Lepra ist die älteste bekannte, chronisch verlaufende Krankheit beim Menschen. Der Ansteckungsweg ist bis heute nicht geklärt. Ihn zu entdecken, wäre nobelpreisverdächtig. Die Diagnose ist einfach und seit Ende der 70er-Jahre gibt es eine Medikamentenkombination, die das Bakterium abtötet. Eigentlich sollte es die Krankheit heute nicht mehr geben. Doch das ist nicht der Fall. Deswegen ist die Leprakrippe, die seit dem 1. Dezember im Lepramuseum in Münster von der Gesellschaft für Leprakunde (GfL) ausgestellt wird, nicht nur einzigartig, sondern auch immer noch aktuell.
Die im 13. Jahrhundert von den Franziskanern „erfundene“ Krippe zeigt gewöhnlich die zu erwartenden Figuren: Heilige Familie, Ochs und Esel, Heilige Drei Könige, die Schafe und die Hirten. Was für ein Spagat zeigt sich da: Vom reichen Adel bis zu den Hirten. Wie klug ist es doch in seiner Verkündigung der Weihnachtsgeschichte vom Evangelisten Lukas angelegt: Er holt die Hirten mit ins Geschehen. Die unterste Stufe in der damaligen Arbeitswelt. Tiefer geht es nicht. Aber so kann bis heute niemand sagen: „Für mich ist er nicht auf die Welt gekommen.“ Oder doch? Geht es vielleicht doch noch tiefer?