Die 38-jährige Inika Shames* wurde 1981 in Rural Uttar Pradesh, einer Bergregion im Norden Indiens, geboren. Sie kam taub zur Welt und ist seit Geburt taubstumm. Die Familie zog nach Neu Delhi, hoffend, dass der Vater in der Großstadt Arbeit finden würde.
Doch diese Hoffnung erfüllte sich für die Familie nicht. Sie lebten weiter am Rande des Existenzminimums. Inika Shames ist in dem Slum Kalender Colony nahe der indischen Hauptstadt aufgewachsen. In der Schule war es schwer für sie, dem Unterricht zu folgen. Die Lehrer*innen hatten kaum Möglichkeiten, individuell auf ihre Einschränkung einzugehen und sie zu fördern.
Es war unmöglich für Inika Shames, eine reguläre Arbeit zu finden. Bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr lebte sie zu Hause und unterstützte ihre Mutter bei der Hausarbeit.
Sie empfand es als großes Glück, als sie einen Mann fand, der sie heiratete. Aber dieses Hochgefühl hielt nicht lange an. Ihr Mann verließ sie schon bald nach der Hochzeit. Die Eltern nahmen ihre Tochter wieder bei sich auf. Sie suchte erneut nach Arbeit, um sich und ihre Eltern vor dem Verhungern zu bewahren. Sie tat sich sehr schwer, zum einen wegen ihrer Behinderung und zum anderen aufgrund der fehlenden qualifizierten Berufsausbildung aufgrund ihres Handicaps.
Eines Tages erfuhr sie, dass eine lokale Hilfsorganisation eine Befragung durchführt. Das Ziel war, herauszufinden, wie viele Menschen mit Behinderungen bzw. Beeinträchtigungen ohne Hilfe ihr Dasein fristeten und wie diesen gegebenenfalls geholfen werden könnte.