05. April 2022

Humanitäre Hilfe in Krisenregionen der Welt - Es sind die MENSCHEN – denen wir helfen.

Der Zwölfjährige wog nur noch 20 kg. Foto: LEPCO / DAHW

Die Menschen in Afghanistan befinden sich derzeit in einer humanitären und menschenrechtlichen Krise. Über 90 Prozent der zivilen Bevölkerung ist in existentieller Not und von Armut bedroht. Mehr als die Hälfte der Menschen benötigt humanitäre Hilfe zum Überleben. Eine Hilfe, die aktuell nur schwer von außen zu leisten ist.

Die DAHW ist in der besonderen Lage, dass wir seit knapp vier Jahrzehnten mit einem vertrauenswürdigen Partner zusammenarbeiten. LEPCO (Leprosy Control, deutsch: Lepra-Kontrollprogramm) wurde 1984 von Dr. Ruth Pfau in Kabul ins Leben gerufen. Einer ihrer ersten Mitarbeiter war Mohamed Arif Hemat, der heute einer der beiden Leiter von LEPCO ist.

Die Aktivitäten mussten im August 2021 nach der Machtübernahme durch die Taliban nur für wenige Tage unterbrochen werden. Die Organisation blieb zum Glück von Diebstählen und Plünderungen der medizinischen Geräte und der sonstigen Ausrüstungsgegenstände verschont. Das ist nicht zuletzt der guten Vernetzung und vertrauensvollen Zusammenarbeit vor Ort über die Jahrzehnte zu verdanken.

Seither kann LEPCO sieben Kliniken weiter betreiben: In der Region Hazarajat (in den Provinzen Bamyan, Daikundi, Ghor und Ghazni) und in Mazar-i-Sharif. Im Einzugsgebiet leben ca. 2,3 Millionen Menschen, die auf diese medizinische Hilfe dringend angewiesen sind.

Über die Versorgung von Tuberkulose- und Lepra-Patient:innen hinaus werden für die notleidende Bevölkerung allgemeinmedizinische Basisleistungen erbracht. Soweit es möglich ist, besuchen die Gesundheitsmitarbeitenden und Ärzt:innen die entlegensten Gebiete in Hazarajat, um vor allem Frauen und Kinder medizinisch zu versorgen. Für diese Menschen ist es meist die einzige Möglichkeit überhaupt, Hilfe zu erhalten.

Die Welt ist voller Wunder.

Aber auch sonst helfen die Mitarbeitenden um Mohamed Arif Hemat so gut sie können. Wie zum Beispiel dem 12-jährigen Bari Rahimi*. Seine Eltern brachten ihn nach Kabul, wo er in einem staatlichen Krankenhaus untersucht wurde. Die Diagnose: Tuberkulöse Meningitis. Der Junge wog bei der Untersuchung nur noch 20 kg und war bereits sehr geschwächt. Da die Familie sich eine Behandlung nicht leisten konnte (Gesundheitskosten müssen von den Patient:innen bzw. Angehörigen selbst getragen werden), wurde der Patient in der LEPCO-Klinik in Shahristan aufgenommen.

Die Mitarbeitenden in Shahristan beraten sich regelmäßig über die Behandlungsschritte mit den LEPCO-Kollegen in Kabul. Nach mehreren Monaten der Behandlung und bestmöglicher Versorgung mit energiereicher Nahrung hat Bari Rahimi* schon deutlich an Gewicht zugelegt. Er kann inzwischen wieder aufstehen und einige Schritte selbstständig gehen. Sorge macht noch sein rechtes Auge. Hier droht ihm der Verlust seiner Sehkraft.

Weiter große Herausforderungen

Die größten Herausforderungen für LEPCO sind zum einen die Milderung der Not der Menschen, die kein Einkommen erwirtschaften können – viele leben unterhalb des Existenzminimums. Zum anderen die bestmögliche medizinische Versorgung der Menschen. Das staatliche Gesundheitssystem ist komplett zusammengebrochen. Besonders schwer trifft das die abgelegenen Regionen, in denen die LEPCO-Mitarbeitenden tätig sind. Wir müssen hier weiter helfen.

*Name geändert


Nachdem die Taliban in den vergangenen Jahren ihren Einfluss militärisch und politisch wieder ausgeweitet hatten, gelang es ihnen im Sommer 2021, weite Teile Afghanistans unter ihre Kontrolle zu bringen. Mit der Einnahme Kabuls im August 2021 haben die Taliban nun den bestimmenden Einfluss im Land. Sie sind dabei, staatliche und institutionelle Strukturen an ihre religiösen und politischen Vorstellungen anzupassen. Dadurch ist die Arbeit für die DAHW um einiges schwieriger geworden. Wir arbeiten seit Jahrzehnten mit Partnerorganisationen wie der German Medical Service in Afghanistan (getragen von dem Orden Christusträger) und der lokalen Nichtregierungsorganisation LEPCO (Leprosy Control), die in den 1980er- Jahren von der 2017 verstorbenen deutschen Lepraärztin und Ordensfrau Dr. Ruth Pfau gegründet wurde. Die Christusträger und LEPCO arbeiten eng zusammen. Der DAHW ist es weiterhin möglich, die Partnerorganisationen zu unterstützen. Gemeinsam mit unseren Partnern können wir sicherstellen, dass die Unterstützung die Menschen, denen sie zugedacht ist, erreicht.

Burkard Kömm
GF der DAHW


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