Heute hat er Lepra, Tuberkulose und Knochenkrebs. Doch das ist längst noch nicht alles. Im Alter von drei Jahren erkrankte Hermes Barrera an Meningitis. Die Familie war arm, keiner kümmerte sich um seine Behandlung. Erst später erkannte man, dass er taub ist. Bis heute.
Der 60-Jährige sitzt neben seiner Schwester Julia Barrera. Tagsüber ist er zu Besuch bei ihr, in dem armen Viertel San Judas von Villa del Rosario nahe dem kolumbianischen Cucuta. Er trägt einen Mundschutz, um sein instabiles Immunsystem nicht noch mehr zu belasten. Denn jede weitere Ansteckung kann für ihn tödlich sein. Regelmäßig wird er von den Sozialarbeitern der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. aus dem nahen Cucuta besucht. Das Leben in der Grenzregion zu Venezuela ist nicht einfach, besonders seitdem viele Flüchtlinge aus dem Nachbarland hier Sicherheit und ein neues Leben suchen. Es gibt eine hohe Arbeitslosenrate und die Preise für Grundnahrungsmittel sind gestiegen. Keine einfache Situation für Menschen, die gesund sind, geschweige denn für die, die an Krankheiten leiden. Wie Hermes Barrera. Von dem Rest seiner Familie wird er isoliert, vor allem seitdem seine Lepra-Erkrankung bekannt wurde. Jetzt, mit Tuberkulose, wird die Ausgrenzung noch offensichtlicher. „Ich lege mein Leben ins Gottes Hände“, flüstert er durch seinen Mundschutz hindurch. „Für den Rest meiner Familie existiere ich nicht mehr.“