In der Region Tigray im Norden Äthiopiens leiden rund 80 Prozent der Bevölkerung unter den seit mehreren Jahren andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und der sog. Volksbefreiungsfront Tigray (Tigray People Liberation Front – TPLF), die mit Gewalt die Loslösung der Region aus dem Staat Äthiopien durchsetzen will. Im November 2020 eskalierte der Konflikt in der Region aufgrund einer Regierungsoffensive. Laut dem UN-Geflüchtetenhilfswerk (UNHCR) flohen daraufhin rund 107.000 Menschen in benachbarte Regionen oder Länder.
Die Situation vor Ort hat sich seitdem kaum gebessert. Unser Koordinator für Humanitäre Hilfe in Ostafrika Fikre Estifanos berichtet aus Äthiopien, dass es seit dem Abzug der Streitkräfte der Regierung vermehrt zu gewaltsamen Übergriffen und Ermordungen von unschuldigen Menschen kommt. Besonders besorgniserregend ist die extreme Verschlechterung der Lebensmittelversorgung. Schätzungen zufolge sind aktuell mehr als 400.000 Menschen von einer Hungersnot bedroht. Die Banken und Kommunikationsdienste haben ihren Betrieb eingestellt haben. Es kommt immer wieder zu Strom-, Telekommunikation- und Internet-Ausfällen, es fehlt an Bargeld und Treibstoff. Die ohnehin schon katastrophale humanitäre Lage der Menschen wird dadurch massiv verschlimmert.
Hilfsorganisationen wollen den Menschen beistehen, doch unter diesen Bedingungen können viele Projekte nicht umgesetzt werden. Auch ein Nothilfeprojekt des Bündnis Entwicklung Hilft (BEH) zur Unterstützung der marginalisierten, vom Krieg betroffenen Gemeinden in Tigray, das für Mitte Juni geplant war, konnte bisher nicht durchgeführt werden. Unsere Kolleg:innen in Äthiopien suchen immer noch nach Möglichkeiten, die Begünstigten zu erreichen.