Konzeptionelle-Projektausrichtung

Informationen zum DAHW-Reformprozess „Fokussierung der Projektarbeit“ (2021/22)

In der Vorbereitung auf die im April 2021 stattfindende Zukunftskonferenz wurde auch die geographische Ausbreitung des Engagements der DAHW auf den Prüfstand gestellt.

Grund war der schleichende, aber ständige Rückgang der freien Spendenmittel, welche für eigene Projekte der DAHW eingesetzt werden können. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die DAHW in den letzten Jahren zunehmend Erfolg bei der Einwerbung von sogenannten Drittmitteln hat. Diese Mittel von Institutionen erlauben eine Projektarbeit auf hohem Niveau, erfordern aber auch eine finanzielle Selbstbeteiligung der DAHW, was zu einem weiteren Rückgang der frei verfügbaren Mittel für eigene Projekte führt.

Insgesamt sahen die Expert:innen der DAHW die ausreichende Wirkung der immer kleiner werdenden Projekte der DAHW als stark gefährdet an (Stichwort: „Gießkannenprinzip“).

Gleichzeitig wurde in den letzten Jahren zunehmend die Frage gestellt, ob es noch zeitgemäß und ethisch vertretbar sei, Projekte in Ländern zu unterstützen, die selbst (wirtschaftlich) in der Lage sind, die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu erfüllen, die von den Mandatskrankheiten der DAHW und deren Folgen betroffen sind.
Außerdem war es höchste Zeit, sich die Erfolge der letzten Jahre bei der Bekämpfung der Lepra, der Tuberkulose und vernachlässigter Tropenkrankheiten zu vergegenwärtigen und gegebenenfalls die Verantwortung für die Weiterführung der Projekte und Programme endgültig an die Gesundheitsministerien der Partnerländer abzugeben.

Diese Situation wurde mit dem Vorstand besprochen. Dieser beauftragte die Leitung der Projektabteilung, in enger Zusammenarbeit mit der Abteilungsleitung für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising (wegen relevanter Aspekte), eine Länderanalyse durchzuführen und dann gemeinsam mit der Geschäftsführung verschiedene Optionen zur Reaktion auf die Situation vorzulegen.

Fünf Szenarien für die Zukunft waren daraufhin entwickelt und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat zur Diskussion und Entscheidung vorgelegt worden.

Das aus der Diskussion entstandene und abgestimmte finale Szenario (letztendlich eine Mischung aus den verschiedenen Szenarien) wurde anschließend vom Aufsichtsrat (gemäß Satzung) genehmigt.

Hier die Details im Überblick:

Afrika:

  • Die bisherige Projektarbeit der DAHW in Afrika wird aufgrund der Vulnerabilität, der Fragilität und der Armut des Kontinents weiterhin als sehr wichtig und relevant für die Zukunft betrachtet.
  • Äthiopien ist und bleibt als Gründungsland der DAHW gesetzt.
  • Buruli Ulcer wird als wichtige Mandatskrankheit neben Lepra betrachtet und die Projektarbeit hierzu soll fortgeführt werden (derzeit betrifft dies Togo, Liberia und Nigeria).
  • Besonders von Armut betroffene, fragile Länder sollen weiterhin Priorität im DAHW-Portfolio erhalten (explizit von Vorstand und Aufsichtsrat bestätigt). Hierzu zählen in Afrika ins-besondere Liberia, Sierra Leone, Sudan, Südsudan und der Jemen.
  • Tansania ist u. a. aufgrund der strategischen Beziehung zu der Stadt Würzburg wichtig und weiterhin zukunftsrelevant.
  • Für Nigeria, Senegal und Uganda soll mittel- bis langfristig mehr und mehr der Prozess der Lokalisierung umgesetzt und erreicht werden. Das Ziel dahinter ist, die derzeitigen Programmstrukturen hin zu unabhängigen lokalen Organisationen zu entwickeln, mit welchen die DAHW auch in Zukunft gemeinsam Projekte entlang der DAHW-Mandate umsetzen kann.

