23. September 2024

Expertengespräch bei der DAHW: Staatssekretärin Kofler betont wichtige Aufgabe von Nichtregierungsorganisationen

Grußwort von Dr. Bärbel Kofler, Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zu Beginn der "DAHW-Nahaufnahme" in den Räumen der THWS in Würzburg (Foto: Judith Mathiasch / DAHW)

Im Gesprächsformat „DAHW-Nahaufnahme“ hat die Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Bärbel Kofler, die gute Zusammenarbeit mit der DAHW gelobt. NGOs, sagte Dr. Kofler vor einem interessierten Publikum, seien für die Entwicklungszusammenarbeit insgesamt unerlässlich.

Würzburg, 23.09.2024: Indische Frauen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind; Kinder mit Behinderung in Tansania; Geflüchtete, die in ugandischen Aufnahmelagern Schutz vor Krieg und Vertreibung gefunden haben; oder Leprapatient:innen im Südsudan, die kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben: Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die von der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt werden. Eins jedoch haben sie gemeinsam: Sie sind von armutsassoziierten oder vernachlässigten Krankheiten (NTDs) oder deren Folgen betroffen – und für NTDs gibt es oft keine einfachen Lösungen, das macht die Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin im BMZ, Dr. Bärbel Kofler, im Gesprächsformat „DAHW-Nahaufnahme“ rasch deutlich. „NTDs und deren komplexe Zusammenhänge fordern eben auch komplexe, nachhaltige, gemeinsam wertschätzende und effektive Strategien mit den Partnern vor Ort“, fasst sie es zusammen.

Dr. Kofler ist an einem sonnigen Freitagnachmittag aus Berlin nach Würzburg gekommen, um im Gespräch mit DAHW-Expert:innen und einem interessierten Publikum genau darüber zu sprechen: Wie das Ministerium und Nichtregierungsorganisationen wie die DAHW die Unterstützung für die Menschen vor Ort so nachhaltig und effektiv wie möglich gestalten können. „Es ist eigentlich ganz einfach“, erklärt DAHW-Experte Thomas Collein in seinem Vortrag. „Wenn das BMZ ein Projekt von uns fördert, legt es für jeden Euro Spendengeld, den wir investieren, drei Euro obendrauf. Es übernimmt also 75 Prozent der Kosten – und multipliziert damit die Spenden, die wir bekommen.“ Das hat ganz konkrete Folgen dafür, wie ein Projekt gestaltet werden kann: „Wenn unsere Mitarbeitenden ein Motorrad brauchen, um mobile Röntgengeräte in entlegene Dörfer zu bringen, kostet das vielleicht fünftausend Euro“, berichtet Collein. „In einem Projekt, das insgesamt nur 25.000 Euro Budget hat, steht das eigentlich nicht im Verhältnis. Ganz anders sieht es aber aus, wenn das Budget 100.000 Euro beträgt – dann bleibt genug Geld übrig, um alle anderen Bedarfe abzudecken und trotzdem das Motorrad zu kaufen. Wir können also unsere Mittel viel effektiver einsetzen, wenn wir diese BMZ-Förderung erhalten.“

Andersherum profitiert auch das BMZ von der Zusammenarbeit: „Organisationen wie die DAHW haben das Ohr am Geschehen der Zeit und der Menschen vor Ort“, zeigt sich Dr. Kofler überzeugt. Schließlich liege die Expertise bei den betroffenen Menschen selbst, die durch Nichtregierungsorganisationen eingebunden werden. So finden ihre Einschätzungen schließlich Eingang in Strategien des Ministeriums. „Auch in schwierigen Situationen und politischen Rahmenbedingungen sind daher NGOs wie die DAHW für das Ministerium und die gemeinsamen Ziele in der Entwicklungszusammenarbeit so wichtig.“

DAHW-Forschungskoordinatorin Dr. Christa Kasang, die ebenfalls an der Podiumsrunde teilnimmt, hat bereits viele BMZ-geförderte Projekte begleitet. Sie konnte sich selbst von der Nachhaltigkeit der DAHW-Arbeit überzeugen: „In Tansania zum Beispiel bestehen unsere Gesundheitsstationen, die wir in einem längst zu Ende gegangenen Projekt mit aufgebaut haben, auch Jahre später noch – getragen von der Community vor Ort“, erzählt sie. „Dass unsere Förderung dauerhaft und zuverlässig angelegt ist, ist für uns sehr wichtig.“

Aber es werden auch heikle Themen angesprochen bei der DAHW-„Nahaufnahme“: Die schwierigen Haushaltsverhandlungen um den Etat des Ministeriums beispielsweise („Wir haben gekämpft“, versichert Dr. Kofler) oder die lauten Stimmen in der politischen Debatte, die Entwicklungszusammenarbeit grundsätzlich in Frage stellen. Da stimmt die Abschlussfrage ans Podium, was den Teilnehmenden denn Mut macht, nachdenklich. Trotzdem muss Dr. Kofler nicht lang überlegen: „Mir macht es Mut“, sagt sie, „dass es viele Initiativen gibt – lokal, national und global –, die Dinge anpacken und effektiv und effizient angehen, entgegen vieler negativer Trends und kritischer Betrachtung.“ Forschungskoordinatorin Dr. Kasang fügt hinzu, dass die Bekämpfung von Vernachlässigten Krankheiten gerade auf politischer Ebene wieder an Momentum gewonnen hat. Und DAHW-Referent Collein richtet den Blick auf die ganz konkrete Arbeit an vielen unterschiedlichen Stellen: „Die Spendergruppen, die Mittel einwerben, damit die DAHW in ihrer Vision weiterkommt. Die Kolleg:innen vor Ort, die sich stundenlang im Auto durchrütteln lassen, um Patient:innen zu erreichen. Und wir, die wir hier miteinander reden. Dass wir alle letztendlich an einem Strang ziehen, finde ich großartig.“

Miteinander reden – das war das große Ziel des „Nahaufnahme“-Abends, und so blieb Dr. Kofler und die DAHW-Expert:innen bei Snacks und Getränken noch genügend Zeit, mit dem sehr interessierten Publikum den ein oder anderen Punkt weiter zu vertiefen. Und es wird auch bei der nächsten „Nahaufnahme“ Gelegenheit für den persönlichen Austausch geben: Am 21. November richtet die DAHW die Deutschland-Premiere des poetisch-dokumentarischen Films „SHUDDHI“ im Würzburger Central-Kino aus – der US-Regisseur wird persönlich vor Ort sein und mit DAHW-Expert:innen über unsere Arbeit in Indien sprechen. Der Kartenvorverkauf startet in Kürze.


 

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