17. März 2021

Stets die Schwächsten im Fokus: die TB-Arbeit der DAHW

Tuberkulose bekämpfen heißt Armut bekämpfen. Foto: Mario Schmitt / DAHW.

Auch Tuberkulose trifft vor allem Menschen, die aufgrund ihrer sozioökonomischen, kulturellen und umweltbezogenen Lebensbedingungen besonders vulnerabel sind.

(Würzburg, 15. März 2021) – Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V., 1957 in Würzburg gegründet, widmete sich in den ersten drei Jahrzehnten ihres Bestehens in erster Linie dem weltweiten Kampf gegen Lepra. Auch dank einer – von der DAHW mitentwickelten – Kombinationstherapie gelang es in den 1980er-Jahren, die Lepra- Neuerkrankungen in den Einsatzländern deutlich zu reduzieren, sodass sich das Hilfswerk zunehmend einer weiteren Krankheit annahm: der Tuberkulose (TB). Die beiden bakteriellen Infektionskrankheiten weisen einige medizinische Parallelen auf, vor allem aber sind sie beide „armutsassoziiert“. Auch Tuberkulose betrifft vor allem Menschen, die aufgrund ihrer sozioökonomischen, kulturellen und umweltbezogenen Lebensbedingungen zu den Schwächsten in einer Gesellschaft zählen und besonders vulnerabel (verletzlich) sind. Sie stehen im Fokus der aktuellen TB-Arbeit der DAHW.

Um gerade Tuberkulose-Patient*innen Zugang zu Diagnose und Behandlung zu ermöglichen, unterstützt die DAHW in ihren TB-Projekten nationale Kontrollprogramme beim Ausbau der dezentralen medizinischen Versorgung, insbesondere in entlegenen oder schwer zugänglichen Regionen. Dabei steht neben der aktive Fallsuche die Begleitung während der langwierigen Behandlung im Mittelpunkt. Denn Therapieabbrüche können gefährliche Antibiotikaresistenzen verursachen, die dann eine erheblich kompliziertere, langwierigere und teurere Behandlung erforderlich machen. Zudem spielt der One-Health-Ansatz („Eine Gesundheit“), bei dem Akteure der Humanmedizin, Veterinärmedizin und Umweltwissenschaften zusammenarbeiten, eine zunehmend wichtigere Rolle: Denn gerade in Regionen, in denen Mensch und Tier nah beieinanderleben und es an Hygiene- und Lebensmittelstandards fehlt, stellt die Übertragung von Rindertuberkulose auf Menschen ein Problem dar.

Beispiel 1: Bekämpfung zoonotischer TB in ländlichen Regionen in Äthiopien

Im Dezember 2020 startete die DAHW Äthiopien gemeinsam mit der lokalen Organisation „Action for the Needy in Ethiopia“ (ANE) ein 12-monatiges Projekt in der Guji-Zone des äthiopischen Regionalstaates Oromia, um die katastrophale humanitäre Situation der von Überschwemmungen, Heuschreckenplagen und der COVID-19-Pandemie gebeutelten Bevölkerung zu verbessern. Neben der Verteilung von Lebensmitteln wird auch der Viehbestand aufgestockt: Dadurch soll für die Menschen eine stabile Einkommensgrundlage geschaffen werden, die sie langfristig unabhängig von Nothilfeunterstützungen macht. Gleichzeitig soll die mangelnde Gesundheitsversorgung für Mensch und Tier verbessert werden, um die Ausbreitung von Zoonosen wie der Rindertuberkulose zu reduzieren. Dazu setzt die DAHW in Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Landwirtschaftsämtern des Bezirks Maßnahmen auf Basis des One-Health-Ansatzes um. Um die Prävention zu verbessern, werden unter anderem gemeinsam mit Veterinärmediziner*innen die oft kulturell geprägten Viehhaltungs- und Hygienepraktiken der äthiopischen Hirten- und Agro-Gemeinschaften durch Trainings und geeignete Ausstattung angepasst. So zum Beispiel die Trennung von Wildtieren mit Nutztieren, der Umgang mit kranken Tieren und die Verarbeitung von Tierprodukten wie Fleisch und Milch. Daneben finden Aufklärungsmaßnahmen für die Bewohner*innen zu zoonotischen und lebensmittelbedingten Krankheiten wie der Rinder-TB statt.

