28. September 2018

Nach Flucht und Vertreibung: Neue Hoffnung für Isaac

Der kleine Isaac mit seiner Mutter Jane.
Der kleine Isaac mit seiner Mutter Jane. Foto: DAHW

Der kleine Isaac hat in seinem kurzen Leben schon viel erlebt. Leider nichts Schönes. Heute lebt der Fünfjährige mit seinen Eltern Victor L. und Jane K. in einem der größten Flüchtlingslager der Welt, nämlich im Palorinya Camp in Norduganda, in dem auch die DAHW mit ihren Partnern The Community Based Rehabilitation Alliance (COMBRA), Uganda National Alliance Against Leprosy (UNALEP) und Caritas Österreich tätig ist.

Flucht und Vertreibung aus dem Kriegsland Südsudan hat die kleine Familie hinter sich und bemüht sich nun, ein neues Leben zu beginnen. Ein neues Leben, das mit einer kleinen Hütte, einer winzigen Parzelle Land und einem immer noch schwerkranken Sohn beginnen soll.

Zusammenbruch der Infrastruktur

Wäre da nicht die schwere Krankheit von Isaac. Er leidet an Hydrocephalus, besser bekannt als Wasserkopf. Sein Kopf begann sich im Alter von fünf Monaten unkontrolliert zu vergrößern. Die Eltern brachten das Kind zur kleinen Gesundheitsstation Mudani Hospital im Kejikeji, das im Süden von Südsudan liegt. Für die Eltern war es die nächstgelegene Gesundheitsstation. Der Bürgerkrieg war erneut entflammt und beeinträchtigte die Situation für die Bewohner. Das Reisen von Ort zu Ort war viel zu gefährlich, es gab Tote und Verletzte bei Schießereien zwischen den verfeindeten Gruppen, zwischen Militär und Rebellen. Die Infrastruktur mit dem bisschen Straßennetz brach völlig zusammen. Geld hatte die Familie nicht, und die Fahrt ins empfohlene Krankenhaus wurde zum Ding der Unmöglichkeit.

Krankenhaus-Odyssee mit wenig Geld

Doch Isaacs Kopf wurde immer größer, die Krankheit verschlimmerte sich. Mit dem letzten Geld in der Familienkasse brachte Mutter Jane ihr Kind ins medizinische Zentrum St. Dominik in Norduganda. Es war nicht einfach, denn dazu musste sie die Grenze in das Nachbarland überqueren. Obwohl das Zentrum nur wenige Kilometer entfernt lag. Nein, sie könnten ihrem Sohn nicht helfen, lautete die lapidare Antwort. Jane war verzweifelt. Man empfahl ihr das Mulago National Referral Hospital in der Hauptstadt Kampala. Es sei das Größte und Beste des Landes mit 1.500 Betten. Wieder mal war es das mangelnde Geld, das die Reise nicht umsetzen ließ.

„Ein Jahr später gab mir ein weißer Mann Geld für meinen Sohn“, erzählt Mutter Jane. Sie kennt nur seinen Vornamen: John. Wieder folgte eine Odyssee von Krankenhaus zu Krankenhaus. Diesmal reiste sie mit ihrem kranken Kind zum Gulu Independent Hospital, dann zum Lacor Hospital und wieder zurück nach Gulu, nur diesmal zum Gulu Regional Hospital. Überall versprach man ihr, dass es das nächste Krankenhaus sei, das ihrem Kind helfen werde. Doch nichts geschah. Jane und ihr Sohn wurden immer weiter herum geschickt. Daran zerbrach fast die Familie, denn Vater Victor war im Südsudan geblieben, um etwas Geld zu verdienen.

Ein großes Loch in der Familienkasse

Verzweifelt kamen Mutter und Sohn zu ihm zurück. Die Kriegshandlungen in ihrer Heimat verschlimmerten sich, und im Jahr 2017 wagte die kleine Familie die Flucht nach Uganda. Dort wurde ihnen ein Platz im Palorinya Camp zugewiesen. Hier, in der kleinen Gesundheitsstation, untersuchte man den Jungen erneut. Die Empfehlungen, wieder in die zuerst genannten Krankenhäuser zu gehen, wurden von Mutter Jane erfüllt. Zumindest gab es jetzt Röntgenaufnahmen und Computertomografien vom Kopf des Jungen. Fast umgerechnet 20 Euro kostete schließlich noch die empfohlene Medizin, was wieder ein großes Loch in die Familienkasse riss.

Als das lokale Gesundheitsteam ihr wieder ein Krankenhaus in der weit entfernten Hauptstadt Kampala empfiehl, verweigerte sie die Fahrt dorthin. Denn genau von diesem Krankenhaus hätte man ihr zuvor mehrmals abgeraten. Voller Zweifel und mit sehr wenig Geld lebt die Familie weiterhin im Flüchtlingscamp und hat den Glauben an medizinische Hilfe für ihren Kleinen fast verloren. Isaac kann weder alleine sitzen und stehen noch sprechen oder gehen. Nun hat er mit Unterstützung der DAHW-Mitarbeiterin Lisa Gerwing einen Sitzstuhl erhalten, was sein Leben ein wenig erleichtert.

Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. leistet vor allem dort humanitäre Hilfe, wo es Menschen wie den kleinen Junge gibt. Personengruppen, die besonders stark von humanitären Notlagen betroffen sind, stehen seit jeher im Fokus der DAHW. Dazu gehören Lebensumstände wie Stigmatisierung, Behinderung, ein niedriger sozialer und ökonomischer Status und gesellschaftliche Randgruppen. Damit sind die Menschen im Palorinya Camp, die mit Behinderungen leben müssen, eine ihrer Zielgruppen.


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