25. November 2024
Eine Frau geht ihren Weg – die Geschichte von Fadina
Tandahima / Würzburg, 25.11.2024: Fadina Mussa ist keine Frau, die um den heißen Brei herumredet. „Ich wusste, dass ich und die Kinder in Gefahr sind, wenn ich weiter mit ihm zusammenlebe“, sagt sie rückblickend über ihren gewalttätigen Expartner. Und so verließ sie den Mann, der sie über 18 Ehejahre hinweg immer wieder brutal verprügelt hatte. „Meine Kinder standen psychisch unter Stress“, sagt die vierfache Mutter, „und wir litten wirtschaftliche Not.“ Mit einem Obst- und Gemüsestand auf dem Markt ihrer Heimatstade Tandahima im Süden Tansanias brachte sie die Familie über die Runden – und sie hielt an ihrer Entscheidung fest, trotz wüster Drohungen ihres Exmannes. Im Jahr 2020 reichte sie die Scheidung ein. Da beschloss er, seine Drohungen wahr werden zu lassen. Mit einem großen Messer verletzte er sie schwer: Fadina verlor beide Hände und ein Auge.
Fadina ist kein Einzelfall. UN-Angaben zufolge haben weltweit schätzungsweise 736 Millionen Frauen körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Häufig ist der Täter der (Ex-)Partner. Im Jahr 2023 wurden mindestens 51.100 Frauen von ihrem Partner bzw. Familienmitgliedern umgebracht. Das bedeutet, dass alle 10 Minuten eine Frau getötet wurde.
Die Arbeit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe nimmt die Situation von Frauen und Mädchen stets besonders in den Fokus. Gerade in Krisen- und Konfliktsituationen, in humanitären Notlagen oder im Zusammenhang mit gesundheitlichen Herausforderungen wie beispielsweise einer Lepra- oder Tuberkuloseerkrankung, sind Frauen und Mädchen in einer extrem vulnerablen Situation. Die DAHW stellt in ihren Projekten daher sicher, dass sie Zugang zu der Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Auch Fadina, die nun mit schwersten Behinderungen allein für den Unterhalt ihrer Familie zuständig war, fand Unterstützung durch die DAHW. In einem Inklusionsprojekt in Tansania nutzt die Organisation ihre langjährige Erfahrung mit Menschen mit (leprabedingten) Behinderungen und fördert die Inklusion der Betroffenen in ihren Gemeinden. Auch die Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt ist ein Schwerpunkt des Projekts. Als ein Sozialarbeiter Fadina in das Projekt vermittelte, konnte sie rasch unterstützt werden: Sie erhielt Handprothesen, psychosoziale Beratung und ein Startkapital, um ein kleines Geschäft zu eröffnen. Mit den Handprothesen kann Fadina sich und ihre Familie versorgen, kleine Gegenstände heben, kochen, ihr Haus putzen und ihr Geschäft betreiben. Sie klärt außerdem über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und die Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt auf, und zwar über Frauennetzwerke und Gemeindeversammlungen.
Fadinas Exmann wurde angezeigt und vor Gericht gestellt. Er muss nun eine 13-jährige Haftstrafe absitzen. Fadina hingegen kann nach vorne schauen und selbstbestimmt leben – ohne Prügel, ohne Abhängigkeiten. Und ohne Angst.