26. Oktober 2018

Statement der DAHW zum aktuellen Tuberkulose-Fall in Würzburg

TB-Betroffene verlieren oft drastisch an Gewicht. Früher hieß die Krankheit deshalb auch "Schwindsucht". Foto: Rolf Bauerdick / DAHW

(Würzburg, 26.10.2018) – Medienberichten zufolge soll bei einem Angestellten der Uniklinik Würzburg Tuberkulose (TB) diagnostiziert worden sein. Bei bis zu 200 Patienten müsse nun festgestellt werden, ob sie sich bei dem Klinikmitarbeiter angesteckt haben.

„Für einen Patienten, der sich in einem schlechten Gesundheitszustand befindet, ist das Risiko einer TB-Erkrankung tatsächlich höher“, weiß Daniel Gulati, Medizinischer Berater bei der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. mit Sitz in Würzburg. Denn zwischen der Infektion und einem Ausbruch der Krankheit müsse differenziert werden. „Laut aktuellen Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation trägt jeder dritte Mensch weltweit den TB-Erreger in sich“, führt Gulati aus, „doch zum Ausbruch der Krankheit kommt es erst, wenn das Immunsystem des Infizierten geschwächt ist.“ Sei es aufgrund einer anderen Krankheit, aufgrund von Unterernährung oder wegen einer extremen Belastung durch Armut, Krieg oder andere existenzielle Bedrohungen.

Erst vor wenigen Wochen hat Gulati zusammen mit Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW, an einem UN-Sondergipfel zu Tuberkulose in New York teilgenommen. „Keine Frage: Tuberkulose ist eine gefährliche Krankheit. Jede Minute sterben weltweit drei Menschen an TB, das sind 1,7 Millionen Menschen pro Jahr“, informiert Burkard Kömm. „Und das, obwohl die Krankheit heilbar ist“, setzt er hinzu. Auch in Deutschland ist TB keineswegs ausgerottet: Für das Jahr 2017 wurden dem Robert-Koch-Institut insgesamt 5.486 Tuberkulose-Fälle übermittelt (Stand 1.3.2018).

„Und dennoch ist es wichtig, der hiesigen Bevölkerung bewusst zu machen, dass primär die Lebensumstände für den Ausbruch einer TB-Erkrankung entscheidend sind und wir hier in Deutschland überwiegend gut bis sehr gut versorgt sind – sowohl in medizinischer Hinsicht als auch unseren Lebensstandard betreffend“, so der CEO der weltweit tätigen NGO. Eine „Panikmache“ sei daher unberechtigt. „Die Sorge der potenziell infizierten Patienten ist natürlich verständlich“, ergänzt er, „aber zum Glück gibt es Behandlungsmethoden, die eine vollständige Genesung ermöglichen.“ In Deutschland habe man ein leistungsfähiges Gesundheitssystem, das eine rasche Diagnose und Einleitung der notwendigen medikamentösen Therapie ermöglicht. „Dies ist in vielen anderen Ländern leider nicht der Fall. Hier gibt es weiterhin viel für uns zu tun.“

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