23. September 2020

S.O.S. aus dem Sudan

Mit Sandsäcken und Steinen wird versucht, die Wassermassen zurückzuhalten. Foto: DAHW Sudan

Massive Überschwemmungen lösen humanitäre Katastrophe aus

Im Sudan kommt es aufgrund starker Regenfälle häufig zu massiven Überschwemmungen. Doch das, was sich seit Ende August in dem nordostafrikanischen Land abspielt, hat es so seit mehr als 100 Jahren nicht gegeben: Am 10. September hat der Blaue Nil dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) zufolge mit 17,4 Meter den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht und weite Teile des Landes komplett überflutet“, meldet Fikre Estifanos, Koordinator für humanitäre Hilfe im Regionalbüro Ostafrika der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, an das Würzburger Headquarter der Hilfsorganisation. „Bislang forderte die Naturkatastrophe schon rund 100 Todesopfer, über 100.000 Häuser wurden zerstört. Laut der sudanesischen Kommission für humanitäre Hilfe (HAC) sind Stand heute über 800.000 Menschen von den Auswirkungen betroffen.“ Und eine Besserung der Lage sei bis auf Weiteres nicht in Sicht. „Die Regierung hat für drei Monate den Notstand ausgerufen. Die Kapazitäten der Regierung und Humanitären Hilfsorganisationen sind jedoch jetzt schon begrenzt.“

Es fehle an Unterkünften, sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen, Versorgungsgütern und Gesundheitsdiensten. „In Omdurman beispielsweise haben mehr als 90 Prozent der Menschen ihr gesamtes Hab und Gut verloren, ihnen fehlt es an allem“, berichtet Estifanos. Auf dem Gelände des Geflüchtetencamps „Open Area“ in Khartum seien neun Menschen gestorben, darunter drei Kinder, die vom Nil weggespült wurden. „In Jebel Aulya, wo der Weiße Nil über die Ufer trat, wurden mit den Häusern auch mehr als 2.000 Latrinen zerstört – damit steigt natürlich das Risiko von Krankheitsausbrüchen, während es zugleich an Medikamenten und medizinischer Versorgung mangelt.“ Auch die Bemühungen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie würden durch die Überschwemmungen erschwert. „Die Entwässerungssysteme sind unzuverlässig, das stehende Wasser begünstigt die Übertragung von Cholera oder Dengue-Fieber.“

„Die Infrastruktur im Sudan ist mangelhaft, das Gesundheitssystem ohnehin fragil“, beschreibt Dr. Emile Tanyous die prekäre Situation. Der 1956 im Nordsudan geborene Mediziner arbeitet seit 25 Jahren mit der DAHW zusammen. „Glücklicher Weise haben die Regierungen Ägyptens und der Golfstaaten sowie die sudanesischen Gemeinschaften in Europa und den USA Unterstützung in Form von Notunterkünften, Medikamenten und Lebensmitteln geschickt, die von lokalen Organisationen und Freiwilligen in den Dörfern verteilt werden.“ Auch er beurteilt die Gesundheitssituation als sehr kritisch: „Die endemische Ausbreitung von Malaria und weiteren Infektionskrankheiten ist zu erwarten.“ Gemeinsam mit den erfahrenen und landeskundigen Kolleg*innen vor Ort arbeitet die DAHW an einem Nothilfeprojekt. „Wir sind seit 1963 im Sudan tätig und arbeiten eng mit dem staatlichen Lepra-Kontrollprogramm zusammen. Diese Vernetzung werden wir nutzen, um insbesondere dieser Mandatsgruppe der DAHW beizustehen.“



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