Beispiel 2: Projekt zur Reduzierung von TB bei LKW-Fahrern in Indien

Auf Initiative der DAHW startete im Mai 2019 unter dem Motto „On the road to end TB“ ein ehrgeiziges Tuberkulose-Projekt in Indien, das sich gezielt an Lastkraftwagen-Fahrer und ihr berufliches Umfeld richtet. Umgesetzt wird es gemeinsam mit dem Bündnis Entwicklung Hilft (BEH), dem auch die DAHW angehört, sowie mit der DAHW in Indien, der German Leprosy and Tuberculosis Association (GLRA) India, der „New Distinct, Integrated Social Health Action“ (Nai DISHA) und der Deutsche Bahn Stiftung gGmbH, einer gemeinnützigen Organisation der Deutschen Bahn AG. Im Rahmen des Projektes ist die Nai DISHA unter anderem an den drei stark frequentierten Umschlagsplätzen Jaipur, Agra und Lucknow in Nordindien mit Informationskampagnen und Einzelberatungen für LKW-Fahrer aktiv: Dadurch sollen die Millionen Trucker im Land, die wegen langer Fahrzeiten, ungesunder Ernährung, Mangel an Bewegung und ungenügender Hygiene in einem schlechten Gesundheitszustand und damit auch anfälliger für Tuberkulose sind, für die Krankheit und Präventionsmaßnahmen sensibilisiert werden. Zudem erhalten sie über das Projekt Zugang zu Diagnose und Behandlung im Rahmen des staatlichen TBProgrammes. Damit Behandlungsabbrüche und in der Folge multiresistente Tuberkuloseformen verhindert werden, erhalten Fahrer mit diagnostizierter TB per Mobiltelefon Erinnerungen an die Einnahme ihrer Medikamente. Darüber hinaus schließt das Projekt auch die Kontaktnachverfolgung in den Familien und Gemeinden der Betroffenen mit ein.

Beispiel 3: Gemeindebasiertes Tuberkulose-Projekt in Uganda

Mit Unterstützung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung setzt die DAHW zusammen mit UEC-UCMB (Uganda Episcopal Conference-Uganda Catholic Medical Bureau), mit der Transcultural Psychosocial Organization (TPO) sowie mit dem nationalen Tuberkulose- und Lepra-Kontrollprogramm seit Oktober 2019 Ugandas erstes gemeindebasiertes Tuberkulose-Projekt um. Es richtet sich an die Bevölkerung in der äußerst fragilen West-Nil-Region, in der aufgrund von extremer Armut, einer hohen HIV-Rate, starkem Alkohol- und Tabakkonsum und anhaltender Fluchtströme aus Südsudan und Kongo viele Höchstrisikogruppen leben. Um die weit verbreitete Tuberkulose nachhaltig unter Kontrolle zu bringen, setzen die Kooperationspartner gezielt darauf, das Engagement der Gemeinden und der Zivilgesellschaft zu fördern und zu qualifizieren. So werden zum Beispiel besonders vertrauenswürdige Gemeindemitglieder wie Lehrkräfte oder Gemeinderäte ausgebildet und in die Tuberkulose-Arbeit mit einbezogen. Sie helfen, Vorurteile und Stigma gegenüber TB abzubauen, neue Fälle im Umfeld der Betroffenen zu finden und Patient*innen samt Angehörigen – auch über die Therapie hinaus – auf psychosozialer Ebene zu unterstützen. Gleichzeitig werden die lokalen Gesundheitseinheiten durch Mentorenprogramme für klinisches Personal, Auffrischungsschulungen für Labormitarbeiter*innen und neue Mikroskope gestärkt.


UNTERSTÜTZEN SIE DIE TB-ARBEIT DER DAHW

Mit Ihrer Hilfe können wir Menschen helfen, die von Tuberkulose betroffen oder bedroht sind.


WELT-TUBERKULOSE TAG

Obwohl die bakterielle Infektionskrankheit vermeidbar und behandelbar ist, versursacht sie nach wie vor großes Leid und fordert unzählige Menschenleben.