(Würzburg, 15. März 2021) – Tollwut, Ebola, HIV und Vogelgrippe zählen dazu. COVID-19 ist eine, ebenso Tuberkulose. Und Lepra könnte eine sein. Die Rede ist von Zoonosen: von Krankheiten, die von Tier zu Mensch oder von Mensch zu Tier übertragen werden können. Etwa 800 bis 900 von 1.400 Infektionskrankheiten, die den Menschen befallen können, haben ihren Ursprung bei Wirbeltieren – und es werden immer mehr. Unter anderem aufgrund des Bevölkerungswachstums, des Eindringens in die Lebensräume der Tiere, des zunehmenden globalen Handels und Reiseverkehrs sowie infolge der Massentierhaltung. Um Zoonosen nachhaltig zu bekämpfen, sollten Human- und Veterinärmedizin zusammenarbeiten und zudem die Umweltfaktoren und Lebensumstände in den betroffenen Regionen mit einbezogen werden. Dieser Ansatz der „One Health“ („Eine Gesundheit“) gewinnt auch in der Arbeit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe zunehmend an Bedeutung.
Zoonosen können durch Viren, Bakterien, Parasiten, Pilzen oder Prionen (Proteine, die im tierischen Organismus vorkommen) ausgelöst und vom Tier auf den Menschen durch Schmierinfektionen oder Bissverletzungen, über die Luft oder kontaminierte Lebensmittel (Fleisch, Milch, Eier) übertragen werden. Oder aber es sind sog. belebte Vektoren im Spiel wie Stechmücken, Wanzen oder Zecken, die den Erreger auf den Menschen übertragen, ohne selbst zu erkranken.
Eine Zoonose war bis weit in die 1990er-Jahre hinein in Deutschland weit verbreitet: die Rindertuberkulose, auch bovine Tuberkulose genannt. Dank flächendeckender Reihenuntersuchungen bei Rindern (sog. Tuberkulinproben) in den 1950er- bis 1970er-Jahren ist der Rinderbestand in Deutschland seit 1997 „amtlich anerkannt tuberkulosefrei“. In vielen Einsatzländern der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe jedoch ist die Rinder-TB nach wie vor verbreitet und wird auch aufgrund einer mangelhaften Tier- und Lebensmittelhygiene nach wie vor auf Menschen übertragen. Sei es durch den Verzehr von kontaminiertem rohen Fleisch oder von Rohmilchprodukten sowie durch den direkten, engen Kontakt mit kranken Tieren. Da viele Tiere jedoch infiziert, aber nicht symptomatisch krank sind, fällt der TB-Befund oft erst bei der Schlachtung auf.