30. Januar 2018

In Aachen ist Ruth Pfau schon heute eine Heilige der Gegenwart

Die Künstlerin Rita Lausberg und ihr wundervolles Triptychon in der Grabeskirche St. Josef.
Eine Annäherung.

Passender hätte es nicht sein können. Schon immer wollte Rita Lausberg ihrer Geburtsstadt Aachen etwas zurückgeben. Heute steht sie vor dem dreiteiligen Altarbild in der Grabeskirche St. Josef. In ihrer Heimatstadt, vor ihrem Gemälde. Sie deutet auf den Mittelteil, den sie den Heiligen der Gegenwart gewidmet hat. Genau den Menschen, aus vielen Ländern, vielen Bevölkerungsschichten, die Gutes tun, die die Welt ein Stückweit besser machten und machen. Gestern, heute und morgen. Sie deutet mit dem Finger auf eine Person, die dabei ist, dabei sein muss: Dr. Ruth Pfau, Lepraärztin und Ordensfrau. Bis zur Umsetzung des Bildes war es ein langer Weg. Mit Pfarrer Dr. Toni Jansen, der sie fast ihr ganzes künstlerisches Leben lang begleitet hat, fing es an. Denn er wusste, dass sie schon als Jugendliche Malerei studieren wollte.

Ökumene leben

Bekannt für seine aktive Unterstützung von „Ökumene leben“ war das nun auch das künstlerische Thema, das er Lausberg vorschlug. „Ich war Feuer und Flamme“, sagt die dreifache Mutter heute. „Besonders nachdem ich darzustellen versuchte, was Menschen Gutes in ihrem Leben tun können. Die Heiligen der Gegenwart wollte ich an einen Tisch platzieren und dem Betrachter das Gefühl geben, sich dazu setzen zu können.“

Die Umsetzung dieser Idee war nicht einfach. Es folgten viele Nachmittage in der Düsseldorfer Stadtbibliothek, wo die Aachenerin noch heute wohnt. Digitalen Zugang hatte sie damals Anfang 2000 nur eingeschränkt, so versuchte sie, Inspirationen zu den Personen aus Büchern und Abbildungen zu holen. Denn gemeinsam mit dem Pfarrer hatte sie sich schon überlegt, wer auf ihr Bild passen könnte. Klar war beiden, dass die im vergangen August verstorbene Lepraärztin Dr. Ruth Pfau dabei sein musste. „Ich hatte sie im Fernsehen in einer Spendengala gesehen und war begeistert von ihrem medizinischen Einsatz, den sie in Pakistan gemeinsam mit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. meisterte. Ich hatte sie noch während der TV-Ausstrahlung fotografiert“, gibt sie zu. „Damals fand ich kaum Fotos von ihr.“ In ihrem Gemälde sitzt Ruth Pfau zwischen dem Theologen Dietrich Bonhoeffer und Frère Roger Schutz, Gründer und lebenslanger Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé. Und um sie herum viele andere, wie Mutter Teresa und Klaus Hemmerle, dem früheren Bischof der Stadt Aachen.

St. Martin und sein Pferd

Der Liebe wegen kam sie nach Düsseldorf. Ehemann Arnfried Schmidt arbeitet in der Nordrhein-Westfälischen Landeshauptstadt als Physiker. Gemalt und gezeichnet hat sie schon immer gern. Sie lacht, als sie von ihrem drei Jahre älteren Bruder erzählt, in dessen Lesebuch der 1. Klasse eine Abbildung von St. Martin auf dem Pferd war. „Mit drei Jahren fing ich an, es abzumalen, immer und immer wieder“, erinnert sie sich an ihre Kindheit. „Und später in der Schule wurde ich bewundert, weil ich Pferde so gut zeichnen konnte.“

Viele Jahre später, 2008, konnte sie das Gemälde in St. Josef um zwei Seitenteile ergänzen. Das war zwei Jahre nachdem St. Josef durch den Architekten Ulrich Hahn zur Grabeskirche umgestaltet wurde. Denn seit November 2006 finden im Gotteshaus Urnenbestattungen für alle Konfessionen statt.

„Ich wollte Flüchtende und Obdachlose ins Zentrum stellen und die große Frage nach einer Herberge. Heute ist das Thema ja aktueller denn je.“ Ein Zeitungsfoto von Kindern im Moskauer Hauptbahnhof habe sie dabei inspiriert. Sie erzählt, dass sie schon als kleines Mädchen mit den Eltern auf Reisen war. „Italien, Österreich, die Niederlande. Wir sind immer in Museen gegangen. Dort habe ich die Alten Meister für mich entdeckt und Rembrandt sehr bewundert.“ Klar, dass sie auf dem Gymnasium den Leistungskurs Kunst belegte. Ihr Kunstlehrer gab ihr auch den Tipp, sich für das Studium in Wien zu bewerben. In der österreichischen Hauptstadt studierte sie schließlich an der Kunstakademie.

Einer ihrer Lieblingsorte heute ist neben dem Grafenberger Wald ihr Altbau-Atelier in Düsseldorf-Rath. Viele Pläne hat die Künstlerin für das gerade begonnene Jahr. Projekte warten darauf, umgesetzt zu werden. „Immer arbeite ich an vielen Bildern gleichzeitig. Oft entwickeln sie sich in einer Folge von Übermalungen“, erklärt sie ihre Arbeitsweise. Und sie möchte noch viel mehr Ausstellungen organisieren und ihre Werke weiteren Menschen zugänglich machen, mit dem Ziel, sie zu inspirieren. Sie möchte Dinge schaffen, die bleiben. Genau wie das Triptychon in der Aachener Grabeskirche St. Josef.