Vielleicht haben Sie davon gelesen: In Freiburg wurden im Herbst 2021 mehr als 400 Skelette von Menschen gefunden, die von Lepra betroffen waren. Sie hatten aufgrund ihrer Erkrankung isoliert in einem nahegelegenen Leprosorium leben müssen – ein Schicksal, das Menschen in anderen Ländern bis heute erleiden. Denn während die „biblische Krankheit“ in Deutschland längst ein Thema für die Geschichtsbücher ist, ist sie für Menschen im Globalen Süden bittere Gegenwart. Hunderttausende akut betroffene und Millionen bereits geheilte, aber von leprabedingten Behinderungen gezeichnete Menschen kämpfen auch heute noch mit massiver Ausgrenzung und Stigmatisierung. Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, die 2022 ihr 65-jähriges Jubiläum feiert, ist weltweit im Einsatz, um Lepra-Patient:innen zu finden, zu behandeln und in ihre Gemeinschaften zu reintegrieren. Darüber hinaus leisten wir Aufklärungsarbeit, um dem Stigma entgegenzuwirken, bilden Gesundheitspersonal aus, investieren in medizinische Ausstattung und in Lepra-Forschungsprojekte. Doch um Lepra endlich auch in einkommensschwachen Ländern zu besiegen, brauchen wir Verbündete. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO gemeinsam mit vielen nationalen und internationalen Organisationen und Institutionen einen neuen Fahrplan zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) bis 2030 entwickelt hat, zu denen auch die Lepra zählt. Damit die Ziele dieser „Roadmap“ auch erreicht werden können, müssen jedoch ausreichend Personal und Ressourcen bereitgestellt werden. Zudem gilt es, die Zusammenhänge von Krankheit und Armut zu verstehen und aufzubrechen. Nicht zuletzt die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, dass wir globale Gesundheitsprobleme nur in den Griff bekommen, wenn sich alle Akteure zu 100 Prozent dazu verpflichten. Passend dazu lautete das diesjährige Motto des 3. Welttags gegen NTDs „100 % committed“. Er wurde zeitgleich mit dem 68. Welt-Lepra-Tag am 30. Januar 2022 unter dem Motto „United for Dignity“ – „Vereint in Würde“ begangen. |