Würzburg / Münster, 28.01.2025: „Was für Sie die Vergangenheit ist“, sagt DAHW-Bildungsreferentin Saanika Amembal, „ist für mich die Gegenwart. Denn ich komme aus Indien, dem Land, das weltweit die meisten Lepra-Fälle verzeichnet.“ Erstaunte Gesichter unter den etwa fünfzig Interessierten, die an diesem milden Januarvormittag in Würzburg zusammengekommen sind, um an einem „Historischen Spaziergang“ teilzunehmen. Vom Stadtteil Sanderau über die Löwenbrücke bis an die ehemalige Stadtmauer und das „Zeller Tor“ führt der Rundgang und der Name der Veranstaltung sagt alles: „Auf den Spuren der Lepra in Würzburg“ wandeln die Teilnehmenden, entlang den ehemaligen Standorten der sogenannten „Siechenhäuser“. Dort wurden im Mittelalter Menschen untergebracht, die von Lepra betroffen waren. Bildungsreferentin Saanika informiert aber nicht nur über die Zeit „damals“, sondern auch über aktuelle Projekte der DAHW.
28. Januar 2025
Aufmerksamkeit für eine vergessene Krankheit: Rückblick auf den Welt-Lepra-Tag

„Sehr interessant“, sagt eine Teilnehmerin hinterher bei Kaffee und Kuchen. „Ich hab nicht mal gewusst, dass es Lepra noch gibt, geschweige denn, dass so viele Menschen immer noch daran erkranken.“ Fast alle Besucher:innen des Spaziergangs sind im Anschluss noch mitgekommen in die Foto-Ausstellung der DAHW, die noch bis Anfang Februar auf dem Don Bosco-Gelände in der Würzburger Zellerau zu sehen ist. Sie betrachten die Arbeiten der Fotografen aus Würzburg und Nigeria, sie blättern durch das Informationsmaterial, sie kommen ins Gespräch – und sie stecken beim Hinausgehen etwas in die Spendendose.
„Diese Art von Aufmerksamkeit ist für uns essenziell“, erklärt Kristina Popp, bei der DAHW zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. „Lepra gibt es unter anderem auch deshalb noch, weil für die Betroffenen wenig Interesse da ist, wenig Fürsprache – und somit auch wenige finanzielle Mittel. Lepra ist kein einfaches Thema. Umso mehr versuchen wir und auch unsere großartigen Ehrenamtsgruppen, Anlässe wie den Welt-Lepra-Tag zu nutzen, um auf diese Krankheit, die zu Recht als ‚vernachlässigt‘ beschrieben wird, aufmerksam zu machen.“
In diesem Jahr fand der Welt-Lepra-Tag am 26. Januar statt. Und die Ideen, die um diesen Anlass herum entstanden sind, waren so vielfältig wie einfallsreich. So führte auch das DAHW-Büro Münster gemeinsam mit der Gesellschaft für Leprakunde einen „Historischen Spaziergang“ in ihrer Stadt durch, der ebenfalls auf großes Interesse stieß.
DAHW-Vorstand Patrick Georg predigte in der großen Stift Haug-Kirche in Würzburg, erzählte vom Wirken der DAHW-Ehrenbotschafterin Dr. Ruth Pfau in Pakistan und nahm sich nach dem Gottesdienst Zeit für persönliche Gespräche. Ehrenamts-Referent Sönke Stiller trug zu Gottesdiensten in Vinnum und Olfen bei und nahm Jesus beim Wort, der bekanntlich als Fürsprecher marginalisierter und benachteiligter Menschen wirkte.
Die Jugendorganisation jungeDAHW informierte in der Wiesbadener Innenstadt mit einem Stand über die Lepra-Arbeit. In abendlichen Online-Vorträgen berichteten hochkarätige DAHW-Expert:innen über aktuelle Entwicklungen in ihren jeweiligen Bereichen und führten spannende Diskussionen mit den Zuhörenden. Und die Ehrenamtsgruppen in ganz Deutschland liefen – wie jedes Jahr – pünktlich zum Welt-Lepra-Tag zur Höchstform auf.
So berichten die Ehrenamts-Referent:innen Sönke Stiller und Beate Gemballa von zahlreichen Aktionen: Natürlich fand in Metzingen die traditionelle Maultaschen-Aktion der Kolpingsfamilie statt, mit der selbst gemachten schwäbischen Spezialität, die gleich vor Ort genossen oder für Zuhause mitgenommen werden konnte. Die vielen Gäste warteten geduldig, bis für sie ein Platz frei wurde und besuchten auch den Trödelmarkt, der parallel stattfand. Einige Ehrenamtsgruppen sammelten Spenden in Familien und Freundeskreisen, aber auch im kirchlichen Bereich: mit Blumenaktionen und Kollekten zugunsten der DAHW. Veranstaltungen wie das Olfener Lepra-Café trugen ebenfalls dazu bei, über die Krankheit zu informieren.
Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe bedankt sich von Herzen bei allen, die mitgeholfen haben, den diesjährigen Welt-Lepra-Tag zum Erfolg zu machen: durch kreative Aktionen, durch aktives Informieren, durch Präsenz und Offenheit. Das Interesse, das die Veranstaltungen und Materialien hervorgerufen haben, zeigt uns einmal mehr: Die Menschen sind einander nicht gleichgültig. Gemeinsam kann es uns gelingen, Lepra zu besiegen – Schritt für Schritt.