06. September 2019

Erinnerungen für ein ganzes Leben

Noch einmal Erinnerungen erleben! Elmar und Emilie Brenner bei der Dr. Ruth Pfau-Veranstaltung im Würzburger Burkardushaus. Foto: Sabine Ludwig / DAHW

Bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die verstorbene Lepraärztin und Ordensfrau Dr. Ruth Pfau im Würzburger Burkardushaus versammelten sich über 100 Besucher*innen. Elmar Brenner gehörte dazu und berichtete von seinen beruflichen Anfängen als Entwicklungshelfer für die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. in Äthiopien.

Es war im Sommer 1958 als Elmar Brenner in Heidingsfeld eine Kolping-Veranstaltung in der Pfarrei St. Lorentius besuchte. Es ging um die Arbeit der DAHW in Äthiopien. Das interessierte den aufgeschlossenen jungen Mann, der als Abenteurer gerne in die Ferne ziehen wollte. Als er hörte, dass das in Würzburg ansässige Hilfswerk vor Ort Entwicklungshelfer beschäftigte, war er Feuer und Flamme. Er fragte nach. Im Moment werde niemand benötigt, lautete die lapidare Antwort. Doch wenn er wolle, könne er gerne die Hefte des Deutschen Aussätzigenhilfswerkes (so der frühere Name) austragen. Am Würzburger Dallenberg gäbe es nämlich noch eine Vakanz. „Also war ich damals für das Hilfswerk erst einmal ehrenamtlich unterwegs“, schmunzelt er. „Auf die Warteliste für Äthiopien ließ ich mich aber eintragen.“

Die Broschüren erinnerten ihn an die früheren Missionshefte. „Die lagen bei uns zuhause immer auf dem Küchentisch. Damit wurde mein Fernweh schon sehr früh geweckt“, lacht er.

„Und im Alter von 25 Jahren hatte er ja schon bei verschiedenen Firmen gearbeitet“, ergänzt Ehefrau Emilie. „Ausgebildet war er auch!“

Nach ein paar Monaten war es soweit. Brenners Wunsch erfüllte sich. Und seine abgeschlossene Schreinerlehre war ihm dabei von großem Nutzen. Denn im äthiopischen Bisidimo gab es eine Lehrwerkstatt für von Lepra Betroffene. Es ging um Ausbildung und Fortbildung. Das interessierte den Schreiner natürlich. „Als ich ankam war ich von den Maschinen begeistert. Die waren alle nach den neuesten Standards ausgerichtet, besser als die, die ich von zuhause kannte“, erinnert er sich. Es waren viele ehemalige Patienten, die von der Ausbildung durch Brenner und Kollegen profitierten. „Nach der Lehre konnten sich die Männer vor Ort ein eigenes Leben aufbauen und Familien gründen“, sagt der heute 84-Jährige. „Schon die in der Werkstatt gefertigten Schulmöbel wurden immer schnell verkauft. Sehr zur Freude der lokalen Kollegen, die ihre Arbeit mit einem Einkommen belohnt sahen.

Vorgesehen waren für Brenner drei Jahre Arbeit in Äthiopien, doch aufgrund der Absagen neuer Entwicklungshelfer verlängerte sich sein Vertrag auf fünf Jahre. „Eine schöne Zeit, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht.“ Dann zeigt er auf seinen nicht mehr vorhandenen rechten Daumen: „Der wurde in Bisidimo begraben! So etwas kann schon mal vorkommen, wenn man nicht aufpasst!“ Unvergesslich sind für ihn auch die Besuche von Kaiser Haile Selassie, der sich höchstpersönlich von der erfolgreichen Arbeit der Ausbildungswerkstatt überzeugen konnte. Der frühere deutsche Bundespräsident Heinrich Lübke brachte sogar einen allradbetriebenen Krankenwagen mit. 

Wieder zurück in Deutschland begleiten ihn die erlebten Erfahrungen. „Sein Leben lang wird das so bleiben“, betont Emilie Brenner. „Ich erzählte immer viel über diese Zeit und erhielt an meinem späteren Arbeitsplatz den Namen ‚Kongo‘. Als Relikt an Afrika“, ergänzt er.

Zurück nach Bisidimo sei er nie mehr gekommen. „Ich bleibe lieber hier und spende für die Projekte“, sagt er und freut sich, bei der Veranstaltung so viele Gleichgesinnte zu treffen.


Anlässlich des 90. Geburtstag von Dr. Ruth Pfau fanden sich rund 120 Besucher*innen im Würzburger Burkardushaus ein. Die Gedenkfeier am 3. September an die 2017 verstorbene Lepraärztin wurde zu einer Reise durch die Zeit.


Heinz Möhler von der Karachi-Gruppe Kirn ist ein großer Fan der Lepra-Ärztin Dr. Ruth Pfau, die dieser Tage 90. Jahre alt geworden wäre ...