05. Oktober 2016

DAHW-Geschäftsführer aus China zurück

Mr Zhang, Präsident China Leprosy Association und Organisator des Kongresses mit Dr Romana Drabik, Mitglied der DAHW. Foto: Burkard Kömm / DAHW

Der 19. Internationale Lepra-Kongress (ILC) fand vom 19. bis 23. September 2016 im chinesischen Beijing statt. Burkard Kömm, Geschäftsführer des in Würzburg ansässigen Hilfswerkes DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, war dabei.

Herr Kömm, Lepra in China! Was sind die Ansätze?

China will seine Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung von Lepra verstärken. Gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft will sich das Land für die Förderung von Leprastudien und innovativen Forschungsansätzen einsetzen, damit Lepra in China in naher Zukunft überwunden werden kann. Der zur Eröffnung anwesende Staatspräsident Xi Jinping begrüßte die 1.300 Experten und Vertreter aus über 60 Ländern und versicherte, dass chinesische Engagement zu verstärken.

Welche Erfahrungen bringen Sie mit nach Hause?

Keine Technologie, kein Social Networking, keine digitale Vernetzung können so ein internationales Treffen und den damit zusammenhängenden persönlichen Austausch ersetzen. Was hier diskutiert, welche neuen Ideen entwickelt und Erfahrungen ausgetauscht wurden, ist einfach unbeschreiblich. Ich bin begeistert, mit welcher Intensivität vor Ort gearbeitet wurde.

Waren nur Experten und Spezialisten vor Ort?

Nein! Auch viele von Lepra betroffene Menschen waren über ihre globalen Verbände anwesend und vertraten auf Augenhöhe ihre Interessen, um gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. Weiter geschah regelmäßig ein gemeinsamer Austausch: Mit Experten aus aller Welt, mit Vertretern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und den entsprechenden Ministerien. Letztere profitierten zweifelsohne von den Erfahrungen, die die Betroffenen als Leprakranke gemacht haben.

Was waren Ihrer Meinung nach die eindeutigen Vorteile des Leprakongresses?

Dass es noch viel zu lernen gibt. Sehr viel! Und das möglichst voneinander. Die globale Strategie muss verbessert werden. Wie kann Lepra letztendlich besiegt werden? Diese Frage stand natürlich immer im Raum. Ein Schwerpunkt in den Diskussionen waren auch die negativen Konsequenzen, die Lepraerkrankungen mit sich bringen: Wie können körperliche Behinderungen, soziale Ausgrenzung und Stigmatisierung verhindert oder beendet werden? Das sind Punkte, die weiter intensiv diskutiert werden. Lösungsansätze müssen her.

Rückblickend betrachtet: Beschreiben Sie bitte die Ergebnisse des Kongresses?

Es gibt drei neue und vielversprechende Entwicklungen:

1. Die globale Koalition aller wichtigen Akteure (Ministerien, WHO, ILEP, Patientenvertreter, Pharmaindustrie), um gemeinsam daran zu arbeiten, die Übertragung des Leprabakteriums zu stoppen. Auch die Kollegen Hr. Cisse (links, DAHW Senegal) und Dr. Bechler (rechts, DAHW Brasilien) waren vor Ort. Foto: Burkard Kömm / DAHW

2. Ein Impfstoff, der zunächst bei Kontaktpersonen eingesetzt werden soll, ist in greifbare Nähe gerückt. Mit aller Wahrscheinlichkeit wird nach den klinischen Tests ab 2019 mit der praktischen Umsetzung begonnen werden.

3. Ein Labortest, um infizierte Personen, die jedoch keine Krankheitssymptome haben, zu erkennen. Dieser soll ab 2019 Realität werden.

Zum ersten Mal wurde auch über andere vernachlässigte tropische Krankheiten diskutiert – ein guter Weg, Lösungen für Menschen zu finden, die diesen Krankheiten weltweit ausgesetzt sind.