05. März 2018

Freiwilliger Einsatz im Ganta Rehabilitation Center/ Liberia

Der Frankfurter Dermatologe Dr. Thiers ist seit Ende Januar im Ganta Rehab Center in Liberia, um zu helfen. Hier schildert er seine Eindrücke und Beobachtungen der ersten Wochen.

Seit Ende Januar ist Dr. Gerd Thiers in Liberia um in Ganta Rehabilitation Center zu helfen.

Die ersten zwei Wochen galt es erst mal sich einzugewöhnen. Tägliche Verbandswechsel, kennenlernen der Örtlichkeiten, der Kollegen und besonders der afrikanischen Lebensweise, die für Deutsche durchaus gewöhnungsbedürftig erscheinen kann.

Es gibt viele Patienten, vor allem mit sogenannten Ulcern, offene Stellen im Fleisch, die allerdings nicht weh tun, da das Lepra-Bakterium die Nervenenden zerstört hat. Zumindest laut der Schulmedizin. Es gibt Patienten die durchaus über Schmerzen klagen.

Die Vielseitigkeit der tropischen Krankheiten ist immer wieder überraschend. Oft sind es Lepra und Buruli Ulcer aber es kommen auch Pilzinfektionen und Diabetes vor. Das Spektrum der Hautkrankheiten ist hier genauso wie in Deutschland von Akne bis Morbus Recklinghausen. Am häufigsten sind aber doch banale Dermatosen und Krätze (Scabies).

Aber das sind nicht die einzigen Herausforderungen. Die Kommunikation mit den Patienten ist nicht immer einfach, denn nicht alle können englisch und nicht immer ist jemand zum Übersetzen da.

Die Genehmigung um offiziell als Arzt zu arbeiten ist nach zwei Wochen endlich eingetroffen. Es hatte sich wohl herum gesprochen, dass ein deutscher Hautarzt in Ganta ist. Schon vorher war das Wartezimmer immer gefüllt aber nicht wie in Deutschland. Die Leute ziehen ihre schönsten Sachen an, fahren teilweise zu viert und fünft mit Mopeds für mehrere Stunden durch Wüsten oder Dschungel um dann für weitere drei oder fünf Stunden auf die Öffnung der Praxis zu warten.

Der Kontakt mit den Patienten ist hierbei das was einem am meisten bewegt. Einerseits gibt es Menschen, die fröhlich, optimistisch und lustig in die Sprechstunde kommen und trotz ihres Krankheit eine Lebensfreude zeigen, an der sich manch ein Europäer ein Beispiel nehmen sollten. Andererseits muss man auch Diagnosen stellen, die selbst in Europa nur unter schwierigen Umständen zu behandeln wären. Das bringt eine andere Perspektive zu den Behandlungssituationen in Deutschland. Manchmal sind aber auch die „einfacheren“ Situationen belastend. Zum Beispiel, wenn Menschen in frühester Kindheit schon Gliedmaße verloren haben. Aber auch wenn man nicht immer medizinisch helfen kann wird zumindest eine wichtige zusätzliche Beratungsleistung erbracht. Den Menschen wird zugehört und es wird den Patienten erklärt, wie sie ihre Krankheiten zu behandeln haben. Das ist eine effektivere Hilfe als sie bei vielen “Medizinmännern” bekommen.

Ein ganz großes Lob muss an die Schwestern und Oberpfleger John gegeben werden, die unheimlich bemüht sind. Die Schwestern sind routiniert in der Arbeit mit den Patienten und den Wundverbänden. Weil es im Moment keinen Physiotherapeuten gibt übernimmt John z.B. diese Aufgabe auch und führt  ein- bis zweimal die Woche während eines morgendlichen Zusammenseins einen Ersatz durch. So lernen die von Lepra Betroffenen die einfachen Übungen, die ihre Situation oft verbessern.

Nächste Woche werden sogenannte Skincamps durchgeführt werden, wobei ein Active Case Finding für Lepra durchgeführt wird. Sie werden meist per Radio vorher angekündigt, jedoch ohne das Wort “Lepra” zu erwähnen, da das abschreckend wirken kann. Hier werden aber oft neue Fälle gefunden, oft bevor es zu ersten Behinderungen kommen kann.

Eine spannende Aufgabe.