Die Begünstigten in den DAHW-Projekten sind von Vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) wie Lepra oder Buruli Ulcer und deren Auswirkungen wie körperliche Behinderungen betroffen. Sie leiden unter Stigmatisierung und Diskriminierung und haben zunehmend auch mit psychischen Belastungen und Erkrankungen wie Angstzuständen oder Depressionen zu kämpfen.
Im Rahmen eines vierjährigen Forschungsprojekts im Süden Nigerias will die DAHW herausfinden, wie groß der Bedarf an psychologischer Unterstützung ist und inwieweit ein gemeindeorientierter Ansatz die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Lepra- und Buruli Ulcer-Patient:innen stärken und langfristig verbessern kann. Dazu gehören unter anderem die Initiierung von Selbsthilfegruppen und der Einsatz von Laienberater:innen und nicht spezialisiertem Gesundheitspersonal.
Vernachlässigte Krankheiten mit schwerwiegenden Folgen
Was Lepra und Buruli Ulcer – unter anderem – gemeinsam haben: Beide Krankheiten treten in vielen Staaten Nigerias auf, beide Krankheiten sind von großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit und beide Krankheiten sorgen für ein hohes Maß an Stigmatisierung und Diskriminierung, da sie zu sichtbaren Entstellungen führen können. Die Zahl der Menschen, die von Behinderungen aufgrund von Lepra oder Buruli Ulcer betroffen sind, wird auf über 30.000 geschätzt. Dass sich die damit verbundene Stigmatisierung auf Dauer negativ auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken kann, liegt auf der Hand. Doch mehr noch: Depressionen und Angstzustände werden zu ständigen Begleitern der Betroffenen und bestimmen oft ihr Leben.
Leider ist die psychische Gesundheitsversorgung in Nigeria sehr schwach aufgestellt. Es wird geschätzt, dass auf hunderttausende Einwohner:innen nur ein:e einzige:r Expert:in für psychische Gesundheit kommt. Die wenigen verfügbaren Fachkräfte sind überproportional in städtischen Gebieten angesiedelt, so dass Millionen von Landbewohner:innen völlig unterversorgt sind. Es trifft vor allem von Armut betroffene, ausgegrenzte, vulnerable Personen, wie viele Menschen, die an Lepra oder Buruli Ulcer erkrankt sind. Ihnen stehen eigentlich keine psychosozialen Dienstleistungen zur Verfügung, sie sind allein gelassen mit ihren psychischen Erkrankungen.
In unserem vierjährigen Forschungsprojekt (2020-2024) in Nigeria wollen wir – gemeinsam mit unseren Partnern – nachhaltige Wege finden, um psychosoziale Dienste zugänglich zu machen – auch und insbesondere den Menschen, die von Lepra und Buruli Ulcer betroffen sind. Wir ermitteln das Ausmaß psychischer Erkrankungen (insbesondere Depressionen) und testen, ob und inwieweit ein ganzheitlicher, gemeindeorientierter Ansatz die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen verbessert