15. Mai 2022

Neue Hoffnung für Bal Nisa: "Werde ich jemals wieder normal aussehen?"

Dr. Schmotzer bei der Visite mit Frau Bal Nisa. Foto: ALP / DAHW

Gutes Aussehen, Make-up, Schmuck und schöne Kleidung sind wichtig in Pakistan. Doch was kann Bal Nisa machen?

Sie kommt in meine monatliche Sprechstunde im Leprakrankenhaus Balakot, eine der tief verhüllten Frauen aus den Bergdörfern.

Als sie ihre Doppata, ihr großes Umschlagetuch, zurückwirft, muss ich schlucken. Beide Wangen und die Nase sind von einer schlimmen Hautläsion bedeckt. Sachlich erzählt sie, dass sie zuerst einen roten Hautfleck auf der Nase bemerkt habe, trotz verschiedener Salben sei es immer schlimmer geworden. Obwohl ich aus „einer anderen Welt“ komme, hat sie sofort Vertrauen.

Gib mir eine Überweisung, ich werde auf jeden Fall kommen

Ich muss ihr sagen, dass sie ins große Krankenhaus nach Rawalpindi kommen muss und wir erst nach Laboruntersuchungen sagen können, welche Krankheit es ist und die Behandlung einige Zeit dauern wird. „Gib mir eine Überweisung, ich werde auf jeden Fall kommen“, sagt sie. Der Sohn verdreht die Augen, seine Mutter war noch nie in Rawalpindi.

Bei der Visite im Rawalpindi Leprosy Hospital treffe ich sie wieder. Sie strahlt mich an und nimmt es gelassen, dass ich eine Hautbiopsie machen muss.

In der ihr fremden Welt des Krankenhauses kommt sie gut zurecht, selbst im OP bittet sie nur beim Spritzen der Betäubung, dass die Krankenschwester ihre Hand hält. Die unangenehmen täglichen Verbandswechsel erträgt sie mit Bravour. Sie hat sich mit anderen Frauen angefreundet und „findet alles gut“. Fast sieht es aus, als sei es der erste Urlaub ihres Lebens.

Mittlerweile wissen wir, dass es sich um eine sogenannte Orientbeule, eine kutane Leishmaniose, handelt und können mit den nötigen Glucantime-Injektionen beginnen.

Es wird Zeit brauchen, bis die Haut heilt, aber Bal Nisa wird sich wieder sehen lassen können. Und sie wird den anderen Frauen im Dorf von einer anderen Welt berichten können, die sie so tapfer gemeistert hat. Es ist bereichernd, solchen Frauen zu begegnen.

Mit herzlichen Güßen aus Pakistan Ihre Dr. Chris Schmotzer


Leishmaniose

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