24. Juni 2016

Entwicklung schafft Frieden

Mehr Geld für den Verteidigungshaushalt schafft nicht mehr Frieden, sagt das Hilfswerk DAHW. Die Forderung lautet: keine Erhöhung des Rüstungsbudgets, bevor nicht die lange versprochenen 0,7 % des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungszusammenarbeit im Haushalt stehen.

DAHW: Mehr Geld für arme Länder statt für Rüstung

(Würzburg, 24. Juni 2016). Derzeit investiert Deutschland rund 0,4 % des BIP für die Entwicklungszusammenarbeit, allerdings 1,2 % für Verteidigung. In den kommenden Wochen werden die Weichen dafür gestellt, dass diese Diskrepanz wohl noch größer wird. Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe befürchtet, dass damit die Fluchtursachen noch verschärft werden und fordert ein Umdenken.

„Menschen fliehen, weil ihre Häuser zerbombt wurden oder weil Soldaten sie mit dem Tod bedrohen. Hauptsächlich fliehen sie aber, weil sie keine Perspektive mehr haben für sich und ihre Familien“, fasst Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW, die Probleme zusammen: „Keine Perspektive bedeutet für die meisten Menschen, dass sie nicht wissen, wie sie ihre Kinder ernähren oder Krankheiten besiegen können.“

DAHW fordert: keine „Flüchtlings-Firewall“

Dass die EU über ihre Investitionsbank jetzt mehr Geld für die Staaten südlich und östlich des Mittelmeers bringen möchte, löst nach Ansicht der DAHW nicht die dringenden Probleme: „Damit werden keine Fluchtursachen bekämpft, es wird hier nur eine Flüchtlings-Firewall aufgebaut. Wir bezahlen nicht so reiche Staaten dafür, dass sie Flüchtlinge aus noch ärmeren Ländern nicht zu uns durchlassen. Das ist zutiefst beschämend“, so der DAHW-Chef weiter.

Eine Lösung könnte nach Ansicht der DAHW so aussehen: Mindestens genau so viel Geld in die Entwicklungszusammenarbeit wie in den Rüstungshaushalt, und dies in nachhaltige Projekte investieren. Kömms Beispiele: „Besonders nachhaltig ist der Aufbau eines qualitativ hochwertigen Bildungs- und Gesundheitssystems.“

In den meisten Ländern gibt es zudem noch keine funktionierende Infrastruktur, Handelsschranken verhindern die Entwicklung aus eigener Kraft. „EU-Kommission und Bundesregierung müssen umdenken, fordert Kömm: „Entwicklungsländer müssen Partner werden und keine dauerhaften Almosenempfänger.“

Die DAHW verfügt über fast 60 Jahre Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit und sieht dies als Weg, künftige Konflikte bereits im Vorfeld vermeiden zu können. Geschäftsführer Kömm sagt daher: „Der beste Weg zum Frieden ist eine echte und ehrliche Armutsbekämpfung. Das bedeutet deutlich mehr Unterstützung als bislang. Mindestens so viel, wie vor Jahren bereits durch die Regierungen der reichen Länder versprochen wurde.“

Im Jahr 2016 unterstützt die DAHW die an Armutskrankheiten leidenden Menschen in 20 Ländern mit 165 Forschungs- und Hilfsprojekten. Dafür investiert das Hilfswerk mit Sitz in Würzburg im laufenden Jahr 11,6 Mio. Euro.


Bilder:
Inklusion in der Schule-Bildung trotz Behinderung oder Lepra-Erkrankung
Weiterbildung von medizinischem Personal