18. Januar 2021

Je früher die Diagnose einer Lepra-Infektion erfolgt, desto besser sind die Heilungschancen für die Betroffenen.

Maria Brítez beschreibt ihren derzeitigen Gesundheitszustand. Quelle: Tomáš Kutil / DAHW

Die Lepra-Erkrankung der heute 50-jährigen Maria Brítez wurde bereits 2014 durch einen regiona-len Gesundheitsmitarbeitenden erkannt. Die Familie Brítez lebt in einer abgelegenen ländlichen Region bei Tebicuary, im Süden von Paraguay, in einfachen Verhältnissen. Sie betreibt eine kleine Landwirtschaft.

Nach der ersten Diagnose und der Bestätigung in dem auf die Behandlung von Lepra spezialisierten Krankenhaus  Km 81 begann für Maria Brítez sofort die Behandlung mit der Multi-Medikamenten-Therapie.

In Paraguay arbeitet die DAHW seit vielen Jahren mit dem Lehrkrankenhaus Km 81 zusammen (der Name ist von der Nationalstraße 81 abgeleitet).

Einige Wochen nach Beginn der Behandlung wurde die gesamte Familie Brítez im Rahmen eines Hausbesuchs durch Mitarbeitende des Lehrkrankenhauses und geschulten lokalen Sozialarbeiter*innen untersucht. Dabei wurde auch bei der seinerzeit 23-jährigen Tochter Romina eine Lepra-Infektion erkannt. Auch bei ihr startete sofort die Therapie. Alle weiteren Familienangehörigen zeigten seinerzeit keine Symptome. Maria und Romina wurden geheilt.

Zweite Tochter mit Lepra infiziert

Ende 2019 traten dann bei der 12-jährigen Tochter Miriam erste Flecken an den Beinen auf. Anfang 2020 klagte Miriam dann über Schmerzen in den Beinen. Im Rahmen der Nachbetreuung ihrer Mutter wurde sie bei einem Hausbesuch untersucht. Die Befürchtungen bestätigten sich: auch Miriam war mit Lepra infiziert. Es war ein großes Glück für das Mädchen, dass ihre Infektion in einem frühen Stadium erkannt wurde. Die Therapie begann sofort. Wir dürfen mit dem Mädchen hoffen, dass bei konsequenter Umsetzung der Behandlung, insbesondere der regelmäßigen Einnahme der Medikamente, keine neurologischen Schäden oder körperlichen Beeinträchtigungen zurückbleiben, sie vollständig geheilt wird. Ihr zehnjähriger Bruder José ist zum Glück nicht infiziert.

Frühe Diagnose entscheidend

Eine Erkrankung spüren Menschen meist sehr schnell durch die Symptome, die durch die Krankheit im Körper ausgelöst werden. Von einfachen Beschwerden wie Unwohlsein bis hin zu starken Schmerzen. Eine Lepra-Infektion ist im Anfangsstadium genau umgekehrt. Das durch die Infektion ausgelöste Absterben von Nervenenden bewirkt, dass die Betroffenen nichts spüren. Sie haben auch bei Verletzungen an diesen Stellen keine Schmerzen. Darin liegt eine große Gefahr. Durch die Schmerzlosigkeit realisieren die Betroffenen zu Beginn der Infektion nicht, dass sie erkrankt sind. Bis erste Symptome auftauchen, kann sich die Krankheit ausgebreitet haben, dies kann zu dauerhaften Schädigungen und Beeinträchtigungen führen.

DAHW unterstützt Km 81

Um so wichtiger ist, dass im Rahmen der Lepra-Nationalprogramme möglichst flächendeckend Gesundheitsmitarbeitende über Kenntnisse in der Erstdiagnose und den Behandlungsmethoden verfügen. Die in dem Lehrkrankenhaus ausgebildeten Sozialarbeiter*innen und Krankenpfleger*innen werden im Rahmen des Nationalprogramms über Lepra geschult.

In ihrer späteren beruflichen Praxis in den regionalen Gesundheitseinrichtungen wenden sie ihr Wissen an.

Erkrankte, die mit den unterschiedlichsten Symptomen vorstellig werden, werden mit äußerlichen Hautkontrollen und Sensitivitätstests auf Lepra untersucht. Wird hierbei eine Diagnose gestellt, werden die Patient*innen an das Mennoniten-Krankenhaus Km 81 überwiesen. Der positive Effekt dieser Strategie wird deutlich am Beispiel der Familie Brítez.

„Hinsehen statt Übersehen“ lautet unser diesjähriger Aufruf zur Aktionswoche rund um den Welt-Lepra-Tag und den Welttag der vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) in der letzte Januarwoche. Wir erzählen die Geschichte von Familie Brítez, damit auch sie gesehen wird – stellvertretend für die vielen vergessenen Menschen in unseren Projekten, die dringend unsere Unterstützung brauchen. Sie alle, die im Fokus unserer Arbeit stehen, litten schon vor der Pandemie unter Lepra oder anderen NTDs, die für viele Betroffene Behinderungen, Armut, Ausgrenzung oder den Tod bedeuten. Sie sind massiv von den Auswirkungen der globalen Gesundheitskrise betroffen, da ihre Versorgung noch mehr erschwert ist. Mit Ihrer Hilfe können wir ihr Schicksal im Rahmen der Aktionswoche ins öffentliche Bewusstsein rücken. Dafür unseren herzlichen Dank!