Nachdem es der DAHW in Kooperation mit der Novartis Stiftung, wissenschaftlichen Instituten und weiteren NGOs gelungen ist, zu belegen, dass die sog. Lepra-Post-Expositions-Prophylaxe (LPEP) – die Einmalgabe des Antibiotikums Rifampicin für Kontaktpersonen von Lepra-Patient*innen – die Übertragung der Lepra zu 60 Prozent unterbricht, setzt sie nun in Zusammenarbeit mit einem internationalen Konsortium eine Folgestudie um, die testet, wie LPEP am effektivsten als Standardmaßnahme in die nationalen Gesundheitsprogramme integriert werden kann.

Die "Post Exposure Prophylaxis For Leprosy“-Studie (PEP4LEP) wird gemeinsam mit der Niederländischen Leprahilfe (NLR), den Nationalen Gesundheitsprogrammen in Äthiopien, Tansania und Mosambik und der Erasmus-Universität in Rotterdam für die Dauer von vier Jahren durchgeführt. In Äthiopien und Tansania ist DAHW-Forschungskoordinatorin Dr. Christa Kasang die Studienleiterin. Das Projekt wird von der „European and Developing Countries Clinical Trials Partnership“ (EDCTP) gefördert und ist damit die erste Lepra-Forschungsstudie, die mit EU-Mitteln finanziert wird.

Neben Fragen nach Kosten und Logistik geht es vor allem darum, herauszufinden, wie bei den Angehörigen der Lepra-Patient*innen eine Akzeptanz für die prophylaktische Einmaleinnahme des Antibiotikums erreicht werden kann. Denn aufgrund der nach wie vor starken Stigmatisierung der Lepra, scheuen Betroffene den Gang zum Arzt und eine Erkrankung wird häufig verheimlicht. Indem Lepra mit anderen Hauterkrankungen gleichgesetzt wird, erhoffen sich die Studienleiter*innen eine höhere Bereitschaft zur Teilnahme an der LPEP-Maßnahme.

Dazu sollen im Rahmen der PEP4LEP-Studie drei Methoden getestet werden:

  • Gesundheitshelfer besuchen mit mobilen „skin (Haut-) camps“ Gemeinden, in denen neue Lepra-Patienten gefunden wurden, um dort Angehörige und Dorfbewohner auf Lepra und andere Hauterkrankungen zu untersuchen.
  • In stationären Gesundheitszentren werden Helfer*innen ausgebildet, damit Betroffene ihre Angehörigen zu ihnen schicken können.
  • Geschultes Gesundheitspersonal sucht Haushalte von Betroffenen persönlich auf.

Im ersten Jahr der „PEP4LEP-Studie“, die mit Mitteln der Europäischen Union finanziert wird, konnten alle Vorbereitungen für das Projekt abgeschlossen werden. So wurden beispielsweise alle erforderlichen Genehmigungen in den Umsetzungsländern eingeholt und die Schulungen für die Gesundheitshelfer*innen durchgeführt. Im Jahr 2020 sollten die ersten „Skin Camps“ errichtet werden, zuerst in Dörfern Tansanias und dann in Äthiopien. Doch dann kam Corona und die Projektarbeit musste pausieren. Am 17. Mai 2021 konnte nun ein Startup-Meeting in Addis Abeba durchgeführt werden.

Wenn es gelingt, LPEP als standardisierte Präventionsmaßnahme in nationale Gesundheitsprogramme einzuführen, würde es die Welt dem Ziel der „Zero Transmission“ (Null Übertragung) der Lepra ein entscheidendes Stück näherbringen.