Landesgrenzen
sind gesperrt, Flüge werden gestrichen, bis heute gibt es knapp 1.300
Todesfälle, Tendenz steigend. Die Krankheit Ebola wütet schon seit Monaten in
Westafrika. In der Hauptsache sind die Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone
betroffen. Die bisher schwerste Ebola-Epidemie der Geschichte war im
März in Guinea ausgebrochen und hatte sich schnell in die Nachbarländer
ausgebreitet.
Auch beim
medizinischen Personal vor Ortist die
Angst groß. Erste Ärztinnen, Ärzte, Schwestern und Pfleger haben sich bereits
bei ihren Patienten angesteckt. Eva-Maria Schwienhorst, Ärztin und
Mitarbeiterin des Würzburger Hilfswerkes DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V., war gemeinsam mit
Professor August Stich, Leiter der Tropenmedizin im Missionsärztlichen Institut
Würzburg (Missio) und DAHW-Vorstandsmitglied, vor Ort.Eine Woche haben sie die Lage im Serabu
Community Hospital in Sierra Leone untersucht und Trainings für die Mitarbeiter
durchgeführt. Es ist eines der Krankenhäuser, in dem deutsche Mediziner der
German Doctors arbeiten. Mit ihnen hat das Würzburger Missio einen
Kooperationsvertrag.
Gesundheitsversorgung in Gefahr
„Die Opfer
von Ebola sind vielfältig“, beschreibt die Würzburgerin die momentane Lage. Die
meisten Opfer der Epidemie werden schwangere Frauen und Kinder sein, die aber
nicht an Ebola sterben, sondern am Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung. Und
das in einem Land mit einer der weltweit höchsten Mütter- und
Kindersterblichkeitsrate.
Zum einen
schließen viele Gesundheitseinrichtungen, weil ausländische Mediziner abgezogen
werden und einheimisches Personal wegen Mangel an Schutzmaßnahmen Angst vor
Infektion bei der Arbeit mit Patienten hat. Zum anderen fürchten sich die
Menschen vor einer Ansteckung in den Krankenhäusern und suchen diese bei
Geburtskomplikationen oder mit kranken Kindern nicht mehr auf. So schätzt man,
dass die Zahl der zusätzlichen Todesfälle ein Vielfaches der direkt an Ebola
Sterbenden beträgt, vor allem in der Regenzeit, wo viele Kinder Malaria nicht
überleben.
Besonders
tragisch ist der kürzliche Tod von Sheik Umar
Khan. Der Virologe und Ebola-Experte aus Sierra Leone hatte sich in seinem
Heimatland mit dem Virus infiziert und ist nun selbst an der Krankheit
gestorben. Der US-Arzt Kent Brantly, der für eine christliche Hilfsorganisation
arbeitet, lag schwer erkrankt auf der Intensivstation eines Krankenhauses in
der liberianischen Hauptstadt Monrovia. Er wurde mittlerweile in die USA
ausgeflogen. Seine Überlebenschancen sind nach wie vor gering.
Die Ansteckungsgefahr sei bei
sterbenden und gerade verstorbenen Ebola-Patienten am größten. Viele Patienten
haben sich bei Beerdigungen angesteckt. Die Waschung der Verstorbenen
übernehmen in der Regel Familienangehörige, die teilweise von weit entfernt
anreisen. Hinzu kommen die kulturellen Barrieren und das Schamgefühl. Denn wenn
eine Person erkranke, würde sie aus Angst vor dem Tod und einer nicht im Familienkreis
stattfindenden Beerdigung oft nicht öffentlich auf ihre Lage hinweisen und auch
nicht ein Krankenhaus aufsuchen wollen.
Traditionelle Dorfführer und Heiler einbinden
In einem Dorf seien Mediziner in
Schutzanzügen mit Steinen beworfen worden, da die Bewohner Angst hatten, sich
bei ihnen mit dem Virus anzustecken. Um
die Epidemie einzudämmen ist dringend die Aufklärung der Bevölkerung
erforderlich. Doch 70 Prozent der Einwohner sind Analphabeten, das heißt, sie
sind auf mündliche Informationen angewiesen. „Viele der Erwachsenen und
Entscheidungsträger heute gehören zu einer Generation, die aufgrund des langen
Bürgerkrieges keine Schulbildung erhielten, zudem gab es noch nie ein gut
funktionierendes Gesundheitssystem in Sierra Leone“, erklärt Schwienhorst.
„Dass die lokale Bevölkerung kein Vertrauen in vermummte Gestalten hat, die
ihre kranken Familienmitglieder aus den Hütten holen und oft genug nur in
Leichensäcken zurückbringen und ihnen auch traditionelle Bestattungsriten
verbieten, liegt auf der Hand. Deshalb ist es unabdingbar, traditionelle
Dorfführer und Heiler in die Maßnahmen mit einzubinden.“
Die
33-jährige Würzburgerin steht auch heute noch im Kontakt mit dem Krankenhaus in
Serabu. Die Organisation German
Doctorshält dort die medizinische Versorgung für die Bevölkerung
aufrecht, während viele andere Krankenhäuser in Sierra Leone geschlossen sind. Zum
Glück gibt es dort noch keine Ebola-Fälle. „Doch das kann sich jederzeit
ändern“, betont die Mutter einer fünfjährigen Tochter.
DAHW-Repräsentant
Dr. Pieter de Koning arbeitet im liberianischen Ganta. Er profitiert von den
Maßnahmen, die Mediziner von DAHW und Missio erarbeiten. „Überlebensnotwendig
sind sowohl ein Notfallplan zum Umgang mit Ebola-Verdachtsfällen und Regeln zum
Schutz des Personals, wie allgemeine Hygiene- sowie Barriere-Maßnahmen und die
richtige Schutzkleidung. Bis jetzt gibt es zum Glück noch keinen bestätigten
Verdacht in unserem Krankenhaus in Ganta, in einem anderen Krankenhaus der
Stadt jedoch schon.“
Dass die
momentane Situation jederzeit außer Kontrolle geraten kann ist klar. Solange
sich die Epidemie weiter ausbreitet, müssen Schutzvorkehrungen strikt
eingehalten werden. Doch das ist nichtleicht in einer Region, deren Infrastruktur durch jahrelange
Bürgerkriege sowie Korruption, die auch noch durch den Abbau und Export der
Rohstoffe für die Industrienationen geschürt wird, brach liegt.
Pressebilder Ebola in Sierra Leone
Einsatz der Würzburger Ärztin Dr. Eva-Maria Schwienhorst
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