27. November 2005

Ruth Pfau mit "Marion Dönhoff Preis" geehrt

„Mutter der Leprakranken“ für Lebenswerk ausgezeichnet

Würzburg, 27.11.05 Die berühmte Ärztin und Ordensfrau Dr. Ruth Pfau ist am Sonntag, 27. November, mit dem "Marion Dönhoff Preis“ der Wochenzeitung DIE ZEIT geehrt worden. Die Auszeichnung ging an die Ärztin für ihren über 40-jährigen Einsatz für Kranke und Ausgestoßene in Pakistan. Gemeinsam mit der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), die ihre Arbeit maßgeblich unterstützt, ist es der 76-Jährigen gelungen, die Lepra in Pakistan einzudämmen.

Der renommierte Preis wird von der ZEIT gemeinsam mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie mit der Marion Dönhoff Stiftung vergeben. Die Verleihung fand im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg im Rahmen eines Festaktes statt. Die Laudatio hielt Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck.


v.l.n.r. Dr. Ruth Pfau, Rupert Neudeck, Holger Simon, Christoph Altstaedt und Richard von Weizsäcker.

Eine Jury, in der auch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker vertreten sind, hatte die katholische Ordensfrau als Preisträgerin ausgewählt. "Ruth Pfau hat durch ihren unermüdlichen Einsatz vor Ausgrenzung bewahrt und einen beispiellosen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet“, so die Begründung.

Der "Marion Dönhoff Preis“ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Geld will Ruth Pfau für Hilfsprojekte in Pakistan einsetzen, wo insbesondere nach dem verheerenden Erdbeben im Norden des Landes, die Menschen dringend Hilfe brauchen.

Ruth Pfau kommentiert die Ehrung mit folgenden Worten: "Auszeichnungen gehen in der Regel an Menschen, die messbare Ergebnisse vorzuzeigen haben – wissenschaftliche Forschungsergebnisse, technische Erfindungen. Nicht, dass ich deren Bedeutung unterschätzen würde – habe ich doch selbst erfahren, was es für uns, unsere Patienten bedeutet hat, als wir die neue Medikamentenkombination für Leprabehandlung bekamen. Aber mit den wissenschaftlichen und technischen Ergebnissen gibt man uns nur Handwerkszeug in die Hand – helfen können wir dann damit nur, wenn es in die Hände von Menschen gelangt, die sich um den anderen sorgen, denen der Andere, der Fremde, der Hilfe Bedürftige, am Herzen liegt.“

Ruth Pfau weiter: "Unsere  Probleme heute sind, wenigstens primär, keine technischen (nicht einmal finanzielle), sie liegen in unseren Werte-Systemen. Es sind die unscheinbaren Hausfrauentugenden, die entscheiden, ob das Leben ein wenig heller und freundlicher wird, ein wenig leichter zu ertragen: Zuwendung, Verlässlichkeit, Zuhören, Verantwortungsbewusstsein, Risikobereitschaft, (weil ohne Risiko Liebe nicht möglich ist), Selbstvergessenheit. Ich propagiere gewiss keine Mittelmäßigkeit.“

 


Ruth Pfau und Jeannine Geuns im Deutschen Schauspielhaus.

Seit 1961 wird Ruth Pfau von der DAHW maßgeblich unterstützt. Allein in diesem Jahr bringt die Hilfsorganisation fast eine Million Euro für Hilfsmaßnahmen in Pakistan auf.

50.000 Menschen konnten bislang dank Ruth Pfau von Lepra geheilt werden. Deswegen wird die Ordensfrau auch "Mutter der Leprakranken“ genannt. Jährlich werden in Pakistan jedoch noch immer bis zu 1000 neue Fälle registriert. Daneben behandelt die Ärztin auch andere Krankheiten, vor allem Tuberkulose: Jährlich werden in Pakistan rund 50.000 Fälle registriert.