27. Oktober 2015

Pellkartoffeln für die DAHW

Als Entwicklungshelfer für die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkuloshilfe e. V. in Äthiopien zu arbeiten war das größte Abenteuer seines Lebens. Davon zehrt Franz Söllner noch heute.

(Ansbach, 23. Oktober 2015). Und er erinnert sich gerne: An die Überfahrt mit dem französischen Passagierschiff 1958 nach Djibouti in der 4. Klasse. An den grandiosen nächtlichen Sternenhimmel auf See, denn in der gebuchten Überfahrt gab es keine Übernachtung in Kojen. An die Weiterfahrt per Zug an Land und die Übernachtungen im Zelt auf dem Weg nach Bisidimo. Und an Franz Graf von Magnis, dem Haudegen und ersten DAHW-Präsidenten, der einer von ihnen war und schon mal gerne frühmorgens im Camp einen Gewehrschuss abgab, um die Kollegen zu wecken.

Sie alle waren gekommen, um 40 Hektar Land, die sie vom äthiopischen Kaiser Haile Selassie zur Verfügung gestellt bekamen, urbar zu machen. Für die Leprakranken, die damals so viele waren, dass man sie gar nicht zählen konnte. Und für die DAHW und ihr erstes Engagement in Äthiopien.

An all das kann sich Franz Söllner heute erinnern. Jahrzehnte später, im Kreis von ehemaligen Kollegen, beim Austausch von Anekdoten. Und mit dem Bewusstsein, als einer der ersten dabei gewesen zu sein, die DAHW mit aufgebaut zu haben.

Söllner kannte sich aus mit Landwirtschaft, half bei der Rodung, beim Anlegen von Feldern. So kam es auch, dass er sich später weiterbildete und schließlich sein Diplom als Ingenieur für tropische Landwirtschaft bestand.

Heute erzählt der 77-Jährige aber auch von Zweifeln: "Zum ersten Mal habe ich in Äthiopien Leprakranke gesehen. Ein Mann hatte keine Hände und Füße mehr. Ich bin so erschrocken, dass ich mich fragen musste, ob ich gehe oder bleibe." Der Sudetendeutsche blieb. "Ganz klar, denn ich bin doch zum Bleiben gekommen!"

Nach der ersten Entwicklungshelferzeit folgten die zweite und die dritte. Wieder in Äthiopien, diesmal als Projektleiter und später für eine andere Hilfsorganisation in der Elfenbeinküste. Und danach ließ er sich mit seiner Familie in Ansbach nieder, wo er ein Seniorenheim leitete.

Doch der erste Aufenthalt beeindruckte ihn am meisten. "Wir bauten den ambulanten Dienst mit auf und waren unterwegs mit Mulis, zu Fuß und im Landrover. Immer dabei hatten wir Medikamente und Mittel zur Wundversorgung."

Seitdem haben sich sein Leben und das seiner Familie nachhaltig verändert. "Jeden Freitag gibt es kein Mittagessen, sondern am Nachmittag Pellkartoffeln. Das Geld, das wir dabei nicht ausgeben, kommt in die Sparbüchse und wird am Jahresende der DAHW gespendet." Franz Söllner lacht: "Geschadet hat uns die Freitagsdiät auf jeden Fall nicht!"


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