16. Oktober 2019

„Aus der Armut herauskommen!“

Dr. Chris Schmotzer zu Besuch in der Zentrale der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. in Würzburg.

Unterstützung durch die DAHW wird weiterhin dringend benötigt.

„Zurzeit werden wir von Patienten überrannt“, betont Dr. Chris Schmotzer bei ihrem Besuch in der Zentrale der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. in Würzburg. Seit 1988 arbeitet die deutsche Ärztin im Aid to Leprosy Patients (ALP)-Hospital in Rawalpindi in der nordpakistanischen Provinz Punjab. Dr. Schmotzer gehört dem Orden der evangelischen „Christusträgerinnen“ an und übernahm 1993 die medizinische Leitung vor Ort. Bereits seit 1965 unterstützt die DAHW die Arbeit der Christusträger-Schwestern vor Ort.

„Die Patientinnen und Patienten legen oft sogar 600 Kilometer und mehr zurück, um Hilfe zu bekommen. In der Hauptsache handelt es sich bei ihren Beschwerden um Leishmaniose, Tuberkulose und bösartige Hauterkrankungen“, ergänzt die gebürtige Fränkin. „Gerade auch im Hinblick auf Tuberkulose sind die Resistenzen zunehmend“, schildert sie die Situation im Krankenhaus. Doch immer häufiger gebe es auch schwierige Erkrankungen, wie Gelenk-, Haut- und Meningitis-Tuberkulose, die einen besonderen Behandlungsansatz verlangen.

Besonders Leishmaniose sei für sie und das Klinikpersonal eine neue große Herausforderung. „Das ist eine ganz typische Erkrankung der Armut. Die Betroffenen leben in entlegenen Gegenden, die durch Klimaveränderungen geprägt sind wie sie es früher nicht gab“, erklärt die Ärztin. Doch das sei längst nicht die einzige Herausforderung. „150 bis 180 neue Patientinnen und Patienten kommen pro Jahr zu uns. In der Regel übernehmen wir alle schwierigen Fälle von den staatlichen Gesundheitsdiensten in der Region“, schildert Dr. Schmotzer. „Wir gehören zu den Top 5-Behandlungszentren im ganzen Land.“

„Das Wichtigste dabei ist, dass die DAHW-Förderung weitergeht. Zunehmend gibt es auch Tuberkulose-Fälle in Kombination mit Diabetes, HIV und Beeinträchtigung des Sehvermögens.“ Auch da muss schnell reagiert werden: „Die Diabetes-Betroffenen lernen das Selbst-Spritzen auch von uns.“ In der Tat, eine Tuberkulose-Erkrankung wird in Pakistan weit mehr stigmatisiert als Lepra. Auch hier muss immer wieder viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.“ „Doch am meisten beschäftigen wir uns damit, wie es mit der TB-Resistenzen-Entwicklung weitergeht. Und vor allem: Werden neue Medikamente das halten, was sie versprechen?“

Die Medizinerin beteuert, wie wichtig die Unterstützung durch das Würzburger Hilfswerk für ihre Arbeit vor Ort ist. Gerne gibt sie den Spenderinnen und Spendern Einblick in ihre Tätigkeit. Vortragsreisen in Deutschland verbindet sie wie jetzt mit einem Besuch in der DAHW-Zentrale. „Dabei entstehen oft Begegnungen, die im Gedächtnis haften bleiben“, freut sie sich über die Anteilnahme, die ihr entgegen gebracht wird. Ihre Hoffnung ist, dass Pakistan - wie auch viele andere Länder - die Chance erhält, einmal aus der Armut herauszukommen. Denn das sei Voraussetzung dafür, unnötiges Leid bei vielen Menschen zu verhindern.

Deshalb: Sich für den Dienst am Menschen einsetzen, lautet ihr Lebensmotto. Von Widrigkeiten lässt sich die optimistische Ärztin nicht unterkriegen. „Es ist wichtig, die kleinen Schritte zu sehen. Das hilft mir, durchzuhalten“, erklärt die 64-Jährige. „Und dabei jeden Tag als eine Chance von Gott sehen und diese nutzen.“


Dr. Chris Schmotzer ist Mitglied des Technischen Durchführungsausschusses im pakistanischen Gesundheitsministeriums sowie Kontaktperson und Ansprechpartnerin für Lepra.