01. März 2020

Nachruf Elisabeth Lederer

Schwester Ellie in und Ruth Pfau in ihrem 1-Zimmer Apartment in Karachi. Foto: Archiv Josef Langenstein

Elisabeth Lederer, oder Schwester Elli, wie sie genannt wurde hat lange Jahre erst im Feld und dann direkt an der Rezeption der DAHW gearbeitet. Im Januar diesen Jahrs ist sie von uns gegangen. Die DAHW ist dankbar für diesen von Pfarrer Josef Langenstein verfassten Nachruf, den er zum Gedenken an Schwester Elli (Elisabeth Lederer) zur Verfügung gestellt hat. Möge sie in Frieden ruhen.

Frau Elisabeth Lederer wurde am 25. November 1932 in Untertannowitz, heute heißt es Dolní Dunajovice, in Tschechien, nahe der österreichischen Grenze geboren. Ihre Mutter verstarb mit 29 Jahren. Elisabeth war da 5 Jahre alt. Ihr Vater wurde im Krieg verletzt. Er verstarb bald nach Kriegsende in einem Lazarett, ohne dass Elisabeth ihn je gesehen hat.
Das elterliche Weingut musste Elli, wie sie genannt wurde, den Tschechen im Alter von 13 Jahren übergeben. Mit dem Pferd ritt sie bei der Übernahme die Grenzen des heimischen Areals ab.

Die Großmutter von Frau Lederer lebte in Lungau in Österreich. Bei ihr wurde sie liebevolle aufgenommen. Dort konnte sie auch die Schule besuchen. Außer einem Cousin und einer Tante hatte Elisabeth keine Angehörige. Nach dem Tod ihrer Großmutter lernte sie den Beruf als Krankenschwester in Heidelberg. Danach war sie im Missionsärztlichen Institut in Würzburg tätig.

Danach wechselte Frau Lederer ins Deutsche Aussätzigen-Werk e.V., DAHW. In Bisidimo, Äthiopien wurde eine Leprastation errichtet. Unter spartanischer Lebensweise – man wohnte in Zelten – wurde da Pionierarbeit geleistet. Ganz stolz war Elli auf ihr Haustier, einen Leoparden.

Nach 3 Jahren in Bisidimo zog es Frau Lederer wieder in die Ferne. Sie ließ sich vom DAHW zusammen mit Frau Dr. Ruth Pfau nach Karachi, Pakistan senden. Wieder war es harte Pionierarbeit. Die Wohnung war im Armenviertel. Ein Zimmer war Wohnraum, Büro, Medikamentenlager für beide. Elisabeth suchte, ausgerüstet mit einem kleinen Rucksack und einem Medikamentenköfferchen, die Kranken auf, musste oft durch Schlamm stapfen. Elli tat es gerne. Sie wollte immer da sein, wo Not war – immer.

Es fiel ihr sehr schwer, dass sie wegen eines Autounfalls von Karachi nach Deutschland zurück musste. Das rechte Bein war dauerhaft geschädigt. Die Arbeit als Krankenschwester, geschweige auf Leprastationen, war nicht mehr möglich. Im DAHW in Würzburg arbeitete sie in der Medikamentenabteilung, später in der Rezeption.

Trotz der starken Gehbehinderung – das rechte Bein war schwer geschädigt – war sie sportlich aktiv: Im Versehrtensport-Verein fand sie gute Sportfreunde. Sie lernte Skifahren mit einem Bein, machte weite Radtouren auch ins Ausland und bis ins hohe Alter ging sie meist täglich zum Schwimmen.

Ein besonderer Charakterzug von Frau Lederer: sie war zäh. Sie war eine lebensfreudige Frau, ging mit offenen Augen durch die Welt und auch zu den Menschen. Noch im Alter suchte sie im Hospiz kranke und sterbende Leute auf.

Als Winzerstocher war sie leidenschaftlich gerne mit Menschen zusammen  bei einem Schoppen und Brot, das sie teils selbst gebacken hat. Um Frau Lederer war immer Lebensfreude.

In ihren letzten Lebensstunden, als der Tod schon vor der Türe wartete, verlangte sie nach dem Brot des Herrn als Wegzehrung auf ihrem letzten Weg, die Heilige Kommunion. Danach strahlte sie: „Jetzt bin ich glücklich“ sagte sie. „jetzt möchte ich nichtmehr zurück!“ Sanft verschied sie von uns.

Es war der 29. Januar 2020. Dank sei Gott, dass wir sie hatten.