08. Juni 2021

Dramatische Situation in Indien: Zweite Corona-Welle trifft das Land unvorbereitet.

Extreme Lebensbedingungen in den Slums von Delhi. Foto: Mario Schmitt

Situationsbericht des DAHW-Regionalrepräsentanten Vivek Srivastava (Neu-Delhi)

Indien ist von einer zweiten Corona- Welle getroffen worden, die in unvorstellbarem Ausmaß über das Land gekommen ist.

Nach einem Rückgang der Infektionen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres haben die offiziellen Stellen vielfach Beschränkungen aufgehoben. Viel zu früh, wie wir heute wissen. Bereits Mitte März begann ein signifikanter Anstieg der Infektionen und nahm rasch immer mehr zu. Anfang Mai wurden täglich mehr als 410.000 neu infizierte Menschen registriert. Jeden Tag sind knapp 4.000 Menschen an oder mit einer Corona-Infektion gestorben. Zum Ende des Monats lag die Zahl der Infizierten bei 126.698. 2.782 Menschen sind gestorben. Jeden einzelnen Tag.

Wahrscheinlich hohe Dunkelziffer

Fast 50 % aller weltweit registrierten Corona-Infektionen werden in den letzten Wochen aus Indien gemeldet. Diese zweite Welle führt zu extremen Engpässen bei lebenswichtigen Medikamenten, Impfstoffen und vor allem Sauerstoff und Sauerstoffgeräten, so genannten Sauerstoffkonzentratoren. Die dramatische Situation betrifft das gesamten Land Indien, nicht nur einzelne Bundesstaaten.

Expert*innen befürchten, dass sich diese Entwicklung zum einen noch extrem verschärfen wird. Zum anderen ist anzunehmen, dass aufgrund der schon vor der Pandemie schlechten Infrastruktur, niedriger Testraten, unvollständig weitergegebener Fallzahlen an die offiziellen Stellen und vieler Menschen, die ohne medizinische Diagnose zu Hause sterben, die wahren Fallzahlen noch viel höher sind.

Der exponentielle Anstieg der Corona-Infektionen hat das indische Gesundheitssystem nahezu lahmgelegt. Patient*innen sterben in den Krankenwagen, auf den Parkplätzen der Krankenhäuser oder auf dem Weg dahin. Viele Menschen sterben auch zu Hause, in ihren ärmlichen Behausungen, in den Slums. Die Krankenhäuser können sie nicht aufnehmen, da sie völlig überlastet sind. Dies gilt gerade für die am stärksten von der zweiten Welle betroffenen Regionen Delhi, Mumbai und Ahmedabad.

Die DAHW hilft im Rahmen ihrer Möglichkeiten den besonders betroffenen Gruppen – Menschen, die von Lepra, Tuberkulose und Behinderungen betroffen sind. Aber auch Älteren, die nur noch eingeschränkt für sich selbst sorgen können und jetzt in der Pandemie noch stärker betroffen sind.


HELFEN SIE, ZU HELFEN!

Auch wenn wir in Sorge um unser eigenes Wohl sind, dürfen wir die Menschen in anderen Ländern nicht vergessen.