verlauf: Fremdkörpergefühl im Auge, tränende Augen, Schwellung des Oberlides, Blutgefäße auf Bindehaut, Vernarbung der Augen, Erblindung.

Frambösie (Yaws)

Erreger: Treponema pallidum und Treponema carateum
Übertragung: Hautkontakt mit Infizierten, indirekt über Kontaminationen, eventuell mechanische Insektenübertragung
Betroffene: Genaue Anzahl unbekannt. In Ghana, Papua Neu-Guinea und den Salomonen werden jährlich 10.000 Fälle registriert.
Symptome/Verlauf: Hautverletzungen und Abszesse.

B - Würmer:

Zystizerkose (Schweinebandwurminfektion des Darmes und zentralen Nervensystems)

Erreger: Taenia solium (Schweinebandwurm)
Übertragung: Kontaminiertes Fleisch eines infizierten Tieres führt zu Bandwurmbefall (Taeniasis), die Aufnahme von Eiern führt zur Ausbildung von Zysten in Muskeln und Gehirn (Zystizerkose bei Schweinen und Menschen)
Betroffene: Es wird geschätzt, dass 2,5 bis 8 Millionen Menschen unter einer Neurozystizerkose leiden, welche circa 30 Prozent der Epileptiker in den endemischen
Ländern ausmacht. Es existieren keine verlässlichen Zahlen.
Symptome/Verlauf: Die Krankheit tritt in zwei Formen auf:
1. Taeniasis: Infektion mit erwachsenem Bandwurm führt zu milder Darmerkrankung
2. Zystizerkose: Infektion mit Eiern des Schweinebandwurms führt zu Fieber, Muskelschwellungen, Kopfschmerzen, Sehverlust, Strabismus, Myositis, Epilepsie.

Medinawurm (Dracunculose)

Erreger: Dracunculus medinensis
Übertragung: Aufnahme von infizierten Wasserflöhen mit unsauberem Wasser
Betroffene: 1986: 3,5 Millionen in 20 Ländern; 2000: in Asien ausgerottet; 2006: 25.000 Fälle; 2012: 542 Fälle in 4 afrikanischen Ländern, insbesondere im Sudan (> 90 Prozent); 2016: 25 Fälle
Symptome/Verlauf: Geschwüre vor allem im Bereich der Beine, sehr starke Schmerzen, Fieber, Risiko von Sekundärinfektionen beim Versuch den Wurm zu entfernen.

Echinokokkose (Hunde- und Fuchsbandwurm)

Erreger: Echinococcus granulosus, Echinococcus multilocularis
Übertragung: Weitergabe der Parasiteneier über den Stuhl von Hunden, Füchsen und anderen Fleischfressern. Infizierte Menschen übertragen die Erkrankung nicht.
Betroffene: Circa 1 Million weltweit, in endemischen Regionen bis 50 per 100 000 pro Jahr
Symptome/Verlauf: Die Krankheit tritt in zwei Formen auf:
1. Zystische Echinokokkose (betrifft hauptsächlich Leber und Lunge): Bauchbeschwerden, Übelkeit/Erbrechen, Atemnot (übertragen durch Hund).
2. Alveoläre Echinokokkose: Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Leberversagen. Unbehandelt tödlicher Verlauf (übertragen durch Fuchs).

Trematoden

Erreger: Verschiedene parasitäre Saugwurm-Arten (bsp. Fasciola hepatica)
Übertragung: Durch Lebensmittel (bsp. Fisch, Krustentiere). Komplexer Übertragungsweg mit mindestens einem Zwischenwirt.
Betroffene: Circa 40 bis 60 Millionen in über 70 Ländern
Symptome/Verlauf: Knötchenbildung, Atemnot, Husten, Darmentzündung, Gallenblasenentzündung, Leberzirrhose, Milzvergrößerung.

Lymphatische Filariose (Elephantiasis)

Erreger: Wucheria bancrofti, Brugia malayi/timori (Filarien/Fadenwürmer)
Übertragung: Verschiedene Mückenarten
Betroffene: Circa 120 Millionen in tropischen und subtropischen Ländern
Symptome/Verlauf: Körperliche Behinderung durch Lymphödeme an Beinen, seltener an den Armen, den Genitalien sowie der Brust, Vergrößerung/Verhärtung der Haut, akute Infektionen/Fieber.

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Flussblindheit (Onchozerkose)

Erreger: Onchocerca volvulus (Filarien/Fadenwürmer)
Übertragung: Durch blutsaugende Kriebelmücken
Betroffene: Circa 40 Millionen Menschen, 99 Prozent in Afrika
Symptome/Verlauf: Erwachsene Würmer setzen sich im Bindegewebe fest und produzieren Mikrofilarien, diese verbreiten sich im Körper. Das führt bei 10 Prozent der Betroffenen zu Blindheit durch Einwanderung ins Auge sowie starken Juckreiz der Haut.

Bilharziose (Schistosomiasis)

Erreger: Schistosoma mansoni, haematobium und weitere Pärchenegel derselben Gattung
Übertragung: Larvenform durchdringt bei Kontakt mit infektiösem Wasser die Haut. Wasserschnecken sind notwendige Zwischenwirte.
Betroffen: Circa 240 Millionen Menschen weltweit. Weitere 700 Millionen leben in endemischen Gebieten und damit unter Risiko sich mit der Bilharziose zu infizieren.
Symptome/Verlauf: Schäden an befallenen Organen (v.a. Leber, Blase, Darm) mit Blutarmut. Selten tödlich, aber erhebliche Schwächung der körperlichen und geistigen
Leistungsfähigkeit.

