17. Juni 2022

Einkommensfördernde Maßnahmen und Behandlung von Traumatisierung

Palorinya ist eines von mehreren Flüchtlingscamps in Uganda an der Grenze zum Südsudan. Foto: Sabine Ludwig / DAHW

Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Laut dem Weltweiten Trend Report von UNHCR waren Ende 2021 89,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Inzwischen sind es über 100 Millionen. Seit vielen Jahren nimmt Uganda Menschen mit Fluchterfahrungen auf. Die DAHW unterstützt das Team von TPO in den Camps an der Grenze zum Südsudan, wo den Menschen psychologisch, finanziell und medizinisch geholfen wird.

Sie haben Schreckliches erlebt. Die meisten der Geflüchteten verließen 2017 den Südsudan. Auf ihrer Flucht waren sie Tod, Gewalt, Vergewaltigungen und Angst ausgesetzt. Nur schnell weg, irgendwo hin, über die Grenze nach Uganda. Das ostafrikanische Land hat durch seine eigene Vergangenheit gute Erfahrungen mit der Aufnahme und dem Management von Flüchtlingen. Die an der Grenze zum Südsudan entstandenen Camps sind ordentlich und organisiert. Hier arbeitet das Team von Transcultural Psychosocial Organization (TPO), das von der DAHW unterstützt wird. Die Sozialarbeiter und Trauma-Experten besuchen regelmäßig das Lager und treffen unter anderem eine Frauengruppe, die sich durch einen Mikrokredit eine eigenständige Basis ermöglicht hat. „Wir achten bei den Treffen sehr auf Gender“, sagt Jocknus Bitekere von TPO. Das heißt, gemischte Gruppentreffen werden vermieden. „Frauen erzählen mehr, wenn sie unter sich sind.“

Fast alle Frauen haben eine Trauma-Therapie hinter sich. Depressionen, Ängste und posttraumatische Störungen prägten ihr Leben nach der Flucht. Die kognitive Verhaltenstherapie durch das TPO-Team beinhaltet zehn Sitzungen in zehn Wochen. Hier werden die Frauen das los, was verhindert, dass sie ein normales Leben führen. Bei 80 Prozent ist die Therapie erfolgreich.

„Wichtig ist eine Beschäftigung, etwas Sinnvolles danach, damit sie nicht wieder in ein Loch fallen“, erklärt Bitekere. „Wir schulen die Frauen darin, Einkommen zu erwirtschaften.“ Ziel ist die Unabhängigkeit von den Männern, die das Familieneinkommen zu oft in Alkohol investieren. „Durch unsere Schulungen erhalten die Frauen eine gewisse finanzielle Macht. Sie sind zuverlässiger und kümmern sich vor allem besser um die Kinder.“

In Palorinya hat jede Familie ein kleines Lehmhaus und ein Stück Garten, wo sie Gemüse anpflanzen kann. Die Parzellen mit einer Größe von 30 x 30 Meter werden genau aufgeteilt. Jede Familie bekommt die gleiche Fläche Land für ihr neues Leben in der Fremde.

Mit einem Grundkapital von rund 180 Euro begann die Frauengruppe, Flüssigseife herzustellen. An vier Markttagen in der Woche bietet sie das Produkt in den umliegenden Dörfern an. Gerade in Pandemie-Zeiten ist der Gewinn von wöchentlich rund 18 Euro erfreulich. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investieren sie ihren Profit in weitere Güter. Immer mehr Kunden werden dadurch angezogen. Ein Teil des Gewinns ist für den Eigenbedarf der Familien bestimmt: Lebensmittel, Medikamente und Schulbildung für die Kinder werden damit finanziert. Nur durch Schulung und Brainstorming haben die Frauen ihre erfolgreiche Geschäftsidee gefunden: Nicht nur zu Covid-19-Zeiten steigt die Nachfrage nach Flüssigseife. Das Bewusstsein für Hygiene steigt generell an.

Jocknus Bitekere freut sich über den Erfolg. Insgesamt hat TPO als Partnerorganisation der DAHW 33 Traumatisierungsgruppen, davon 29 Frauen- und vier Männergruppen, durch professionelle Hilfe unterstützt. Dabei werden die Betroffenen nach ihren Erlebnissen gefragt und genau auf ihre Bedürfnisse untersucht. Die Tests richten sich nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation.


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