Hintergrund: das 7:1-Tor

Das legendäre WM-Halbfinale Deutschland-Brasilien am 8. Juli 2014

Deutschland gegen Brasilien. Sieben zu eins! Ein denkwürdiges Spiel, unvergessen nicht nur in der Fußballwelt, 93 Spielminuten, die Geschichte schrieben.

Es war der 8. Juli 2014, die ganze Welt taumelte im Fußballfieber. Um 17 Uhr (22 Uhr deutsche Zeit) begann das erste der beiden Halbfinalspiele der 20. Fußball-WM im Estádio Governador Magalhães Pinto in Belo Horizonte. Kontrahenten waren die deutsche Nationalmannschaft und die gastgebende Seleção – beide Anwärter auf den Weltmeistertitel. Alle Spieler waren angespannt, vor allem die Gastgeber, da zwei wichtige Spieler, Neymar und Silva, nicht antreten konnten.

Fast 60.000 Zuschauer verfolgten das Spiel live im Stadion, über 30 Millionen Zuschauer versammelten sich vor deutschen Fernsehbildschirmen – neuer Reichweitenrekord im deutschen Fernsehen.

 

Und dann überschlugen sich die Ereignisse: Thomas Müller landete in der 11. Minute den ersten Treffer, Miroslav Klose in der 23. Minute den zweiten, Toni Kroos in Minute 24 und 26 Nummer drei und vier. Es folgte Samy Khedira in der 29. Minute mit dem 5:0 – dann die Halbzeitpause. Atemlos auch der Kommentar von ZDF-Kommentator Béla Réthy: „Deutschland führt mit 2:0. Wahnsinn! […] Lahm, Müller lässt durch, Kroos! Was ist denn hier los!? 3:0, es ist unglaublich! … 3:0, noch keine halbe Stunde gespielt … […] Also sowas habe ich noch nicht erlebt … 4:0 in der 26. Minute, drei Tore in drei Minuten … Phänomenal! […] Khedira, Özil, wieder Khediraaaaa, Wahnsinn, Waaahnsinn, was geht denn hier ab!? 5:0! Deutschland – Brasilien, 5:0. Es ist wahr, Sie träumen nicht, es ist der 8. Juli 2014. […]“

Nach der Halbzeitpause, in der sich alle Beteiligten inklusive der Zuschauer wieder etwas beruhigen konnten, ging es weiter mit dem Torregen: Andre Schürrle traf in der 69. Minute zum 6:0, zehn Minuten später landete er den 7:0-Treffer im brasilianischen Tor. Dann, endlich, in der 90. Minute ein Treffer für Brasilien, Oscar mit dem 1:7. Eine kleine Erleichterung für alle. Nach 93 Minuten pfiff der mexikanische Schiedsrichter Marco Rodríguez die Partie ab. Schluss, Ende, aus.

Berührende Szenen auf dem Spielfeld: Statt den historischen Sieg sofort zu bejubeln, trösteten die Spieler der deutschen Nationalmannschaft ihre Kollegen der Seleção, zeigten ehrliche Anteilnahme und Respekt vor der großen Fußball-nation Brasilien, dem fünffachen Fußball-WM-Sieger.

Es war ein Spiel, bei dem sich nicht nur die Tore jagten, sondern auch die Rekorde: Das 7:1 war das bis dato höchste Ergebnis in einem WM-Halbfinale, für Deutschland war es nach dem 8:0 gegen Saudi-Arabien 2002 der zweithöchste WM-Sieg. Mit seinem 2:0 schoss sich Miroslav Klose zum Alltime-WM-Rekordtorschützen. Mit Khediras 5:0 löste Deutschland Spitzenreiter Brasilien als Mannschaft mit den meisten WM-Toren ab. 200 Millionen Facebook-Interaktionen: WM-Rekord. Das auf Twitter mit 35,6 Millionen Tweets bis dahin meistdiskutierte Sportereignis sowieso.

Am Tag nach dem Spiel leuchtete das Empire State Building in New York schwarz-rot-gold. Am 13. Juli gewann Deutschland die Fußball-WM im Finale gegen Argentinien mit 1:0 und holte damit den 4. WM-Titel. Bis heute trägt das Spiel in Brasilien den Beinamen „Mineiraço“ – „Schock von Mineirão”. Brasilianer verwenden den Ausdruck „7:1“ („sete – um“) als Metapher für eine vernichtende Niederlage. Nach einem Missgeschick rufen sie „Tor für Deutschland“ („gol da Alemanja“).

Die erste Begegnung zwischen Brasilien und Deutschland nach dem dramatischen WM-Halbfinale fand am 27. März 2018 in Berlin statt. Brasilien gewann.