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Boden-übertragene Wurmerkrankungen

Erreger: Hauptsächlich: Ascaris lumbricoides, Trichuris trichiura, Necator americanus, Ancylostoma duodenale
Übertragung: Orale Aufnahme der mit menschlichem Stuhl ausgeschiedenen Eier bzw. bei Hakenwürmern (Ancylostoma, Necator) Hautkontakt mit Larven, welche in die Haut eindringen.
Betroffene: Vor allem Kinder, geschätzt 880 Millionen in tropischen und subtropischen Ländern.
Symptome/Verlauf: Durchfall, Schwäche, Gewichtsverlust, Anämie. Bei Kindern deutliche Reduktion der schulischen Leistung.

C - Protozoen (parasitische Einzeller):

Chagas-Krankheit (Amerikanische Trypanosomiasis)

Erreger: Trypanosoma cruzi
Übertragung: Durch den Kot blutsaugender Raubwanzen und hiermit kontaminierte Nahrung
Betroffen: 8 Millionen Menschen, vor allem in Mittel- und Südamerika
Symptome/Verlauf: Schädigung innerer Organe (vor allem Herz, Magen-Darm-Trakt): Herzschwäche, Herzrhythmusstörung, Schluckstörung etc. - Unbehandelt in bis zu 10 Prozent der Fälle tödlich.

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Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis)

Erreger: Trypanosoma brucei gambiense und rhodesiense
Übertragung: Durch blutsaugende Tsetse-Fliegen
Betroffene: Afrika - 2014: 3796 gemeldete Fälle (geschätzte Anzahl aller Fälle: 15000) sowie 70 Millionen unter Risiko lebende Menschen
Symptome/Verlauf: Fortschreitende Schädigung des zentralen Nervensystems, die zu Kopfschmerzen, Delirium und Koma führt. Die Erkrankung ist unbehandelt tödlich.

Leishmaniose (kutane und viszerale)

Erreger: Verschiedene Leishmania-Arten
Übertragung: Durch blutsaugende Sandmücken
Betroffen: Circa 12 Millionen Menschen (90 Prozent in Indien, Brasilien sowie diversen afrikanischen Staaten). Weitere 350 Millionen leben unter Risiko, auch Mittelmeerländer sind hiervon betroffen.
Symptome/Verlauf: Es existieren zwei Krankheitsformen:
1. Hautleishmaniose (kutane) („Orientbeule“): Geschwüre die körperliche Behinderung bedingen können, Stigmatisierung durch spätere Narbenbildung
2. Innere Leishmaniose (viszerale) („Kala azar“): Vergrößerung von Leber und Milz, Gewichtsverlust, Fieber, hohe Sterblichkeitsrate (bis 100 Prozent in zwei Jahren) in
Entwicklungsländern.

D - Ektoparasiten (Parasiten, die nicht im Menschen leben):

Krätze (Skabies)

Erreger: Krätzmilben (Sarcoptes scabiei)
Übertragung: Die Milben werden übertragen durch:
a) direkten (auch kurzen) Hautkontakt
b) Hautschuppen in Wäsche, Betten etc.
Nachfolgend bohren sie sich in kleinen Gängen durch die oberen Hautschichten und legen dort ihre Eier ab. Die zwei bis drei Tage später schlüpfenden Larven entwickeln sich dann innerhalb von drei Wochen zu geschlechtsreifen Krätzmilben.
Betroffen: Weltweit circa 130 Millionen Infizierte
Symptome/Verlauf: Hauterkrankung, die mit heftigem Juckreiz, juckenden Knötchen oder Papeln, entzündlichen Hautveränderungen und aufgekratzten Hautstellen einhergeht.

E - Viren:

Dengue- und Chikungunya-Fieber

Erreger: „Dengue-„ und „Chikungunya“-Virus (Flaviviren)
Übertragung: Stechmücken, v.a. Aedes aegypti
Betroffen: Dengue: Circa 400 Millionen Neuinfektionen pro Jahr bei vermutlich jedoch vielen nicht-berichteten Fällen. Fast 4 Milliarden Menschen tropischen und subtropischen Ländern leben unter Risiko.
Symptome/Verlauf: Meist grippeartige Symptome, in schweren Fällen (hämorrhagische Form) mit inneren Blutungen (Dengue) beziehungsweise starken Knochen- und
Gelenkbeschwerden, teils mit chronischem Verlauf (Chikungunya).

Tollwut

Erreger: „Rabies“-Virus
Übertragung: In 99 Prozent der Fälle durch einen Hundebiss
Betroffene: Jährlich mehr als 15 Millionen Verdachtsfälle und circa 55.000 Tote (99 Prozent davon in Entwicklungsländern mit einem Schwerpunkt in Indien).
Symptome/Verlauf: Erst Sensibilitätsverlust an Bisswunde, Lähmungen, Angst, Verwirrtheit, Halluzinationen und Schlaflosigkeit. Verläuft immer tödlich.

F - Gifte:

Schlangenbiss-Vergiftung

Erreger: Giftschlangen (bsp. Kobra („Naja Naja“))
Übertragung: Bissverletzung mit Abgabe von neurotoxischen Giften
Betroffene: Schätzungsweise erkranken jährlich circa 1,8 – 2,7 Millionen Menschen ernsthaft an einer Schlangenbissverletzung. Hiervon versterben circa 95 Tausend, während weitere 300 Tausend eine chronische Behinderung erleiden. Diese umfassen eine Stigmatisierung durch Entstellung, körperliche Immobilität und Blindheit.
Symptome/Verlauf: Allergische Reaktionen, Gerinnungsstörungen, Atemwegseinschränkungen / Lähmungen durch Nervengifte (Neurotoxine), Infektionen der Bisswunde,
Hautnekrosen mit Narbenbildung / Kontrakturen, Erblindung (bei Speischlangen).