Würzburg, 18.06.2025: Mit einer emotionalen Abschlussveranstaltung ist die letzte Trainingsrunde für ukrainische Psychotherapeut:innen in Würzburg im Rahmen eines DAHW-Projekts zu Ende gegangen. Nach einer Woche intensiver Fortbildung kamen Teilnehmende, Förder:innen und Finanzierende im Hof des Rudolf Alexander Schröder-Hauses in Würzburg zusammen. Die Ukrainer:innen waren im Rahmen eines mit Mitteln des Bündnis Entwicklung Hilft (BEH) finanzierten und den Würzburger Lions koordinierten DAHW-Projekts in der EMDR-Methode geschult worden. Das Akronym steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing und die Technik soll es ermöglichen, Menschen, die Kriegstraumata davongetragen haben, rasch und unkompliziert psychotherapeutisch zu unterstützen.
18. Juni 2025
Ukraine-Krieg: Gemeinsam gegen Kriegstraumata

„Diese Methode ist ein bisschen wie zaubern“, erklärt Dr. Marion Schowalter, Leiterin der Trauma-Ambulanz an der Uniklinik Würzburg, die die Schulungen in Würzburg durchführt. Denn: Beim EMDR-Verfahren wird das Trauma durch Augenbewegungen verarbeitet – und das ist hoch effektiv. „Manchmal ist das Trauma in einer Stunde durch“, so Dr. Schowalter. Und es funktioniert tatsächlich – das wurde während einer Live-Schalte in die Ukraine deutlich. Zugeschaltet waren Teilnehmer:innen vergangener Schulungen und sie berichteten aus ihrem Alltag, in dem sie das in Deutschland Erlernte anwenden. Das Fazit: Die EMDR-Methode bewährt sich auch in der Praxis. Eine große Motivation für die frisch geschulten Psychotherapeut:innen in Würzburg.
Zur Abschlussveranstaltung kam auch der Generalkonsul der Ukraine in München, Yurii Nykytiuk. Er wies darauf hin, dass eine große Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung in unterschiedlichem Ausmaß durch den aktuellen Krieg traumatisiert ist. Der Bedarf an psychotherapeutischer Unterstützung sei also riesig. Auch prominente Würzburger:innen aus Politik und Medizin waren bei der Veranstaltung vertreten: Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der in den vergangenen Jahren bereits mehrfach in die Ukraine gereist ist, der Schwerpunktleiter Infektiologie und Tropenmedizin am Uniklinikum Würzburg, Prof. Dr. August Stich, sowie von den Grünen die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina, die Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Sandra Vorlová und Stadtrat Matthias Pilz. DAHW-Vorstand Joachim Beringer, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, zeigte sich bewegt. „Als Abschiedsgeschenk wurden uns Muscheln überreicht, die von der ukrainischen Marine aus dem Meer gefischt wurden – als ‚Beifang‘ beim Bergen russischer Bomben sozusagen“, erzählt er. „Sie sollen uns ein Stück der Realität in der Ukraine vermitteln.“ Eine beeindruckende Geste, die in Erinnerung bleiben wird.
Doch von den Fortbildungen in Würzburg sollen nicht nur Souvenirs und gute Erinnerungen zurückbleiben. Das Wissen muss weitergetragen werden – gerade angesichts des hohen Bedarfs an Psychotherapie, der sich in der Ukraine abzeichnet. Deshalb wird noch eine weitere Schulung stattfinden – diesmal online: Ausgewählte Teilnehmer:innen der bisherigen Trainings werden darin selbst zu Coaches ausgebildet. Anschließend sollen sie vor Ort ihre Kolleg:innen in der EMDR-Methode schulen. „Damit gewährleisten wir, dass unser Projekt nachhaltig funktioniert“, erklärt DAHW-Vorstand Beringer, „und die Kapazität der psychotherapeutischen Leistungen in der Ukraine wird so sukzessive erhöht.“ Der riesige Bedarf, so die Hoffnung, kann so nach und nach reduziert werden. Allerdings bedarf es dazu auch weiterhin erheblicher finanzieller Mittel, die es derzeit noch nicht gibt.