29. März 2018

Schwester Veronika - für Nächstenliebe gab sie alles

Immer bereit für den Dienst am Menschen: Schwester Veronika Racková, die im Südsudan erschossen wurde.
Immer bereit für den Dienst am Menschen: Schwester Veronika Racková, die im Südsudan erschossen wurde. Foto: Enric Boixadós

Fast zwei Jahre nach dem Tod von Schwester Veronika Racková erinnern wir uns im Nachgang des Weltfrauentag an diese couragierte Frau.

Vor kurzem habe ich Pfarrer Marcin Kawot von den Steyler Missionaren während eines Urlaubes auf der Karibikinsel St. Martin kennengelernt. Er erzählte mir, dass er früher als Priester in Kenia gearbeitet hat. Ich erinnerte mich, dass Schwester Veronika, mit der ich im Südsudan 2013 zusammengearbeitet hatte, nach einem Anschlag auf ihr Leben im kenianischen Nairobi verstorben war.

Ich erzählte Pfarrer Kawot von ihr, da sie auch zum Orden der Steyler Missionare gehörte. Er erwiderte, dass er in ihrer Sterbestunde bei ihr war, am Krankenbett in Kenias Hauptstadt. Und wieder einmal war es eine Schicksalsbegegnung, wie ich sie schon ein paarmal erfahren hatte.

Und hier ein Rückblick zu der ganzen Geschichte. Seit Ende 2013 herrscht das totale Chaos im Südsudan. Auslöser war ein blutiger Machtkrieg zwischen Präsident Salva Kiir Mayardit und Riek Machar, südsudanesischer Rebellenchef und früherer Vizepräsident des Landes.

In diesem Umfeld von Gewalt und Anarchie arbeitete die katholische Ordensfrau Veronika Racková als medizische Leiterin des St. Bakhita-Krankenhauses im Süden des Landes. Viele Jahre wurde sie von der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe unterstützt. An Pfingsten 2016 wurde sie angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Schließlich erlag sie ihren schweren Schussverletzungen.

Nachdem die 58-Jährige in der Nacht auf Pfingstmontag 2016 eine schwerkranke Patientin mit einem Ambulanzwagen in ein Regierungskrankenhaus gebracht und dort erstversorgt hatte, wurde die Steyler Missionsschwester auf dem Rückweg unter noch ungeklärten Umständen von Soldaten angeschossen. Die Kugel durchschlug ihren Darm und ihren Hüftknochen. Helfer brachten sie in das Hospital, in das sie zuvor ihre Patientin eingeliefert hatte. Auch zwei Notoperationen konnten ihren Zustand nicht verbessern. Aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen wurde sie noch am Pfingstmontag nach Kenia ausgeflogen und auf die Intensivstation eines Krankenhauses in Nairobi verlegt. Ihr Überlebenskampf endete dort schließlich nach vier Tagen.

Sudans Unabhängigkeitskriege dauerten fast 40 Jahre. Als eines der ersten Hilfswerke überhaupt arbeitet die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe seit dem ersten Krieg ab 1973 im Süden des Landes, dem heutigen unabhängigen Südsudan. Die Region war und ist bis heute ein Schwerpunkt der Lepra-Arbeit mit einer sehr hohen Zahl von Neuerkrankungen. Grund ist die kaum vorhandene medizinische Versorgung als Folge der langjährigen Bürgerkriege. Der zweite Unabhängigkeitskrieg von 1983 bis 2005 hat diese Arbeit immer wieder zurückgeworfen.

Trotzdem hat das in Würzburg ansässige Hilfswerk die von Lepra betroffenen Menschen während der gesamten Kriegszeit unterstützt.
Der vorübergehende Frieden 2005 und die Unabhängigkeit 2011 brachten einen kleinen Aufschwung in der medizinischen Versorgung. Erstmals konnte die DAHW im gesamten Land den von Lepra betroffenen Menschen helfen.

Als erneute Konflikte Ende 2013 – kurz nach meiner Zeit im Südsudan - ausbrachen, fragte einer ihrer Mitarbeiter Schwester Veronika, warum sie denn überhaupt noch in dem Land bleiben wolle. „Ja, warum? Weil Jesus seinen Weg konsequent gegangen ist. Er hat nicht aufgegeben, als es schwierig wurde. Er hat Entbehrung und Leiden angenommen und sein Kreuz getragen, bis ans Ende. Er war dem Willen des Vaters gehorsam. Er bewegte sich ständig unter den Menschen und hat sie nicht abgewiesen. Er war sogar bereit, den Tod anzunehmen, denn er hat die Menschen geliebt – grenzen- und bedingungslos“, antwortete sie. „Als Jüngerin Jesu folge ich ihm in der Kraft des Heiligen Geistes. Ich kann die Menschen im Südsudan nicht verlassen, weil ich sie liebe."

1987 legte die gebürtige Tschechin ihre ersten Gelübde in der Missionskongregation der Dienerinnen des Heiligen Geistes ab und machte ihre ewige Profess im Jahr 1994. Als Ärztin spezialisierte sie sich auf Tropenkrankheiten und arbeitete als Missionarin in Ghana. Von 2004 bis 2010 war sie die Leiterin der slowakischen Provinz. Nach ihrer Amtszeit erhielt sie im Jahr 2010 die Bestimmung für Yei im Süd Sudan und begann dort als Pionierin der Steyler Missionsschwestern. Schwester Veronikás Tod war ein weiterer Verlust auf dem Weg zu Frieden und Versöhnung im Südsudan.

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