15. März 2021

Tuberkulose beschränkt sich nicht auf die Lunge

Rukaiya aus Indien ist an einer spinalen Tuberkulose erkrankt. Dank Unterstützung der DAHW ist sie auf dem Weg der Besserung. Foto: ALP / DAHW.

Die 17-jährige Rukaiya* erkrankte an einer spinalen TB

Mit Rückenschmerzen fing es an. Niemand konnte ahnen, welches bedrohliche Drama sich daraus entwickeln würde. Die heute 17-jährige Rukaiya war an spinaler Tuberkulose im Bereich der Lendenwirbel erkrankt. 

Rukaiya wohnt gemeinsam mit ihrer Familie in bescheidensten Lebensumständen in dem Slum Metiabruz am Rande der indischen Millionenstadt Kalkutta. Der Vater ist Schneider und der Hauptverdiener der Familie. Rukaiya ist das jüngste von acht Geschwistern. Sie besuchte Anfang 2020 die neunte Klasse, bis die Schule mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie und einem restriktiven Lockdown in Indien geschlossen wurde. Im Mai klagte das junge Mädchen über starke Rückenschmerzen. Ihr Vater brachte sie zu einem lokalen Arzt, der ein Kalziumpräparat verschrieb. Ein zweiter Arzt, ein Orthopäde, fertigte ein Röntgenbild an, konnte aber keine Diagnose stellen, was die Rückenschmerzen auslöste. Ihr Vater konsultierte mit Rukaiya einen dritten Arzt. Auch dieser erstellte eine Röntgenaufnahme des Rückens und führte Bluttests durch. Er vermutete eine spinale Tuberkulose. Rukaiya wurde sofort an das P.G.-Hospital, eines der besten Lehrkrankenhäuser in Kalkutta überwiesen, mit der Empfehlung, sich gegen Tuberkulose behandeln zu lassen.

Spenden ermöglichen kostenlose Behandlung

Die Familie folgte diesem Rat und das Mädchen unterzog sich der empfohlenen Therapie. Doch die Rückenschmerzen blieben, wurden sogar stärker. Der Vater bekam einen Hinweis auf die gemeinnützige Organisation „Howrah South Point“, die in Metiabruz, einem Stadtteil von Kalkutta aktiv ist. Ein hier tätiger Arzt empfahl eine Aufnahme in das Missions-Tuberkulose-Krankenhaus, das „Bantra St. Thomas Home Welfare Society“. Das Hospital hat seinen Sitz in Hoarah, einer Nachbarstadt von Kalkutta. Das medizinische Personal hat große Erfahrung in der Behandlung von spinaler Tuberkulose. Die Therapie kann den oft mittellosen Patient*innen und ihren Familien kostenlos angeboten werden. Das Krankenhaus wird von der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe aus Spendenmitteln unterstützt.

Entbehrungsreiche Zeit für Rukaiya Parveen

Die Medikamente gegen die Tuberkulose haben oft starke Nebenwirkungen. Häufiges Erbrechen, gerade zu Beginn der Therapie, ist eher die Regel als die Ausnahme. Rukaiya durfte drei Monate lang das Bett nicht verlassen. Ihre Lendenwirbel waren bereits zu sehr angegriffen, eine Querschnittslähmung drohte. Gegen die Schmerzen mussten ihr stärkste Schmerzmittel (Morphin) gegeben werden. Das brachte Linderung, aber beendete nicht das Leiden. Doch die junge Frau ertrug es tapfer. Auch, dass ihre Familie sie nicht besuchen durfte.

Operation notwendig

Im August entschieden sich die Ärzt*innen zu einer Operation. Die Schmerzen waren unerträglich geworden. Auch diese Kosten wurden durch die DAHW über Spenden finanziert. Die OP war erfolgreich: Im November des vergangenen Jahres konnte Rukaiya erstmals das Bett verlassen und gestützt auf eine Gehhilfe stehen und einige Schritte gehen. Doch die Behandlung ist noch nicht abgeschlossen. Rukaiya muss weiter im „Bantra St. Thomas Home Welfare Society“-Krankenhaus bleiben, wo sie unter anderen jungen Patient*innen Freund*innen gefunden hat. Der Heilungsprozess schreitet gut voran. Zwar braucht sie eine Gehhilfe, doch liegend ist sie inzwischen schmerzfrei. Treppen steigen oder mit dem Bus oder einer Rikscha fahren darf sie nicht, dafür ist die Wirbelsäule noch zu schwach. Aber auch das wird Rukaiya schaffen. Mit Geduld und Tapferkeit.

*Name von der Redaktion geändert.


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Obwohl die bakterielle Infektionskrankheit vermeidbar und behandelbar ist, versursacht sie nach wie vor großes Leid und fordert unzählige Menschenleben.