Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V., 1957 als „Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk“ in Würzburg gegründet, widmete sich in den ersten drei Jahrzehnten ihres Bestehens in erster Linie dem weltweiten Kampf gegen Lepra. Und das mit Erfolg: 1983 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die von der DAHW und dem Forschungszentrum Borstel entwickelte Kombinationstherapie (Multi-Drug-Therapie) zum weltweiten Standard. In der Folge gelang es in den kommenden Jahren, die Lepra-Neuerkrankungen weltweit deutlich zu reduzieren.

Synergien in der Lepra- und TB-Arbeit

In diesem Zuge gewann Ende der 1980er-Jahre eine andere, weltweit grassierende Krankheit zunehmend an Bedeutung in der Arbeit des Hilfswerks: die Tuberkulose. Ihr Erreger, das Stäbchenbakterium Mycobacterium tuberculosis, und der Erreger der Lepra gehören der gleichen Familie an und weisen daher ähnliche Eigenschaften auf. Eines der Antibiotika, das bei der Kombinationstherapie beider Krankheiten zum Einsatz kommt, ist identisch. Die Therapie dauert in der Regel mindestens sechs Monate, häufig allerdings auch deutlich länger. Beide Erkrankungen stehen im Zusammenhang mit sogenannten sozialen Determinanten der Gesundheit – den allgemeinen sozioökonomischen, kulturellen und umweltbezogenen Lebensbedingungen eines Menschen.

Aufgrund dieser Parallelen ergeben sich im Kampf gegen Lepra und Tuberkulose zahlreiche Synergien, sodass die DAHW in vielen ihrer Einsatzländer in Afrika, Asien und Lateinamerika den Ausbau der bestehenden Lepra-Kontrollprogramme zu kombinierten Lepra- und TB-Kontrollprogrammen unterstützt. Mit seiner Namensänderung im Jahr 2003 in DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe trug das Hilfswerk dem neuen bedeutenden Tätigkeitsfeld Rechnung und eliminierte zugleich den nicht mehr zeitgemäßen, weil Stigma fördernden Ausdruck „Aussatz“.

Schwerpunkte und Ansätze der DAHW

Neben der Diagnose und Behandlung von Tuberkulose in den DAHW-unterstützten Krankenhäusern, fördert das Hilfswerk die Aus- und Fortbildung für medizinisches Fachpersonal, die medizinische Beratung und Qualitätskontrolle von örtlichen Gesundheitsleistungen sowie die Vernetzung aller im Gesundheitswesen Tätigen. Ein Schwerpunkt liegt auf der aktiven Tuberkulose-Fall-Suche in entlegenen und schwer zugänglichen Regionen mit mobilen Kliniken. Auch Flüchtlingssiedlungen, Gefängnisse und Slums werden von DAHW-Teams aufgesucht. Denn oft sind Betroffene gar nicht in der Lage, einen Arzt aufzusuchen, haben keinen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen oder fürchten das mit der TB-Diagnose einhergehende Stigma.

Auch deshalb ist die Aufklärungsarbeit Teil der TB-Strategie der DAHW: Sie hilft, Vorurteile gegenüber TB-Betroffenen zu mindern und somit frühzeitigere Diagnosen und eine verbesserte Behandlungstreue zu erreichen. Zudem stehen bei der DAHW Personengruppen im Fokus, die aufgrund ihrer körperlichen und/oder seelischen Konstitution (zum Beispiel Behinderung, Schwangerschaft, hohes Alter oder auch Kinder) oder/und einer schwierigen sozialen Situation (zum Beispiel Obdachlosigkeit) besonders vulnerabel, also verletzlich sind. Um nachhaltige Hilfe zu leisten und Resistenzentwicklungen zu vermeiden, werden in der Arbeit ganzheitliche, innovative Ansätze unter Berücksichtigung der sozialen Determinanten verfolgt.

Humanitäre Hilfe und TB

Da die DAHW in vielen Krisenregionen der Welt zum Teil seit Jahrzehnten in enger Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen aktiv ist, ist sie mitunter als eine der wenigen Hilfswerke in der Lage, vor Ort humanitäre Hilfe zu leisten. Dazu zählt die Verteilung von Lebensmitteln und Hygieneartikeln, aber auch eine grundlegende Gesundheitsversorgung, in deren Rahmen unter anderem auf Tuberkulose getestet wird. Denn die Strapazen, die Unterversorgung und die Unterbringung auf engstem Raum unter schlechten Hygienebedingungen – all das steigert das Risiko einer TB-Erkrankung. Je früher diese erkannt und behandelt wird, desto geringer ist das Risiko, dass Menschen sterben oder eine Epidemie ausbricht.

Aktuell setzt die DAHW Tuberkulose-Projekte in Afghanistan, Äthiopien, Indien, Liberia, Nigeria, Pakistan, Sierra Leone, Südsudan, Tansania, Togo und Uganda um.