18. Mai 2020

Überleben sichern und helfen, wo es dringend nötig ist

Die DAHW-Projektbetreuerin Linda Ugwu erklärt, wie man sich vor COVID-19 schützen kann. Foto: DAHW Nigeria

Auch im Süden Nigerias bedrohen COVID-19, die Auswirkungen der Krise und die damit verbundenen Beschränkungen die Existenz vulnerabler Bevölkerungsgruppen. Mit Aufklärungsmaßnahmen und der Verteilung von Hilfsgütern und Nahrungsmitteln unterstützen die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe und die lokale Partnerorganisation RedAid Nigeria das Wohlergehen und das Überleben besonders gefährdeter Menschen während der Corona-Krise. Dabei verlangen die strengen Ausgangsbeschränkungen auch, neue Wege zu gehen.

In Zeiten wie diesen, in denen die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist, trifft es die Schwächsten in der Gesellschaft am härtesten. „Wir unterstützen um die 900 Familien in besonders schwierigen Situationen“, erzählt  Obiora Chikwendu, Projektmanager von RedAid Nigeria, „Menschen, die aufgrund von Krankheit, Behinderung und hohem Alter nicht in der Lage sind, für sich und ihre Familien zu sorgen.“ Von ihrem Sitz in Enugu im Südosten des Landes unterstützt die DAHW in Nigeria die Regierung aktiv bei der Bekämpfung von Tuberkulose (TB) und vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) wie Lepra und Buruli Ulcer. In der COVID-19-Krise ist Hilfe nötiger denn je. Gleichzeitig machen es Reisebeschränkungen und Ausgangssperren schwer bis unmöglich, die Betroffenen direkt zu erreichen.

Direkte finanzielle Unterstützung

Der in dieser Situation einfachste, kosteneffizienteste und wirksamste Weg, diesen Menschen zu helfen, ist die direkte finanzielle Unterstützung. „Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, insbesondere innerhalb und zwischen den Staaten, nimmt uns die Möglichkeit der persönlichen Hilfs- und Nahrungsmittelverteilung, da diese zu teuer und logistisch betrachtet ein absoluter Albtraum wäre. Darüber hinaus verfügen die meisten Begünstigten nicht über Bankkonten, sodass es schwierig ist, von unserem Büro aus bequem Überweisungen an sie vorzunehmen“, berichtet Okechukwu Ugwu, der für die Logistik bei der DAHW vor Ort zuständig ist. Die Gelder werden über das staatliche Lepra- und TB-Kontrollprogramm sowie über ehemalige Projektpartner der Internationalen Leprahilfswerke (ILEP) verteilt. „Wir wählen bewusst erwachsene weibliche Mitglieder der Haushalte als direkte Empfängerinnen aus, basierend auf der Erkenntnis, dass Frauen verlässlicher als Männer sind, wenn es darum geht, die Gesundheit und das Wohlergehen der Familie zu sichern – insbesondere in Zeiten des Mangels“.

Aufklärung auf Augenhöhe

Anders verläuft es im Bundesstaat Enugu. Die Menschen, die in der Lepra-Siedlung am Oji-Fluss und in der Nike-Lepra-Siedlung leben, können weiterhin besucht werden. Hier verteilt das DAHW-Team Hilfsgüter wie Reis, Bohnen, Flusskrebse, Yamswurzeln, Pflanzenöl, Tomatenmark sowie Waschmittel und Badeseife, ergänzt von finanzieller Hilfe in bar. Wichtiger Partner bei der Auswahl der Begünstigten und der Koordinierung vor Ort ist die Joint National Associations with Disability (JONAPWD), eine Organisation von und für Menschen mit Behinderungen in Nigeria. Zudem waren auch hier ehemalige ILEP-Projektpartner sowie die Programmleiter*innen der Lepra- und TB-Kontrollprogramme der Bundesstaaten beteiligt.

Um eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen und über die besonderen Herausforderungen von COVID-19 aufzuklären, wurden interaktive Radioprogramme gesendet. Im Fokus der Live-Sendungen standen Menschen mit Behinderung und ihre ganz besondere Situation in der Corona-Krise. Infektionsschutz, Präventionsmaßnahmen für kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen wurden live am Mikro erklärt und behandelt. Auch die Betroffenen selbst sowie ein medizinischer Berater der DAHW nahmen an der Radiosendung teil.

Zusammenhalten trotz „social distancing“

Um eine weitere Sicherheitslücke bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu schließen, hat die DAHW der Regierung von Enugu Schutzausrüstungen für medizinisches Fachpersonal übergeben. „Die Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens, die an vorderster Front gegen das Virus kämpfen, sind unsere wahren Helden. Sie setzen Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel, um Kranke zu versorgen, oft ohne ausreichende Schutzausrüstung. Sie gilt es bestmöglich zu schützen und zu unterstützen“, so DAHW-Projektbetreuerin Linda Ugwu.

In Zeiten von „social distancing“ zusammenzuhalten, scheint ein Widerspruch in sich. Doch tun die Einsatzkräfte vor Ort alles, um Überleben zu sichern, Infektionen zu vermeiden, Grundbedürfnisse zu stillen und Hoffnung zu schenken. Körperlich Abstand zu halten, ist das eine. Menschen mit Behinderung und kranken Menschen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, das andere. Die DAHW kämpft mit Hilfsmaßnahmen unterschiedlichster Art Tag für Tag dafür, diesen verletzlichen Personen gerade in diesen Zeiten möglichst „nah“ zu sein.


Helfen Sie uns, zu helfen!

Auch wenn wir in Sorge um unser eigenes Wohl sind, dürfen wir die Menschen in anderen Ländern nicht vergessen.