24. November 2022

Der Stigmatisierung und Ausgrenzung von Kindern entgegenwirken

Eine Mutter steht zu ihrem Kind – IMMER. Foto: Red Aid Nigeria

In den Projekten der DAHW erleben wir vielfach, dass Kinder mit Behinderung(en) ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Das beginnt oft schon im sozialen Umfeld, der Nachbarschaft und/oder der Dorfgemeinschaft.

Eltern schämen sich für ihre Kinder, versuchen die Einschränkung vor Dritten zu verbergen. Auch spät erkannte und behandelte Lepra- oder Buruli Ulcer-Infektionen können zu körperlichen Beeinträchtigungen bei Kindern (und Erwachsenen) führen. 

In der Stadt Sokone, im Südwesten des Senegals, wurde vor einiger Zeit ein Verein von und mit Müttern von Kindern mit Behinderung gegründet. Das Ziel der Vereinigung ist, den Müttern einen Erfahrungsaustauch zu ermöglichen. Begleitet und betreut werden die Frauen vom „Zentrum für Förderung und soziale Eingliederung (CPRS)“ und der DAHW.

Es ist ein Netzwerk von Gleichgesinnten, die eine Verbesserung der Lebensumstände und -perspektive für ihre Kinder anstreben. Sie wollen der Stigmatisierung entgegentreten. 

Akzeptanz steigt

Nach den ersten Jahren sind die positiven Auswirkungen deutlich erkennbar: Die Kinder werden gestärkt, ihr Selbstbewusstsein wächst. Die Eltern treten für die Rechte ihrer Kinder ein. Die Akzeptanz im sozialen Umfeld der Familien steigt. Ein wichtiger (Teil-)Erfolg ist, dass die Eltern ihre Kinder vermehrt zur Schule anmelden. Sie erleben, dass
ihr Nachwuchs trotz der körperlichen Einschränkungen akzeptiert und integriert wird.

Es sind kleine Schritte auf einem langen Weg. Umso wichtiger ist es, dass sie gegangen werden. 

Die Folgen der Krankheit führen zu psychischen Erkrankungen

Menschen, die sich mit Lepra- oder Buruli Ulcer infiziert haben, leiden trotz Heilung oft an den Folgen. Das können zum einen körperliche Einschränkungen (sichtbare Entstellungen) sein, die sie ihr ganzes weiteres Leben begleiten. Sie erleben, dass die Gemeinschaft sie ausgrenzt, stigmatisiert, obwohl sie geheilt sind. Die negativen Folgen daraus: Depressionen, Angstzustände, mangelndes Selbstbewusstsein bis hin zu Suizidversuchen. All das hat nicht zuletzt massive Auswirkungen auf ihre Lebensqualität und ihre beruflichen Perspektiven, ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften. 

Im Rahmen eines mehrjährigen Projektes im Süden von Nigeria haben wir untersucht, wie groß der Bedarf an psychologischer Unterstützung ist. Genaue Erkenntnisse über die Zahl der Betroffenen, die unter körperlichen Einschränkungen, Entstellungen durch Infektionskrankheiten leiden, gibt es nicht. Schätzungen gehen allein in Nigeria von mehr als 30.000 Menschen mit Lepra-bedingten Behinderungen aus. 

Bekannt ist, dass die psychische Gesundheitsversorgung  in dem Land sehr gering ist. Die wenigen ausgebildeten Fachkräfte sind zudem überproportional in städtischen Gebieten angesiedelt. Im ländlichen Raum, dort lebt ein Großteil der Bevölkerung, ist eine Versorgung kaum gegeben. Die nackten Zahlen sind menschliche Schicksale
Die ersten Erkenntnisse sind erschütternd. 

 Von 635 Teilnehmenden an der Studie, die an Lepra bzw. Buruli Ulcer erkrankt waren, litten mehr als 90 Prozent an Depressionen und/oder Angststörungen. Schwere psychische Erkrankungen, mit deren Auswirkungen sie allein gelassen, sich selbst überlassen sind.

Allein diese Zahlen, hinter denen sich menschliche Schicksale „verbergen“, verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, psychologische Versorgungsangebote gerade im ländlichen Raum zu schaffen. Die Heilung von der Infektionskrankheit ist das eine. Die Menschen beim Umgang mit Beeinträchtigungen und psychischen Belastungen zu  unterstützen, der zwingende Folgeschritt. 


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