09. November 2020

Klare Forderungen und Ziele für die neue Strategie zur Bekämpfung der Lepra 2021-2030

DAHW präsentiert bei Online-Event der WHO zur Festlegung der neuen Lepra-Strategie

Vom 26. bis 30. Oktober fand die „WHO Global Consultation on new Leprosy Strategy“ statt. An der Online-Veranstaltung, die der Festlegung von weltweiten Zielen in der Lepra-Arbeit dient, nahmen ca. 400 Regierungsvertreter*innen, viele Non-Profit-Organisationen und Personen, die persönlich von Lepra betroffen sind, teil. Als globaler Experte für Lepra waren wir nicht nur als Teilnehmer, sondern auch als Vortragende präsent. Dr. Blasdus Njako, medizinischer Berater der DAHW in Tansania, erzählte von seinen Erfahrungen mit der sog. Lepra-Post-Expositions-Prophylaxe (LPEP). Die Prophylaxe soll Menschen, die Kontakt mit Lepra-Patient*innen haben, vor einer Übertragung schützen. Dr. Rivera Alberto, Leiter unseres DAHW-Regionalbüros in Lateinamerika, berichtete über Erfahrungen zu Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen, die von Lepra betroffen sind.

Fünf Themen standen auf der Agenda:

  1. Vorstellung der neuen Strategie zur Lepra-Bekämpfung  2021-2030
  2. Erfahrungen zur aktiven Fallsuche und LPEP-Behandlung der Angehörigen
  3. Rehabilitation und Behandlung von Menschen mit leprabedingten Behinderungen
  4. Möglichkeiten zur Durchbrechung von Infektionsketten
  5. Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen, die von Lepra betroffen sind

Vier Säulen zur Bekämpfung von Lepra

Am Ende der Veranstaltung wurden vier strategische Säulen zur Bekämpfung von Lepra identifiziert. Diese Säulen spiegeln sich auch in der Lepra-Arbeit der DAHW wider und sollen auch weiterhin als klare Richtungsweiser dienen. Die erste Säule betont die wichtige Umsetzung integrierter, nationaler Fahrpläne zur Bekämpfung von Lepra in allen endemischen Ländern. Die zweite Säule bildet die Ausweitung der Lepraprävention durch aktive Fallsuche und Post-Expositions-Prophylaxe. Die dritte Säule bezieht sich auf die Vermeidung von Behinderungen und anderen Komplikationen infolge der Lepra-Erkrankung. Die Bekämpfung der Stigmatisierung und Gewährleistung der Achtung der Menschenrechte sind zentraler Bestandteil der vierten Säule.

Besonders die zweite Säule – die integrierte Behandlung von Kontaktpersonen mit LPEP und die aktive Fallsuche – gewinnt immer mehr an Aufmerksamkeit. Erst vor Kurzem belegten wir in einer Studie, die wir in Kooperation mit der Novartis Stiftung, wissenschaftlichen Instituten und weiteren NGOs durchgeführt haben, dass die sog. Lepra-Post-Expositions-Prophylaxe (LPEP), also die Einmalgabe einer einzigen Dosis des Antibiotikums Rifampicin an Kontaktpersonen, die Übertragung der Lepra erheblich verringern kann. Durch eine weltweit intensivierte Kontaktnachverfolgung kann so die vollständige Ausrottung der Lepra in einer einzigen Generation erreicht werden. Die Veröffentlichung der Studien im renommierten Lancet Global Health Journal bestätigt die enorme Relevanz dieser Ergebnisse.

Wichtige Erkenntnisse aus der Konferenz

„Zusammenfassend kann man sagen, dass die verschiedenen Programmleiter*innen die aktive Fallsuche und LPEP als erhebliche Faktoren in der Lepra Kontrolle bewerten“, berichtet Dr. Christa Kasang, Forschungskoordinatorin bei der DAHW von der Konferenz. Als besonders positives Ergebnis der Veranstaltung sieht Dr. Kasang, dass die Eliminierung von Lepra nun auch in niedrig endemischen Ländern ernst genommen werde. Von großer Relevanz sei auch das Thema Rehabilitation gewesen. „Es wurde in der Konferenz mehrmals darauf hingewiesen wie wichtig es ist, die Betroffenen in allen Bereichen der Lepra-Kontrolle miteinzubeziehen. Denn viele Menschen, die an Lepra erkrankt sind, bleiben auch nach Beendigung der Behandlung betroffen – entweder physisch oder auch psychisch, aufgrund dessen, was sie während der Erkrankung erlebt haben“, so die Lepra-Expertin. Die COVID-19-Pandemie habe einen erheblichen Einfluss auf die laufende und zukünftige Lepra-Arbeit. „Die Veranstaltung bot eine gute Plattform, um sich in diesen außergewöhnlichen Zeiten mit internationalen Akteuren aus verschiedenen Ländern auszutauschen, Diskussionen anzustoßen und sich auf die gemeinsamen Ziele einzustimmen.“