08. März 2022

Frauen finden Hilfe in Uganda, nach ihren traumatischen Erlebnissen im Krieg im Südsudan

Frauen stärken durch Wissen über körperliche und mentale Gesundheit. Foto: Sabine Ludwig / DAHW

Der 08. März ist der internationale Frauentag und geht auf die Gleichberechtigungsbewegung des frühen 20. Jahrhunderts zurück. Während anfänglich das Frauenwahlrecht mit Mittelpunkt stand änderten sich mit der Zeit auch die Themen, um Frauen zu mehr Recht zu verhelfen.
Die DAHW setzt sich in Ihren Gesundheitsthemen besonders dafür ein, dass Frauen und Mädchen gleichermaßen Zugang zu Gesundheitsversorgung erlangen. Ein Schritt dahin ist die Versorgung mit Wissen und die Organisation von Selbsthilfegruppen, in denen Frauen sich frei austauschen können, wie im Flüchtlingslager in Palorinya, Uganda.

Sie haben Schreckliches erlebt. Die meisten der Geflüchteten verließen 2017 den Südsudan. Auf ihrer Flucht waren sie Tod, Gewalt, Vergewaltigungen und Angst ausgesetzt. Nur schnell weg, irgendwo hin, über die Grenze nach Uganda. Das ostafrikanische Land hat durch seine eigene Vergangenheit gute Erfahrungen mit der Aufnahme und dem Management von Flüchtlingen. Die an der Grenze zum Südsudan entstandenen Camps sind ordentlich und organisiert. Hier arbeitet das Team von Transcultural Psychosocial Organization (TPO), das von der DAHW unterstützt wird. Die Sozialarbeiter und Trauma-Experten besuchen regelmäßig das Lager. Heute treffen sie eine Frauengruppe, die sich durch einen Mikrokredit eine eigenständige Basis ermöglicht hat. „Wir achten bei den Treffen sehr auf Gender“, sagt Jocknus Tekere von TPO. Das heißt, gemischte Gruppentreffen werden vermieden. „Frauen erzählen mehr, wenn sie unter sich sind.“

Fast alle Frauen haben eine Trauma-Therapie hinter sich. Depressionen, Ängste und posttraumatische Störungen prägten ihr Leben nach der Flucht. Die kognitive Verhaltenstherapie durch das TPO-Team beinhaltet zehn Sitzungen in zehn Wochen. Hier werden die Frauen das los, was verhindert, dass sie ein normales Leben führen. Bei 80 Prozent ist die Therapie erfolgreich.

„Wichtig ist eine Beschäftigung, etwas Sinnvolles danach, damit sie nicht wieder in ein Loch fallen“, erklärt Tekere. „Wir schulen die Frauen darin, Einkommen zu erwirtschaften.“ Ziel ist die Unabhängigkeit von den Männern, die das Familieneinkommen zu oft in Alkohol investieren. „Durch unsere Schulungen erhalten die Frauen eine gewisse finanzielle Macht. Sie sind zuverlässiger und kümmern sich vor allem besser um die Kinder.“

In Palorinya hat jede Familie ein kleines Lehmhaus und ein Stück Garten, wo sie Gemüse anpflanzen kann. Die Parzellen mit einer Größe von 30 x 30 Meter werden genau aufgeteilt. Jede Familie bekommt die gleiche Fläche Land für ihr neues Leben in der Fremde.

Mit einem Grundkapital von rund 180 Euro begann die Frauengruppe, Flüssigseife herzustellen. An vier Markttagen in der Woche bietet sie das Produkt in den umliegenden Dörfern an. Gerade in Pandemie-Zeiten ist der Gewinn von wöchentlich rund 18 Euro erfreulich. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investieren sie ihren Profit in weitere Güter. Immer mehr Kunden werden dadurch angezogen. Ein Teil des Gewinns ist für den Eigenbedarf der Familien bestimmt: Lebensmittel, Medikamente und Schulbildung für die Kinder werden damit finanziert. Nur durch Schulung und Brainstorming haben die Frauen ihre erfolgreiche Geschäftsidee gefunden: Nicht nur zu Covid-19-Zeiten steigt die Nachfrage nach Flüssigseife. Das Bewusstsein für Hygiene steigt generell an.

Jocknus Tekere freut sich über den Erfolg. Insgesamt hat TPO als Partnerorganisation der DAHW 33 Traumatisierungsgruppen, davon 29 Frauen- und vier Männergruppen, durch professionelle Hilfe unterstützt. Dabei werden die Betroffenen nach ihren Erlebnissen gefragt und genau auf ihre Bedürfnisse untersucht. Die Tests richten sich nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation.

Während der Treffen wird nicht nur gearbeitet und gesprochen sondern auch gesungen und getanzt. Video: Sabine Ludwig / DAHW