20. Dezember 2016

50% der von Buruli Ulcer Betroffenen in Togo sind Kinder

Sarakawa* hatte Glück: Die schreckliche Krankheit Buruli Ulcer wurde so früh bei ihr diagnostiziert, dass sie keine Behinderungen oder Narben hinterlassen hat. Foto: Michael Röhm / DAHW

Die Erkrankung an Buruli Ulcer war eine schreckliche Erfahrung für die kleine Sarakawa* aus Togo.

Als Flecken auf ihrer Haut erschienen, wurde sie von ihrer Mutter zur nächsten Krankenstation gebracht.

Die fremde Umgebung, die Untersuchung durch den Gesundheitshelfer, all das machte der damals Achtjährigen Angst. Und sie wusste: „Es stimmt was nicht mit mir, ich bin krank.“ Bei einem Freund in der Schule hatte es auch mit solchen Knötchen angefangen. Dann war er sehr krank geworden und hatte diese schrecklichen Wunden bekommen. Heute ist er wieder gesund, aber die Narben sehen sehr schlimm aus.

Das Mädchen hatte gesehen, wie die anderen Kinder ihren Freund behandelten, als er diese Wunden hatte. Niemand wollte mit ihm spielen, er konnte nicht mehr zur Schule. Deshalb verstand sie, weshalb ihre Familie nicht wollte, dass jemand von ihrer Krankheit erfuhr. Zum Glück konnte sie meistens zu Hause behandelt werden. Und wenn sie denn ins Krankenhaus musste, war die Ärztin Dr. Amedifou sehr nett und geduldig mit ihr.

Die meisten Buruli-Patienten sind Kinder

Dr. Charlotte Amedifou hat viele junge Patienten. Buruli Ulcer ist eine Krankheit, die vor allem Kinder trifft. Etwa die Hälfte der Erkrankten ist jünger als 15 Jahre. Und wenn die Diagnose nicht früh genug gestellt wird, sind die Folgen für die Kinder schrecklich, im schlimmsten Fall müssen betroff ene Gliedmaßen amputiert werden. Seit 2013 arbeitet Dr. Amedifou für die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe in der Zentrale in Lomé. Zu ihrem Arbeitsalltag gehören häufige Besuche im Hospital von Tsévié, dem Referenzzentrum für Buruli Ulcer in Togo. Mit ihrem Team fährt die Ärztin auch in die Dörfer – oft in weit entlegene Regionen – um dort Verdachtsfälle von Buruli abzuklären, die die örtlichen Gesundheitshelfer gemeldet haben.

Demba wird wieder ganz gesund werden

Während eines solchen Besuches traf sie auf den zwölfjährigen Demba*. Bei ihm war die Krankheit schon weiter fortgeschritten. Der Gesundheitshelfer vor Ort hatte noch keinen Buruli-Fall gesehen und behandelte die Wunden des Jungen zunächst wie „normale“ Verletzungen.

Als keine Besserung eintrat, benachrichtigte der Mitarbeiter aus dem Hospital von Tsévié, die wiederum Dr. Amedifou auf den Fall aufmerksam machten. Die Ärztin erkannte sofort, dass der Junge an Buruli erkrankt war und nahm ihn mit nach Tsévié. Insgesamt musste er ein ganzes Jahr im Hospital bleiben. Er wurde – wie alle solche Fälle – erst mit Antibiotika behandelt, damit die Wunden sauber wurden und zuwachsen konnten. Da sich bei ihm die Krankheit sehr schnell und intensiv ausgebreitet hatte, waren mehrere Operationen mit Hauttransplantationen notwendig. Inzwischen haben sich alle Wunden geschlossen.

Seine Mutter war die ganze Zeit über bei ihm in Tsévié im Krankenhaus dabei, der Vater kam ab und an zu Besuch. Obwohl alle im Krankenhaus nett zu ihm waren, fühlte sich Demba einsam. „Ich wollte wieder nach Hause. Mir hat meine Familie gefehlt, meine Freunde und auch die Schule,“ erzählt er. Auf die Frage, wie das war, als die Krankheit bei ihm begann, antwortet er: „Ich hatte sehr viel Angst, weil die Wunde immer größer wurde und nichts geholfen hat.“

In der Region gibt es zurzeit keine weiteren Fälle. Demba wird aber regelmäßig vom örtlichen Gesundheitshelfer besucht und dieser kontrolliert den weiteren Heilungsverlauf und versucht Rückschläge zu verhindern. Jetzt kommt regelmäßig ein Physiotherapeut auf den Hof der Familie und macht die notwendigen Übungen mit Demba.

Aufklärung nimmt den Menschen die Angst

Die Menschen in den Dörfern kennen den Wagen von Dr. Amedifou und ihrem Team. Sie vertrauen der Ärztin, nehmen geduldig die Wartezeiten in Kauf, bis sie endlich an der Reihe sind. Dr. Amedifou nimmt sich für jeden Patienten Zeit, untersucht gründlich und fragt intensiv nach Symptomen. „Es ist sehr wichtig, dass wir Krankheiten wie Buruli Ulcer früh erkennen. Denn dann sind sie in der Regel gut heilbar“, sagt sie. Sie nimmt den Menschen die Angst vor der Behandlung, klärt sie auf und bittet sie, in ihrer Umgebung auf Anzeichen der Krankheit zu achten. „Nur wenn die Menschen selbst aufmerksamer für Symptome von Buruli Ulcer oder auch Lepra sind, wenn sie off ener werden, darüber zu reden, können wir nachhaltig helfen und so auch der Stigmatisierung etwas entgegensetzen.“


* Namen von der Redaktion geändert


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