18. April 2013

DAHW-Präsidentin in Indien

Vor einigen Wochen kam Gudrun Freifrau von Wiedersperg aus Indien zurück. Beeindruckt von der Arbeit der Mitarbeiter vor Ort und von Besuchen in Projekten, teilt die Präsidentin der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe ihre Erfahrungen nun mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Würzburger Zentrale.

Immer wieder kreuzten Menschen ihren Weg, die von ihrem Schicksal erzählten und die sich freuten, dass es Menschen in Deutschland gibt, die sich ihrer Sorgen und Nöte annehmen und sie durch die DAHW aktiv unterstützen. „Ohne diese Hilfe ginge es uns heute nicht so gut“, war immer wieder zu hören.

Ein kleiner Junge aus dem DAHW-Projekt Sivananda in der indischen Millionenstadt Hyderabad wird wegen einer Lepra-Erkrankung behandelt. Man sieht dem Kleinen die Cortison-Behandlung an. Sein Kopf ist viel größer als der der anderen Kinder im Krankenhaus. Doch für ihn ist sein Aussehen zweitrangig, es stört ihn nicht, es zählt nur das Gesundwerden. Endlich wieder nach Hause können, mit den Freunden Fußball spielen, darauf hofft und wartet er sehnsüchtig. Heute ist für ihn ein besonderer Tag. Die Präsidentin der DAHW besucht ihn, setzt sich an sein Bett, macht ihm Mut, spricht mit ihm über seine Lieblingsfächer. Er holt ein Schulheft hervor und bittet sie um einen Eintrag. „Sehr ordentlich. Dafür bekommst du die Note 1“, trägt sie - selbst im Hauptberuf Lehrerin - ein.

Im Krankenhaus begegnete ihr und dem DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm ein junger Mann, bei dem eine Lepra-Infektion festgestellt wurde. Es waren deutliche Flecken sichtbar, aber zum Glück noch keine Nervenschädigungen eingetreten. „Der Schock über die Diagnose stand ihm ins Gesicht geschrieben“, erinnert sich die Präsidentin. Kömm beruhigte den Patienten: „Nach der Behandlung werden Sie wieder ganz gesund!“ Ein ungläubiges Staunen, dann ein freudiges Nicken – den beiden DAHW-Vertretern bedeutet diese Reaktion mehr als viele Worte. Dieser junge Mann hatte Glück: Sein behandelnder Arzt erkannte die Lepraanzeichen rechtzeitig und schickte ihn sofort in das Referenzzentrum für Lepra-Erkrankungen. Doch leider haben nicht alle Patienten dieses Glück: Zu viele Mediziner in Indien erkennen Lepra im Frühstadium nicht.

Geschönte Statistiken

Lepra-Erkrankungen treten in Indien immer noch häufig und zahlreich auf. Staatliche Aufklärungskampagnen und -veranstaltungen gibt es nicht in ausreichendem Umfang. Über Lepra möchten die indischen Regierungsvertreter nicht sprechen und Erkrankungen auch nicht zugeben. Im DAHW-Projekt Sivananda hingegen ist die Versorgung der Lepra-Patienten hervorragend, Ärzte und Physiotherapeuten arbeiten hier Hand in Hand. Mit Krankengymnastik strecken die Physiotherapeuten die versteiften oder gar deformierten Gliedmaßen, dann legen sie die so behandelten Extremitäten in Gips, drei bis sechs Wochen dauert im Schnitt dieser Prozess. Erst dann können die Deformationen operiert werden, vor allem die Handchirurgie wird in Sivananda erfolgreich praktiziert.

Im Krankenzimmer liegen Männer mit frisch operierten und eingegipsten Händen. Sie winken, freuen sich über den Besuch aus Deutschland. In einem anderen Raum trifft die DAHW-Präsidentin auf zwei Mädchen, die sie schüchtern anlächeln. „Sie sind ganz neu hier, haben beide Lepra. Bei neuen Lepra-Patienten werden auch die Familienmitglieder getestet - die Eltern der beiden Mädchen zeigten keinerlei Anzeichen“, erklärt der Arzt.

Draußen im Schatten sitzt eine ältere, ehemalige Lepra-Patientin, beide Hände verkrüppelt. Durch handgestickte Karten verdient sie sich ein Taschengeld. „Wir haben ihr alle Karten abgekauft“, sagt die Präsidentin. „Trotz ihrer Behinderung entstehen wunderschöne Blumen- und Vogelmotive.

Weiter geht es in den Schulungsraum: Bunte Plakate hängen aus, Vorher-Nachher-Bilder von Patienten. Physiotherapeuten und Ärzte erklären den Teilnehmern Wissenswertes über Behandlung, Krankheitsformen und wie sie sich schützen können. Auch eine Schuhwerkstatt, in der orthopädische Hilfsmittel hergestellt werden, ist an das Hospital angegliedert.

Auch hier treffen sie wieder einen etwa zehnjährigen Jungen, der vor seiner Operation und der anschließenden intensiven Krankengymnastik weder Stifte noch Besteck halten konnte. Stolz zeigt er nun, wie gut er seine Finger wieder bewegen und auch Stifte halten kann.

Überall rund um die indischen Projekte findet das DAHW-Team Zeichen der Ermutigung, ihr Engagement unvermindert fortzuführen und den Spendern in Deutschland zu vermitteln, wie wichtig es ist, die Lepra–Arbeit nicht zu vernachlässigen.