ENGAGE BRAZIL

Seit Jahrzehnten führt Brasilien die Lepra-Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO an: Vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie wurden jedes Jahr durchschnittlich 30.000 neue Leprafälle diagnostiziert. Dennoch ist die Krankheit für die Gesellschaft des Landes nach wie vor kein relevantes Thema.

Auch bei medizinischen Fachkräften mangelt es an Wissen über die bakterielle Infektionskrankheit, die bei Millionen Menschen weltweit zu Behinderungen, Ausgrenzung und Armut führt – obwohl sie sich mit einem Mix aus Antibiotika behandeln lässt. Symptome werden nicht (rechtzeitig) erkannt, Therapien zu spät eingeleitet und Betroffen müssen ein Leben lang mit vermeidbaren Folgen leben.

Inzwischen sind im ganzen Land freiwillige Projektmitarbeiter:innen – (ehemalige) Lepra-Patient:innen, Gesundheitshelfer:innen und medizinisches Fachpersonal – im Einsatz, um als Lepra-Expert:innen auch in entlegeneren Regionen Betroffenen die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.

Gemeinsam bauen sie „Engage Brazil“ für die verschiedenen Zielgruppen bedarfsgerecht aus und erweitern den digitalen „Werkzeugkasten“ mit neuen Tools.

Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium des Bundesstaates Mato Grosso mehrere Online-Kurse entwickelt, die unter anderem auf YouTube verfügbar sind. Aktuell werden in Kooperation mit der Brasilianischen Gesellschaft für Dermatologie mehrere Module zum Thema Lepra für kommunale Gesundheitsbeauftragte aus acht brasilianischen Bundesstaaten durchgeführt.

Gerade mit Blick auf die pandemiebedingten Einschränkungen in der Lepra-Fallsuche und Versorgung von Patient:innen ist der Erfolg von ENGAGE BRAZIL besonders ermutigend: Allein im Jahr 2020 konnten mehr als 30 neue Fälle diagnostiziert und mehr als 300 Anfragen rund um Übertragung, Symptomatik und Behandlung der Lepra beantwortet werden.

Aber auch die Themen Prävention von leprabedingten Behinderungen bzw. Inklusion von Betroffenen stehen im Fokus. Damit leisten die Aktiven einen wertvollen Beitrag, die Lücken im öffentlichen Gesundheitswesen zu schließen und auch Menschen in entlegenen Regionen zu erreichen.

Für Anfang 2021 ist ein Relaunch der Webseite geplant. Zudem sollen die unterschiedlichen digitalen, dynamischen Instrumente das Kurs-Angebot weiter verbessert werden. Ziel ist es, das umfangreiche Fachwissen der DAHW zu Lepra Menschen und Institutionen bestmöglich zu vermitteln und so gemeinsam an der Lösung des landesweiten Lepraproblems zu arbeiten.