08. Januar 2020

Dramatische Auswirkungen einer „falschen“ Behandlung.

Lepra-Infektion zu spät entdeckt bei Tamba Kamera

Der 51-jährige Tamba Kamera aus Sierra Leone in West-Afrika ist vor einigen Jahren an Lepra erkrankt – wie er heute weiß. Als die ersten Anzeichen einer Erkrankung sichtbar wurden, vertraute er traditionellen Heilern, wie es seiner Kultur entspricht. Hier erzählt er seinen Leidensweg. Aufgezeichnet von Dr. Christa Kasang, DAHW.

Mein Name ist Tamba Kamera. Ich wurde vor 51 Jahren in Makeni in Sierra Leone geboren. Ich bin verheiratet und Vater von vier Kindern. Unser ältester Sohn ist 23 Jahre alt. Viele Jahre war ich als Fahrer für einen libanesischen Geschäftsmann im Distrikt Kono in Sierra Leone tätig.

Ein Hautfleck auf dem Rücken

Eines Tages ging ich in ein Badehaus, wie ich es regelmäßig tue. Zuhause haben wir kein fließendes Wasser. Da machte mich ein Freund auf einen Hautfleck an meinem Rücken, unter der Schulter, aufmerksam. Ich habe dem nicht viel Beachtung geschenkt und nicht weiter darüber nachgedankt, weil ich es für eine simple Hautrötung hielt. Doch immer wieder wenn ich das Badehaus aufsuchte, sprachen mich meine Freunde auf diesen Fleck an, der sich rötlich verfärbt hatte. Ich bat sie um Rat und Ideen, was ich gegen diese Hautirritation tun könnte. Einer empfahl mir eine Hautcreme, die ich dann regelmäßig auftrug.

Doch es wurde nicht besser – eher im Gegenteil. Ich fragte weiter herum. Ein anderer Freund empfahl mir, einen der in unserem Land bekannten traditionellen Heiler aufzusuchen. Er wusste von einem Bekannten zu berichten, der scheinbar die gleichen Symptome wie ich hatte und dem der Heiler helfen konnte. So nahm ich den Rat dankbar an.

Vertrauen in traditionellen Heiler

Der traditionelle Heiler versicherte mir, dass er mir helfen könnte und ich durch seine Behandlung wieder gesund werde. Er sagte, dass sich die „Therapie“ über mehrere Wochen hinziehen würde, für die ich natürlich bezahlen musste.

Nahezu täglich saß ich über einem Topf mit einer Flüssigkeit gebeugt, unter einer dicken, schweren Decke und inhalierte. Mir fiel auf, dass ich den heißen Topf berühren konnte, ohne etwas zu spüren. Aber aufgrund der Hitze unter der Decke, bekam ich Hautgeschwüre und Schmerzen, die immer schlimmer als besser wurden. Nachts konnte ich kaum noch schlafen. Nach drei Wochen brach ich die Behandlung ab und kehrte zu meiner Familie zurück.

Wenige Wochen später empfahl mir ein weiterer Freund, das Masanga Leprosy Hospital aufzusuchen. Dort untersuchte mich ein Labormitarbeiter, da kein Arzt zugegen war. Aber auch er erkannte nicht, dass ich Lepra hatte und verschrieb mir Antibiotika.

Endlich die richtige Diagnose

Nach wenigen Tagen suchte ich das Krankenhaus erneut auf und wurde jetzt von einem Arzt untersucht. Dieser entnahm Hautproben am Ohrläppchen und an einer der Hautfärbungen am Bein. Wenige Stunden später war klar: ICH WAR AN LEPRA ERKRANKT. Und das schon seit Langem. Sofort startete die Therapie mit den notwendigen Medikamenten. Diese Therapie ist bereits vor mehr als vierzig Jahren entwickelt worden, wie ich heute weiß.

Bleibende Schäden für Tamba Kamera

Weil die Krankheit jedoch zu lange nicht behandelt worden war, mussten mir die Finger und Zehen teilweise amputiert werden. Die Nerven waren schon abgestorben. So verlor ich auch meine Arbeit als Chauffeur. Nachdem mein Arbeitgeber erfahren hatte, dass ich an Lepra erkrankt war, hat er mir gekündigt und das, obwohl er wusste, dass ich inzwischen geheilt war. Heute muss ich versuchen, mit Gelegenheitsjobs, die ich verrichten kann, meine Familie zu ernähren. Unglücklicherweise ist auch meine Frau erkrankt, an Polio, und kann nicht arbeiten.


Niemanden zurück lassen!