Asien:

  • Die Fokussierung der DAHW-Arbeit soll auf den drei Ländern Pakistan, Afghanistan und auch Indien liegen – letzteres unter dem Vorbehalt, dass sich in Indien zukünftig die inhaltliche Lepra-Arbeit verstärkt an den lokalen Bedarfen orientiert und die Projekte entlang der Lepra-, Tuberkulose- und NTD-Endemizität ausgerichtet werden.

Lateinamerika:

  • Die DAHW wird ihre Unterstützung für Projekte in Lateinamerika innerhalb des momentan laufenden Projektzyklus (endet 2023) beenden.
  • In der Transition könnte es lediglich übergangsweise eine mittelfristige Unterstützung von einzelnen strategischen Partnern (u.a. zu spezifischen Mandaten wie Chagas und/oder zu laufenden Co-finanzierten Projekten) geben.
  • Es wird eine Übergabe der bisher von der DAHW übernommenen Aufgaben und Unterstützungen an nationale Partner angestrebt.

Diese ausführlich vorbereitete und breit diskutierte Entscheidung dient vorrangig dazu, die Wirkung der DAHW-Arbeit für die betroffenen Menschen in den Mandats-Zielgruppen nachhaltig zu verbessern.

Wir fokussieren uns als DAHW angesichts weltweiter hoher Bedarfe darauf, dort zu unterstützen, wo die Lücke am größten ist.

Auf Basis der Erfolge in den letzten Jahrzehnten sind Strukturen, Partnerschaften und Expertise in den Ländern entstanden und gewachsen, die uns eine Übergabe der Vorhaben und Projekte in an-dere Hände ermöglicht, so dass die Bekämpfung der Tuberkulose, der Lepra oder anderer NTDs ohne Unterbrechung fortgesetzt werden kann.

Ein Effekt, den wir uns ebenso dadurch erhoffen, ist eine Entlastung der chronisch überlasteten Mit-arbeiter:innen weltweit und in Würzburg zugunsten der Projektunterstützung in den Ländern, auf die wir uns dann fokussieren.

Sowohl die Partnerperspektive als auch die Situation der Spenderinnen und Spender wurde ausführ-lich besprochen und mit in Betracht gezogen. Diese Aspekte werden auch in den kommenden zwei Jahren im engen Dialog weiterhin berücksichtigt werden.

Mit manchen Aktionsgruppen wurden schon erste Gespräche geführt; sie begrüßen die Fokussierung und haben auch schon Einladungen an den DAHW-Vorstand und die Leitung der Programmabteilung ausgesprochen, um über die Situation der jetzigen Schwerpunktländer und die Not an diesen Orten – ohne jegliche staatliche Unterstützung bei der Versorgung der Lepra-Patient:innen – informiert zu werden.

Patrick Georg, Vorstand

Vision und Mission

Unserem Leitbild sind wir seit unserer Gründung vor über 60 Jahren immer treu geblieben: Die DAHW hilft Menschen, die es besonders schwer haben. Mit welchen Maßnahmen wir unsere Vision einer Welt ohne Krankheiten der Armut, Diskriminierung und Ausgrenzung erreichen wollen, lesen Sie hier.

Geschichte

1957 als Leprahilfswerk von Journalisten in Würzburg gegründet, engagiert sich die DAHW heute gegen armutsbedingte und vernachlässigte Tropenkrankheiten in vielen Ländern des "Globalen Südens". Möglich machten und machen den Erfolg zahllose tatkräftige, großherzige und großzügige Menschen.

Struktur

Die DAHW ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Würzburg, einem Büro in Münster sowie vier Regionalbüros in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Jahresbericht

Welche Themen stehen bei der DAHW im Fokus? Wie sieht unsere Hilfe konkret aus? Wie erreichen wir die Betroffenen? Mit wem arbeiten wir zusammen? Antworten auf diese und andere Fragen, finden Sie in unserem aktuellen Jahresbericht.

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