22. März 2020

Tuberkulose in Zeiten von Corona: "Jedes Leben zählt!"

Auch wenn Corona die Medien beherrscht: Die rund 1,5 Millionen Tuberkulose-Toten und 10 Millionen Neu-Infizierten weltweit dürfen nicht vergessen werden. Am 24. März 2020 ist Welt-Tuberkulose-Tag.

(Würzburg, 23. März 2020) – Für die meisten Menschen hierzulande ist die aktuelle Corona-Pandemie eine zutiefst verunsichernde Erfahrung. Die Fallzahlen sind hoch, die Maßnahmen der Politik drastisch und die Medien kennen kaum noch ein anderes Thema. Doch auch in Zeiten von Corona nimmt die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe den Welt-Tuberkulose-Tag am 24. März zum Anlass, um auf die Armutskrankheit aufmerksam zu machen. "Für Millionen von Tuberkulose Betroffene stellt Corona eine extreme Gefahr dar, weil ihre Lungen aufgrund der Erkrankung vorgeschädigt sind, ihre Grundkonstitution armutsbedingt schlecht ist und es ihnen an Zugängen zu adäquater Gesundheitsversorgung fehlt", so Burkard Kömm, DAHW-Geschäftsführer. Es sei davon auszugehen, dass die jährlich rund 1,5 Millionen TB-Todesopfer infolge von Corona noch weiter steigen werden. "Auch wenn wir in Sorge um unser eigenes Wohl sind: Diese Menschen dürfen wir nicht vergessen. Jedes Leben zählt!"

Der Begriff "Risikogruppe" ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in aller Munde: In Deutschland und den Nachbarländern sind ältere Menschen und Patient*innen mit einer Vor- bzw. Co-Erkrankung besonders gefährdet, an einer Infektion mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 zu sterben. Bei Betroffenen mit intaktem Immunsystem hingegen verläuft eine Erkrankung an COVID-19 in der Regel eher mild. "In unseren Projektländern in Asien und Afrika sind es vor allem von Tuberkulose (TB) Betroffene, für die eine Corona-Infektion sehr wahrscheinlich tödlich endet", weiß Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. Laut WHO erkranken jedes Jahr rund 10 Millionen Menschen neu an TB, darunter etwa eine Million Kinder.

TB trifft die Ärmsten – Corona auch

Tuberkulose trifft die Ärmsten und Schwächsten: "Ihr Infektionsrisiko ist aufgrund von miserablen Ernährungs-, Hygiene- und Wohnverhältnissen besonders hoch und der Zugang zu einer medizinischen Versorgung besonders schlecht", so Kömm. "Und so entscheidet die Frage, wo ein Mensch lebt, darüber, ob er eine TB-Erkrankung überlebt." Nun komme Corona erschwerend hinzu: "Wer sieht, vor welche Herausforderung die Corona-Pandemie hiesige gut aufgestellte Gesundheitssysteme stellt, der braucht nicht viel Fantasie, um sich die Situation in Ländern mit schwächeren Infrastrukturen vorzustellen." Der wichtige Spezial-Mundschutz, der bei der Behandlung von Tuberkulose-Patient*innen vor einer Ansteckung schützt, sei beispielsweise längst nicht mehr verfügbar, und Beatmungsgeräte habe es schon vor Corona zu wenige gegeben.

Wenn Corona besiegt ist, wird TB noch da sein

Seit Jahrzehnten baut die DAHW mithilfe von Spenden und Drittmitteln nationale TB-Kontrollprogramme mit auf, aktuell setzt sie in elf Ländern TB-Projekte um. Dabei konzentriert sich das Würzburger Hilfswerk darauf, zusammen mit seinen lokalen Partnern in schwer zugänglichen Regionen, Slums, Gefängnissen oder Flüchtlingscamps Betroffene zu finden und sie während der langwierigen Tuberkulose-Behandlung zu begleiten. "Corona stellt auch uns vor große Herausforderungen und hat bereits Auswirkungen für unsere Begünstigten", macht Kömm deutlich. Er begrüße sehr, dass angesichts der Corona-Pandemie Regierungen und Unternehmen kurzfristig sehr viele Ressourcen und finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um Menschenleben zu retten. "Bleibt zu hoffen, dass wir diese Krise bald überstanden haben – und in Zukunft auch für den Kampf gegen andere globale Gesundheitsprobleme wie Tuberkulose mehr Geld in Forschung, Diagnostik und Logistik investiert wird."


Was ist Tuberkulose?

Die früher als Schwindsucht bekannte Infektionskrankheit Tuberkulose wird durch das Bakterium "Mycobacterium tuberculosis" hervorgerufen, das 1882 von Robert Koch entdeckt wurde. TB befällt vor allem die Lunge, kann aber auch in jedem anderen Organ auftreten. Schätzungen zufolge trägt jeder dritte Mensch den TB-Erreger in sich, doch bei einem intakten Immunsystem kann der Ausbruch der Krankheit Jahrzehnte lang ausbleiben. Unter- oder Mangelernährung, schlechte Hygienebedingungen und dauerhafter Stress hingegen begünstigen den Ausbruch einer Infektion, weshalb TB als Armutskrankheit gilt.

Die WHO zählt TB zu den zehn häufigsten Todesursachen weltweit, dabei ist sie mit einem Mix aus vier Antibiotika, der mindestens sechs Monate eingenommen werden muss, heilbar. Da viele Patient*innen die Einnahme vorzeitig abbrechen, kommt es zu Medikamenten-Resistenzen, die eine Diagnose und Behandlung deutlich komplizierter, langwieriger und teurer machen. Die meisten TB-Fälle finden sich in Ländern Asiens und Afrikas. Dort sind es Menschen, die in Slums, Flüchtlingscamps, Gefängnissen oder entlegenen Regionen leben, die wegen der schlechten Lebensbedingungen und fehlender medizinischer Versorgung besonders gefährdet sind.

Was ist der Welt-Tuberkulose-Tag?

Am 24. März 1882 beschrieb der deutsche Mediziner Robert Koch, Namensgeber des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin, erstmals den Erreger der Tuberkulose, das „Mycobacterium Tuberculosis“. 100 Jahre später erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO den 24. März zum Welt-Tuberkulose-Tag.

An diesem Tag gedenken Organisationen wie die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe der Millionen Opfer der Krankheit und machen darauf aufmerksam, dass es mehr Anstrengungen bedarf, um das globale Gesundheitsproblem TB zu bewältigen. Weitere Informationen unter www.dahw.de/Welt-Tuberkulose-Tag


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