08. November 2012

Tuberkulose wird durch Armut erzeugt

Experten kritisieren auf dem World Health Summit in Berlin den fehlenden Willen für die TB-Bekämpfung

(Würzburg, Oktober 2012) Führende Tuberkulose-Experten haben den fehlenden politischen Willen bei der Bekämpfung dieser tödlichen Krankheit kritisiert. Die für die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe in Pakistan tätige Ärztin Dr. Chris Schmotzer sieht Ziele der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) für die Bekämpfung der TB als unrealistisch an. Dies sind Ergebnisse eines Podiums von TB-Experten auf der Welt-Gesundheits-Konferenz in Berlin.

„Die Ziele aus dem WHO-Plan zur Bekämpfung der TB sind derzeit unmöglich zu erreichen“, so Schmotzer mit dem besonderen Blick auf die Entwicklungsländer: „Die Strategie, auf neue Impfstoffe und Medikamente zu hoffen sowie darauf, dass alle TB-Patienten wirklich rechtzeitig diagnostiziert werden, funktioniert nur in reichen Ländern. In Pakistan leben wir in einer komplett anderen Welt, spielen in einer anderen Liga.“

Die Programme zur TB-Bekämpfung seien zwar nicht schlecht, führte Schmotzer weiter an, allerdings gebe es kaum Möglichkeiten, sie tatsächlich durchsetzen zu können. Kein Staat wolle sich mit Tuberkulose „schmücken“, die Programme und Statistiken haben daher keine hohen Prioritäten.

Medikamente sind grundsätzlich auch in Pakistan und vergleichbaren Ländern verfügbar, jedoch sind sie oft von mangelhafter Qualität. Hochwertige Medikamente könnten sich die meisten Menschen in armen Ländern nicht leisten. Ohne die Arbeit von Hilfswerken mit ihren Experten wäre die Situation noch weitaus dramatischer als jetzt.

Diese Hintergründe sieht auch Dr. Sabine Rüsch-Gerdes, Leiterin des deutschen Referenzzentrums für Mykobakterien im Forschungszentrum Borstel: „Nicht die Bakterien erzeugen Tuberkulose, sondern die Armut.“ Weltweit sind über zwei Milliarden Menschen mit dem Mykobakterium Tuberkulosis infiziert, bei jährlich neun Millionen davon bricht die Krankheit aus. Diese gehören überwiegend zu den ärmsten Menschen in ohnehin armen Ländern.

Neben Dr. Schmotzer und Dr. Rüsch-Gerdes haben Barbara Hauer vom Robert-Koch-Institut, Daria Ocheret von europäisch-asiatischen TB-Netzwerk, Mohammed Yassin vom Global Fund und Andrei Dadu von der WHO dieses Podium der Welt-Gesundheits-Konferenz komplettiert. Organisiert wurde es vom Stop-TB-Forum.

Die DAHW unterstützt derzeit 215 Hilfsprojekte in 23 Ländern mit mehr als zehn Millionen Euro. Das Hilfswerk mit Sitz in Würzburg ist u.a. Mitglied der internationalen Stop-TB-Partnership und Mitgründer des Stop-TB-Forums in Deutschland.


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Weitere Informationen
Dr. Chris Schmotzer - beherzt im Kampf gegen Tuberkulose