Idyllisch wirkt Ijinga – auf den ersten Blick. Sonne, Strand und Wasser prägen die Heimat von rund 2.000 Menschen.Wären die Häuser auf der kleinen Insel im Victoriasee etwas heller, könnte man hier Fotos für Urlaubsprospekte machen. Doch die Lage ist eher Fluch als Segen: zuviel Wasser und doch zu wenig, denn das Wasser aus dem See ist das einzige Wasser, das hier genutzt werden kann. Zum Trinken, Kochen, Waschen und alles andere, wofür wir Europäer einfach den Wasserhahn aufdrehen und sauberes Wasser aus der Leitung bekommen.
Sauber ist das Wasser in einem der größten Binnenseen der Welt eigentlich auch – auf den ersten Blick. Denn die tödliche Gefahr, die dort lauert, kann man mit bloßem Auge nicht sehen. Milliarden von mikroskopisch kleinen Zerkarien schwimmen in der Nähe des Ufers und lauern auf ihre Opfer. Beim Kontakt bohren sich diese Larven durch die menschliche Haut und wandern in Blase oder Darm, um sich dort zu Pärchenegeln zu entwickeln. Als fertige Schistosomen, die der Krankheit auch den Namen geben, zerstören sie die Organe und produzieren ständig neue Nachkommen in Form von Eiern, die durch Kot oder Urin wieder ins Wasser gelangen. Ein tödlicher Kreislauf.
Auf Ijinga trifft man irgendwann Julius Ncheyeki, den Leiter der Dorfschule. Fast 600 Schüler muss er mit seinem kleinen Team unterrichten, aufgeteilt in acht Klassen, davon zwei Vorschulklassen. Dass er in einer Klasse 91 Kinder unterrichten muss, die Klassenräume selbst kaum Platz für die Hälfte bieten und dazu noch fast baufällig sind, bereitet ihm nicht die größten Sorgen. Das ist fast normal für Dorfschulen in Tansania. Weitaus größere Sorgen macht sich der 38-jährige Schulleiter um die Gesundheit seiner Kinder: Alle Schüler auf Ijinga sind nämlich an Schistosomiasis erkrankt.
Im Oktober 2016 wurde dies festgestellt, als Folge der Idee, die vernachlässigte Tropenkrankheit Schistosomiasis näher zu erforschen. Wissenschaftler der DAHW und des Missionsärztlichen Instituts in Würzburg sowie der Universität in Mwanza, Würzburgs Partnerstadt in Tansania und nur 50 Kilometer entfernt von Ijinga, kamen auf die Insel und haben die meisten Bewohner untersucht. Ihr Ziel ist es, die effektivsten Methoden gegen Schistosomiasis zu finden.