(Würzburg, 23. März 2020) – Für die meisten Menschen hierzulande ist die aktuelle Corona-Pandemie eine zutiefst verunsichernde Erfahrung. Die Fallzahlen sind hoch, die Maßnahmen der Politik drastisch und die Medien kennen kaum noch ein anderes Thema. Doch auch in Zeiten von Corona nimmt die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe den Welt-Tuberkulose-Tag am 24. März zum Anlass, um auf die Armutskrankheit aufmerksam zu machen. "Für Millionen von Tuberkulose Betroffene stellt Corona eine extreme Gefahr dar, weil ihre Lungen aufgrund der Erkrankung vorgeschädigt sind, ihre Grundkonstitution armutsbedingt schlecht ist und es ihnen an Zugängen zu adäquater Gesundheitsversorgung fehlt", so Burkard Kömm, DAHW-Geschäftsführer. Es sei davon auszugehen, dass die jährlich rund 1,5 Millionen TB-Todesopfer infolge von Corona noch weiter steigen werden. "Auch wenn wir in Sorge um unser eigenes Wohl sind: Diese Menschen dürfen wir nicht vergessen. Jedes Leben zählt!"
Der Begriff "Risikogruppe" ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in aller Munde: In Deutschland und den Nachbarländern sind ältere Menschen und Patient*innen mit einer Vor- bzw. Co-Erkrankung besonders gefährdet, an einer Infektion mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 zu sterben. Bei Betroffenen mit intaktem Immunsystem hingegen verläuft eine Erkrankung an COVID-19 in der Regel eher mild. "In unseren Projektländern in Asien und Afrika sind es vor allem von Tuberkulose (TB) Betroffene, für die eine Corona-Infektion sehr wahrscheinlich tödlich endet", weiß Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. Laut WHO erkranken jedes Jahr rund 10 Millionen Menschen neu an TB, darunter etwa eine Million Kinder.
TB trifft die Ärmsten – Corona auch
Tuberkulose trifft die Ärmsten und Schwächsten: "Ihr Infektionsrisiko ist aufgrund von miserablen Ernährungs-, Hygiene- und Wohnverhältnissen besonders hoch und der Zugang zu einer medizinischen Versorgung besonders schlecht", so Kömm. "Und so entscheidet die Frage, wo ein Mensch lebt, darüber, ob er eine TB-Erkrankung überlebt." Nun komme Corona erschwerend hinzu: "Wer sieht, vor welche Herausforderung die Corona-Pandemie hiesige gut aufgestellte Gesundheitssysteme stellt, der braucht nicht viel Fantasie, um sich die Situation in Ländern mit schwächeren Infrastrukturen vorzustellen." Der wichtige Spezial-Mundschutz, der bei der Behandlung von Tuberkulose-Patient*innen vor einer Ansteckung schützt, sei beispielsweise längst nicht mehr verfügbar, und Beatmungsgeräte habe es schon vor Corona zu wenige gegeben.