11. Juni 2007

Buruli eine rätselhafte Krankheit

Buruli verstümmelt vor allem Kinder

Als wäre es nicht schon Plackerei genug, dem trockenen Boden ein paar Wurzeln Yams, Maniok oder ein paar Säcke Mais abzuringen und damit mühsam einen Ertrag zu erwirtschaften, der gerade so reicht, um Eltern und Kinder über Wasser zu halten. Aber nein, das Leben hat der Familie Etou aus dem togoischen Provinzstädtchen Tsévié in Westafrika noch eine zusätzliche Bürde aufgeladen.

Es war im Jahr 2001, als der damals neunjährige Sohn Komlavi den Knoten am linken Arm spürte. Dann riss die Haut, das Geschwür breitete sich aus. Eine rätselhafte Krankheit, deren Namen die Familie erst später erfahren sollte: Buruli Ulcer. (oft auch "Kleine Schwester der Lepra“ genannt) Sie frisst, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird, von innen her regelrechte Löcher in Haut und Gewebe, meist an Händen und Füßen, und kann sogar Knochen angreifen. Sieben Monate war der kleine Komlavi 2003 im Hospital von Tsévié. Ärzte operierten ihn, Hautpartien wurden transplantiert. Sieben Monate der Ungewissheit und Angst. Doch Mutter Kokoe wich nicht von seinem Krankenbett.

Jede Berührung schmerzt

Heute sitzt der mittlerweile 15-jährige Jugendliche vor der Hütte seiner Familie, der Blick verrät Traurigkeit. Der kranke linke Arm ist dünn wie Bambusrohr. Noch immer bricht die Wunde auf, schmerzt bei jeder Berührung, alle drei Tage muss der Junge den Verband wechseln. Die Hand ist leicht verkrümmt. Er wird wohl noch einmal operiert werden müssen, zunächst aber wollen die Ärzte eine ordentliche Gewebeprobe nehmen. Das ist, ebenso wie eine medikamentöse Behandlung, mittlerweile möglich im Krankenhaus von Tsévié– dank des Einsatzes der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW). Hoffnung also für Komlavi Etou, doch die Zeit drängt. Wird die Krankheit nicht gestoppt, muss sein Arm vielleicht amputiert werden.

Der burulikranke Koffi musss dringen ins Krankenhaus von Tsévié.

Zuletzt konnte der Junge immerhin wieder in die Schule gehen. Vier Jahre lang hatte er im Unterricht gefehlt, ist weit zurückgefallen. Bis zum Abitur bräuchte er noch sechs Jahre. Und trotz all der Rückschläge hat der junge Togoer seine ganz persönlichen Träume: Auf die Technikerschule möchte er gehen und dann Elektriker werden. Auch Komlavis große Schwester Essi will dem harten Leben in der Landwirtschaft entfliehen. Die 19-Jährige möchte Englisch oder Deutsch studieren. Für die Ausbildung ihrer Kinder sind Jean und seine Frau Kokoe Etou zu fast allen Opfern bereit. Dabei bräuchten sie eigentlich auf dem Feld jede helfende Hand. Die Familie von Komlavi hat den Glauben, dass die schreckliche Krankheit wieder geht, nicht verloren. Noch nicht.

Hoffnung für Koffi

Der staatliche Gesundheitshelfer Kome Hegnon besucht auch den siebenjährigen Koffi Dogbessa in einem kleinen Dorf Namens Ativime. Der Junge kann nicht mehr laufen und sitzt fast regungslos vor der Lehmhütte in der Dorfmitte. Sein rechtes Bein hat er von sich gestreckt, den Fuß merkwürdig abgewinkelt. Ein nässendes, eitriges Geschwür breitet sich am Knöchel aus, zerstört die Haut und offenbar auch das Gelenk. Er rutscht auf seinen Hintern ein paar Zentimeter zur Seite und blickt dem Besucher erwartungsvoll ins Gesicht: Was wird aus mir? Der Gesundheitshelfer zweifelt nicht an der Diagnose: Buruli Ulcer. Der Junge muss operiert werden. Für den kleinen Koffi drängt die Zeit. Je größer die Wunde, desto schwerer die Operation.

Noch in diesem Jahr soll, mit Hilfe der DAHW, der Bau des eigenen Kindertraktes in der Klinik von Tsévié beginnen – Betreuung und Unterricht inklusive. Vielleicht steht als einer der ersten Patienten dann Koffi Dogbessa, sieben Jahre, aus Ativime auf der Liste.

Wir freuen uns, dass die Mediengruppe Main-Post im Raum Würzburg den Kampf gegen Buruli mit einer Spendenaktion und ausführlicher Berichterstattung unterstützt.


Mit Ihrer Spende ändern Sie Schicksale:

-> mit  20 Euro können Sie die heilenden Medikamente für ein burulikrankes Kindes einen Monat lang finanzieren.

-> 60 Euro reichen im Schnitt für die zweimonatige Versorgung eines Kindes mit Nahrungsmitteln im Krankenhaus.

-> 2.500 Euro decken die Kosten für die Ausstattung der Kinderstation mit Betten und Regalen.

Jeder Betrag zählt!


-> Die Krankheit Buruli

-> Franz Xaver Wiedemann Repräsentant der DAHW in Togo