12. März 2025

Tuberkulose-Fälle finden, Gemeinschaften stärken: Ein Blick ins Projekt in Äthiopien

Informationsveranstaltung in einem äthiopischen Dorf: Aufklärung hilft, Stigma abzubauen. (Foto: Rahel Nigussie / ANE)

Tuberkulose ist nach wie vor eine der drängendsten Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit in Äthiopien. Das ostafrikanische Land verzeichnet jährlich weit über 100.000 Neuinfektionen. Zehntausende Patient:innen jedes Jahr überleben die Krankheit nicht.

Würzburg / Addis Abeba, 24.03.2025: Gemeinsam mit der äthiopischen Organisation ANE arbeitet die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe seit vielen Jahren daran, die Tuberkulose in Äthiopien einzudämmen. Dabei geht es unter anderem darum, die Kapazitäten der Gesundheitseinrichtungen zu erhöhen, aber auch Spezialschulungen für das Personal stehen auf dem Programm. Ganz wichtig: Die Menschen, deren Tuberkulose-Erkrankung noch nicht diagnostiziert wurde, müssen gefunden und untersucht werden, damit sie die richtige Behandlung erhalten können und die Infektionskette unterbrochen wird.

Das geschieht beispielsweise über sogenannte Door-to-Door-Kampagnen, die auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt werden: Gesundheitsteams gehen in betroffenen Gemeinden von Haus zu Haus und bieten kostenfreie Untersuchungen an. So wurde erst vor wenigen Wochen bei mehreren jungen Menschen aus der Region Benishangul Gumuz im Westen des Landes Tuberkulose diagnostiziert. Dort leben viele Menschen, die vor dem grausamen Konflikt im Sudan geflüchtet sind. In den Unterkünften und den Gemeinden, die den Geflüchteten Schutz bieten, ist das Risiko, an TB zu erkranken, stark erhöht – ein Grund, warum die DAHW und ihre Partner die Menschen, die dort leben, besonders in den Fokus nehmen. Eine von ihnen: Amira, 19 Jahre alt.
 

Amira: „Ich werde andere schützen“

Amira hatte schon lange merkwürdige Symptome: Husten, Müdigkeit, Gewichtsverlust. Dann wurde bei einem Screening ihre TB-Infektion diagnostiziert – ein Schock für die junge Frau. Ihre Angst und Unsicherheit verstärkten sich durch den Verlust ihres kleinen Handelsgeschäfts, das sie während der Behandlungszeit nicht weiter betreiben konnte. Das wiederum führte zu großen finanziellen Sorgen.

Zum Glück ließ ihre Gemeinde Amira nicht im Stich: Sie versorgte sie mit den nahrhaften Lebensmitteln, die sie für eine erfolgreiche Behandlung benötigte. Schon bald wirkten die Medikamente, der Husten und die Schmerzen in der Brust ließen nach – und Amiras Appetit kehrte zurück.

Nun, da es ihr besser geht, will Amira etwas zurückgeben. Sie freut sich darauf, wieder zu arbeiten, wenn es ihr Gesundheitszustand erlaubt, und sie will zur Aufklärung beitragen: „Ich verstehe jetzt, worum es bei Tuberkulose geht“, sagt sie. „Ich werde andere schützen, indem ich dieses Wissen mit meiner Familie und meinen Freunden teile. Tuberkulose ist eine heilbare Krankheit.“

Schon mit ihrer Diagnose konnte Amira anderen helfen: Die Menschen in ihrem direkten Umfeld wurden ebenfalls auf TB getestet und bei fünf Kindern wurde festgestellt, dass sie eine vorbeugende Behandlung benötigten. Sie begannen sofort mit dieser Präventivtherapie und konnten so ihr Risiko, an aktiver Tuberkulose zu erkranken, deutlich verringern.

Ehemalige TB-Patient:innen: Kraftvolle Fürsprache für das eigene Wohlbefinden

Die Geschichte von Amira zeigt, wie nachhaltig und holistisch die Tuberkulose-Aktivitäten auf Gemeindeebene funktionieren: Durch die proaktiven Untersuchungen werden nicht nur Infektionen frühzeitig erkannt und Ansteckungsketten durchbrochen. Die begleitenden Aufklärungsmaßnahmen helfen auch, Stigma abzubauen und Informationen zu vermitteln. So werden Betroffene ermutigt, ihre Geschichten zu erzählen – was wiederum dazu führt, dass sich mehr Menschen untersuchen und behandeln lassen. Als kraftvolle Fürsprecher:innen für das eigene Wohlbefinden, aber auch das ihrer Gemeinschaften, schaffen sie so einen Domino-Effekt.

Dieser ganzheitliche Ansatz rettet Leben und stärkt die Widerstandsfähigkeit. Denn schließlich geht es nicht nur darum, eine spezifische Krankheit zu bekämpfen. Es geht um die Schaffung einer gesünderen, hoffnungsvolleren Zukunft – ein Ziel, das nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden kann.